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Kleiner Hund und große Liebe

Kleiner Hund und große Liebe

Titel: Kleiner Hund und große Liebe
Autoren: Berte Bratt
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vermacht.“
    Wenn ich sage, daß mir die Worte fehlten, ist es buchstäblich wahr. Wir sahen uns an, alle vier, fragend, sprachlos. Es war Marcus, der als erster die Sprache wiederfand.
    „Ein ganzes Haus? Hat Elaine ein ganzes Haus für sich allein?“ „Wenn sie will, ja“, sagte Papa. „Aber ich hoffe doch, daß sie uns einladen wird, mit ihr in den Ferien dort zu wohnen! Wir werden schon. aber Elainchen, du weinst ja!“
    Genau das tat ich. Ich weinte dicke Tränen, ich weinte so, daß Mama mich in die Arme nahm und versuchte, mich zu beruhigen.
    „Ich bin ja so glücklich“, stammelte ich. „Und ich bin so unglücklich! Oh, warum hat Tante Elsbeth mir das nicht erzählt -warum gab sie mir nicht die Möglichkeit, ihr zu danken, ihr zu erzählen, wie wahnsinnig ich mich freue! Ihr könnt euch ja nicht vorstellen, das Haus ist so schön, und das große Grundstück - und die Heide - und das süße kleine Dorf. Ihr ahnt ja nicht, was wir da alles anfangen können! Ach, wenn ich ihr bloß hätte danken können!“
    Derselbe Gedanke erfüllte uns wohl alle. Daß die gute Tante Elsbeth uns so großzügig in ihrem Testament bedacht hatte!
    Wir bekamen die Erklärung am folgenden Tag, denn da kam Udo von Krohn, um uns zu besuchen. Er hatte allerlei mit Papa und Mama zu besprechen, erstens wegen meines Hauses - ja, meins! - und dann wegen unserer Wohnung hier.
    „Ja, ich wußte das mit Mamas Testament“, nickte er. „Und ich bin sehr froh über diese Bestimmung. Sehen Sie, Mama hing sehr an dem Haus, und der Gedanke, daß es in fremde Hände kommen sollte, tat ihr direkt weh. Aber ehrlich gesagt, mir wäre es eine Last gewesen. Ich bin sozusagen eingedeckt mit Sommerhäuschen. Ich wünschte oft, daß Mama einen Menschen finden würde, der das Haus genauso gern hätte wie sie selbst. Dann fand sie zum Glück diesen Menschen - nicht wahr, Elaine? Ja, nun wollte ich vorschlagen, daß wir so bald wie möglich zusammen hinfahren; es sind ein paar alte Familienstücke da, die ich gern haben möchte, aber die neueren Möbel, Bettwäsche, Tischwäsche und Kleinkram, das kann alles da bleiben. So wünschte es meine Mutter.“
    Als Mama über den phantastischen, kostbaren Teppich etwas sagte, lächelte Udo von Krohn ein bißchen.
    „Ist es Ihnen denn nicht klar, Frau Grather, wie sehr meine Mutter an Ihnen hing? Wissen Sie nicht, wie seelenruhig wir verreisen konnten?
    ,Mama hat ja die Grathers’, hieß es bei uns immer. Wer hat sie bekocht, als Frau Janssen krank war? Sie, Frau Grather! Wer kam mit dem Werkzeugkasten und führte Reparaturen aus, wenn etwas kaputt war? Sie, Herr Grather! Wer machte Besorgungen, wer lief zur Post, wer.“
    „Das tat Elaine“, sagte Marcus. „Aber ich habe ihr jeden Tag die Zeitung aus dem Briefkasten geholt und vor die Tür gelegt!“
    „Wer hat sich rührend um unsere Tiere gekümmert, wenn wir verreist waren?“ sagte Papa.
    „Wer hat uns überhaupt aus der großen Klemme geholfen, als wir händeringend eine Wohnung in Frankfurt suchten?“ ergänzte Mama. Udo von Krohn lächelte.
    „Erinnern Sie sich noch an den Tag, Frau Grather? Damals hießen Sie noch Fräulein Bonassi, und wir sprachen Französisch miteinander, weil Sie sich im Deutschen unsicher fühlten. Jetzt kann ich ja verraten, was meine Mutter damals sagte, als Sie sich verabschiedet hatten: „Udo, diesem entzückenden kleinen Menschenkind möchte ich helfen! Wir wollen die Einliegerwohnung in Ordnung bringen, die kriegt sie. Diese liebe kleine Frau möchte ich gern im Haus haben!’“
    „Wenn auch die liebe kleine Frau ein Riesenmannsbild im Schlepptau hatte“, lächelte Papa. „Wissen Sie, Herr von Krohn, die siebzehn Jahre hier im Haus waren ungetrübt schön, es war wunderbar in der kleinen Wohnung unten und herrlich, als wir damals die ganze erste Etage bekamen. Ja, nun ist wohl die Frage, wie es weitergehen soll. Wollen Sie das Haus vermieten oder verkaufen, oder.“
    „Wenn ich einen Käufer finde, verkaufe ich“, sagte Herr von Krohn. „Sonst vermiete ich einfach Mamas Wohnung. In dem Fall bleibt Ihr Mietvertrag natürlich unverändert. Wir werden mal sehen, wie sich alles entwickelt. Aber zuerst das Wichtigste, die Übergabe von Elaines Haus. Nächstes Wochenende - halt, da haben wir den ersten Mai, das ist ein Montag, also ein verlängertes Wochenende. Hast du an dem Samstag schulfrei, Elaine? - Fein! Wollen wir dann hinfahren? Die Tiere können Sie hierlassen, Frau Janssen kümmert sich um
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