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Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters

Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters

Titel: Kleine Kulturgeschichte des Mittelalters
Autoren: Karl Brunner
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Männer wie für Frauen der Gürtel – ein Statussymbol. Daran hing beim Mann zumindest eine Waffe, bei der Frau ein Schlüsselbund, bei geistlichen Personen oft ein Säckchen mit Schreibgerät. Die Gürtelschnalle war schon seit vorgeschichtlicher Zeit ein wichtiges Element der Repräsentation.
    Die wichtigsten Schmuckstücke sind bei Frauen Ohrringe und Halsketten, bei beiden Geschlechtern der Ring, der auch ein Symbol des Ranges sein konnte und ein beliebtes Freundschaftsgeschenk war. Das Obergewand wurde am Hals durch eine wertvolle Brosche zusammengehalten, den «Fürspan». Dazu kamen neben den Stickereien, oft mit Gold- und Seidenfäden, Tüchlein, Quasten, Fältchen und – nicht nur bei Narren – Schellen am Gewand.
    Das repräsentative Kleidungsstück schlechthin für beiderlei Geschlechter war der Mantel, nicht selten einfach ein großes, halbkreisförmiges Stück Stoff. Er war möglichst pelzbesetzt, wobei der Preis nach oben keine Grenzen hatte. Eine Mantelgabe – wie jene vom Passauer Bischof für Walther von der Vogelweide (S. 48) – war Auszeichnung und Anerkennung.
    Der Auftritt von Damen kann in Dichtungen viele Strophen füllen, aber auch in der Realität – bei Hoftagen etwa – so manches Haushaltsbudget sprengen. Eine Ausstattung für den Hof konnte durchaus ebenso viel kosten wie eine Rüstung. Der Handel mit Tuchen, Stoffen und Pelzen verlief quer über den europäischen Kontinent und reichte im Falle der Seide bis nach China.
    Aber auch einfache Leute brauchten Mäntel, die in der Nacht als Decken dienten. Im 13. Jahrhundert wird erwähnt, dass ein Knecht ein halbes Jahr arbeiten musste, um sich einen Mantel zu kaufen. Ordentliches Schuhwerk besaß ein Großteil der Bevölkerungnicht, wenigstens im Ersten Mittelalter. Man behalf sich in der schlechten Jahreszeit mit Fußwickeln. Mönche – und wohl auch Nonnen – sollten einmal im Jahr neues Schuhwerk bekommen und besaßen einfache Mäntel mit Kapuze; auch einer aus Lammfell ist für einen Heiligen überliefert.
    Der Kopf einer verheirateten Frau war mit dem «Gebände» bedeckt, sie war «unter der Haube». Mit Material und Fältchen konnte man dabei allerlei Luxus betreiben, darüber auch noch einen Hut tragen. Auch Männer trugen Hüte in verschiedenen Formen. An den Händen hatte man Handschuhe, oder man steckte sie in der kalten Jahreszeit in einen Muff, womöglich mit Innenpelz.
Lebenskreis
Zeugung, Schwangerschaft, Geburt
    Im Ersten Mittelalter, also etwa bis zum 13. Jahrhundert, war jedes Kind, das man durch die gefährlichen ersten Jahre mit ihren damals unbeherrschbaren Krankheiten bringen konnte, eine Kostbarkeit. Für die unteren Schichten waren Kinder billige Arbeitskräfte und die einzige Altersversicherung, für die oberen sicherten sie die Fortsetzung der Familie und stellten durch ihre Ehen wichtige politische Verbindungen her oder festigten sie. Wenn ein Kind eine geistliche Laufbahn einschlug, schuf das eine direkte Verbindung zur mächtigen Instanz der Kirche, aber auch zu Gott, vor dessen Gericht man nach einem nur allzu kurzen Leben, in dem man ständig vom Tod umgeben war, bald stehen würde.
    Dementsprechend wurde früh geheiratet, und für eine junge Frau war Schwangerschaft fast der Normalzustand. Das Heiratsalter lag im Ersten Mittelalter bei Mädchen knapp über 12, bei Knaben etwas über 15 Jahren, erst im Zweiten Mittelalter, als man wegen der besseren Überlebenschancen nicht mehr so viele Kinder bekommen musste, stieg es. Die vielen Geburten schwächten,unter anderem durch den Blut- und somit Eisenverlust, die Gesundheit von Frauen, wenn sie nicht ein ausreichendes und ausgeglichenes Nahrungsangebot bekamen.
    Eine geschlechtliche Vereinigung ohne die Absicht, ein Kind zu zeugen, war von kirchlicher Seite verboten, und damit auch jede Form von Empfängnisverhütung. In den Gesetzesbüchern und Beichtspiegeln liest man aber von abtreibenden Tränken und Zaubermitteln, deren Verwendung selbstverständlich ebenfalls streng verboten war. Allerdings galt der Fötus erst als beseelt, wenn er menschliche Gestalt angenommen hatte; man rechnete etwa mit 40 Tagen. Ab diesem Zeitpunkt galt eine Abtreibung als Kindestötung im eigentlichen Sinn. Kindesweglegung und Aussetzung waren durchaus ein soziales Problem.
    Die Geburt und das Wissen darum waren ausschließlich Frauensache. Nur in den Klöstern gab es medizinische Handschriften, deren Inhalt bis in die Antike zurückgeht. Unter dem Namen einer historisch
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