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Klatschmohn

Klatschmohn

Titel: Klatschmohn
Autoren: Anke Greifeneder
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hören, bevor eine zum Einkaufen geschickt wurde.

    »Für mich ein Evian, eine Packung Marlboro lights und die weißen Wattebausche von dm bitte.«

    Die Vorstellung ließ mich kichern, und ich flüsterte sie Katharina, die sich mir pikiert zugewandt hatte, ins Ohr.

    Sie schüttelte den Kopf.

    »Du bist doch nur neidisch«, flüsterte sie hinter vorgehaltener Hand zurück.

    Natürlich war ich das und schwor mir dringend, eine Obstwoche einzulegen.

    Von den Kreationen verstand ich nicht viel. Nur an den verschiedenen »Ahs« und »Ohs« konnte ich erkennen, wann ein Stück gelungen war. Zum Glück musste ich nur über die Show und anwesenden Promis schreiben.

    Zu Anfang befürchtete ich, den ein oder anderen wichtigen Szenegänger nicht zu erkennen, aber Katharina war ein wandelndes »Who is Who?«, und wenn sie jemanden nicht erkannte, war er eh nicht interessant genug.

    Da »update« ein trendiges, junges Magazin war, kam es vor allem auf Szenemenschen an, die sich meistens freundlicher weise so auffällig benahmen, dass auch dem Letzten klar wurde, dass sie unbedingt aufs Foto mussten.

    Nachdem das letzte Model den blanken perfekten Busen durch einen Hauch von Stoff hatte durchblitzen lassen und die Designerin, die so überhaupt nicht nach Model aussah, auf den Laufsteg gekommen war, und alle frenetischen Beifall gespendet hatten, ging es zur Aftershowparty, die - man höre und staune - mit Essen aufwartete!

    Natürlich mit der kalorienarmen Variante. Sushi, viel Obst und Salat.

    Es gab sogar ein Salatdressing für ganz Übermütige.

    »Schau mal, Katharina, es gibt doch etwas zu essen«, freute ich mich.

    »Na, super, dann sind die Toiletten alle besetzt, und ich muss dringend.«

    »Katharina, komm mir jetzt nicht mit der Bulimie-Nummer. Du kannst das nicht verallgemeinern.«

    Katharina zog die Augenbrauen hoch und seufzte. »Dein guter Glaube in Ehren, aber wo lebst du eigentlich?«

    In einer Welt, in der ich versuchte, mich nicht mit Vorurteilen abzugeben.
    Ich glaubte den Mädels, dass sie eben einfach einen guten Stoffwechsel oder eine Schilddrüsenüberfunktion hatten und deshalb in der beneidenswerten Lage waren, alles essen zu können. Meine Freundin Anna gehörte auch zu dieser glücklichen Spezies und hatte es satt, dass alle eine Essstörung vermuteten.

    Und warum sollte das bei Models anders sein?

    Nun gut, einmal hatte ich schon gestutzt, als Naomi in einem Interview verlauten ließ, dass sie normal esse und ab nächster Woche sogar wieder Kohlenhydrate zu sich nehmen würde.

    Und Felicitas Klee, unsere tolle Felicitas Klee, sagte, sie sei nicht umsonst so rank und schlank, sondern müsse diszipliniert essen und trainieren. Sie würde sich immer wundern, wenn sich Menschen bei einem Abendessen alle Gänge reinschaufelten, während sie brav an ihrem Gemüse kaute, und dann fragten: »Wie schaffen Sie es nur, eine so tolle Figur zu halten?«

    Heidi Klum sah wenigstens gesund aus und hatte diese natürliche, humorvolle Art.

    Die Aftershowparty war ein voller Erfolg - für mein Selbstwertgefühl! Wie kann man auch freiwillig nach einer durchzechten Nacht auf eine Modelparty gehen? Und nein, Models sehen nicht erst nach stundenlanger Arbeit mit hundert Visagisten und Stylisten nach was aus!

    Das ist ein Gerücht, um uns Normalsterblichen Mut zu machen. Diese großen schlanken Mädels mit unglaublichen Haaren, Haut und Zähnen waren auch so einfach umwerfend. Natürlich gab es Ausnahmen, aber wer behauptet, man würde ein Model im normalen Leben nicht erkennen, lügt!

    Katharina stupste mich in die Seite. »Schau mal, da kommt die Fashionpolizei!«

    Wer? Katharina wusste inzwischen, dass ich völlig unbedarft war, und klärte mich auf.

    »Das sind Laurent und Oliver, die Fashionpolizei. Sie bestimmen, was hop oder top ist, und wählen jedes Jahr die Menschen des Jahres, die am besten oder schlechtesten gekleidet sind. Diese Liste wird immer in den großen vier Magazinen veröffentlicht, und die Beurteilungen sind gnadenlos. Sämtliche Boulevardsendungen nehmen die Liste als Vorlage, und wenn du erst mal bei hop stehst, bekommst du garantiert keine Designerklamotten umsonst, um Werbung zu machen. Da fangen gleich alle an zu zittern und unterhalten sich besonders nett mit ihnen.«

    Aha! Dass Laurent und Oliver selber nach so gar nichts aussahen, schien niemanden zu stören. Was sollte ich nur über diese Veranstaltung schreiben?
    »Botox ist das neue Schwarz?«

    Mich beschlich das
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