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Klassentreffen (German Edition)

Klassentreffen (German Edition)

Titel: Klassentreffen (German Edition)
Autoren: Julia Schöning
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wenig schmunzeln.«
    Franzi lachte. »Ich kann mir vorstellen, woran du gedacht hast.«
    »Ganz genau. An uns beide, wie wir uns mit vierzehn heimlich eine Zigarette teilen wollten. Meine Güte, bin ich aufgeregt gewesen.« Meikes Finger verknoteten sich.
    »Ich aber auch. Das kannst du mir glauben. Und als dann Frau Schumann um die Ecke kam . . .« Franzi schüttelte belustigt den Kopf. »Da ist mir vielleicht das Herz in die Hose gerutscht.«
    »Ich glaube, ich hatte danach niemals wieder das Gefühl, etwas so Verbotenes zu tun.« Die Erinnerung ließ Meikes Wangen erröten. »Und meine Eltern waren natürlich gar nicht begeistert, als der Direktor sie kurz darauf angerufen hat.«
    »Ich habe meine Eltern auch schon besser gelaunt erlebt. Aber dass dein Vater dir zwei Wochen verboten hat, dich mit mir zu treffen, das fand ich übertrieben.« Es war das erste Mal gewesen, dass Meikes Vater Franzi ganz direkt beschuldigt hatte, Meike zu verführen. Wenn auch nur zu einer Zigarette . . . Gut, dass er mehr nicht wusste.
    »Das war schon eine schöne Zeit damals mit uns«, seufzte Meike.
    Ihre Blicke trafen sich. Sofort spürte Franzi wieder dieses Kribbeln in ihrer Magengegend. »Das war es wirklich.«
    Meike holte tief Luft, ehe sie sich von Franzis Augen löste. »Franzi . . .«, begann sie. »Damals . . . also . . . auf der Klassenfahrt . . .«
    Franzi schluckte. Es war klar, was kommen würde, und wahrscheinlich war es längst überfällig, dass sie noch einmal in Ruhe darüber sprachen. Neulich in Meikes Wohnung hatte sie es unbedingt gewollt. Aber jetzt machte es sie auf einmal sehr nervös.
    »Was hat dir das bedeutet?«, stellte Meike ihre Frage.
    Franzi rieb sich über den Nasenrücken. Die ehrliche Antwort war: Dieser Kuss auf der Klassenfahrt war die Erfüllung zahlreicher Träume gewesen. Aber er hatte so schmerzhafte Folgen gehabt, dass es ihr schwerfiel, sich die Gefühle von damals zu vergegenwärtigen, ohne allzu emotional zu werden. »Meike, du weißt, dass du immer meine beste Freundin warst. Und irgendwann – ich weiß überhaupt nicht mehr, wann das genau war – ist für mich aus dieser Freundschaft plötzlich mehr geworden. Ich habe mich zu dir hingezogen gefühlt.« Franzi zupfte an der Tischdecke und vermied es, Meike anzusehen. Sie war sich sicher, dass Meike das damals bemerkt hatte, auch wenn sie versucht hatte, es zu überspielen. »Ich wollte das überhaupt nicht, weil ich unsere Freundschaft nicht riskieren wollte, aber gegen diese Gefühle konnte ich mich einfach nicht wehren. Und es war ja nicht nur, dass du meine beste Freundin warst . . . du warst auch noch dazu eine Frau. Das war eine sehr verwirrende Zeit für mich.«
    Meike griff über den Tisch hinweg nach Franzis Händen. »Und ich konnte dir nicht beistehen«, murmelte sie. »Ich hatte nicht den Mut dazu. Ich habe gemerkt, dass dich etwas beschäftigt. Und manchmal hast du mich plötzlich so komisch angesehen. Aber ich wollte das nicht wahrhaben. Bis dahin hat es so etwas in meiner Welt nicht gegeben.«
    »Ach, Meike, ich mache dir deswegen gar keine Vorwürfe. Ich kann dich verstehen.« Franzi biss sich auf die Unterlippe. »Und auf der Klassenfahrt . . . ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte. Wir hatten so viel Spaß miteinander, sind uns so nahe gekommen, und irgendwie konnte ich dann nicht widerstehen. Ich musste dich einfach küssen.«
    »Es war ein schöner erster Kuss für mich. Schöner hätte ich mir mein erstes Mal nicht vorstellen können«, gestand Meike. Sie lächelte Franzi an.
    »Aber trotzdem hat er alles zwischen uns zerstört.« Franzi runzelte die Stirn. »Auch wenn wir nie darüber geredet haben – danach hast du dich von mir distanziert. Es ist nicht so, als könnte ich das nicht nachvollziehen. Aber verletzt hat es mich trotzdem. Ich habe nicht nur meine erste große Liebe verloren, sondern meine beste Freundin noch dazu.« Für einen Moment schloss Franzi die Augen. Auch nach all den Jahren schmerzte diese Erinnerung. Damals war sie halbwegs schnell darüber hinweggekommen – jedenfalls hatte sie das bis zum Abend des Klassentreffens gedacht. Sie hatte sich bald neu verliebt, und dieses Mal war ihre Liebe erwidert worden. Aber die Zurückweisung hatte eine Narbe hinterlassen, deren Tiefe ihr erst jetzt richtig bewusst wurde.
    »Deine erste große Liebe?« Meike ließ Franzis Hände los und richtete sich kerzengerade auf ihrem Stuhl auf.
    »Na ja . . .«, gab
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