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Klara Fall, der Lakritzräuber und ich

Klara Fall, der Lakritzräuber und ich

Titel: Klara Fall, der Lakritzräuber und ich
Autoren: Ravensburger
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Hast du was entdeckt?“

    Natürlich wollte ich es ein bisschen spannend machen. Daher schilderte ich Klara erst mal ausführlich, wie ich ins Badezimmer eingestiegen war und dann das Wohnzimmer und anschließend das Schlafzimmer durchsucht hatte.
    Gerade als ich an der interessantesten Stelle, dem Geldfund im Schrank, angelangt war, kam eine lange, dünne Gestalt im gelben T-Shirt um die Ecke gefegt: Klaras Vater. Er stürzte mit wedelnden Armen auf uns zu, als müsse er seine Tochter einem grausigen Ungeheuer entreißen. „Ist alles in Ordnung?“, rief er aus. „Ich habe gerade Oskar, Benni und diese anderen Jungs getroffen. Die haben behauptet, du seist fast erstickt!“
    Anscheinend funktionierte der Nachbarschaftsfunk in unserer Siedlung bestens.
    Klara schüttelte den Kopf. „Keine Angst, Papa, es ist alles okay.“
    „Wirklich?“ Klaras Vater sah besorgt aus.
    Plötzlich hörte ich die ängstliche Stimme meiner Mutter von oben. „Wer ist fast erstickt? Was ist passiert?“
    Mama hing halb aus unserem Küchenfenster. „Bleibt da, ich komme runter!“
    Eine Minute später stand Mama außer Atem neben uns. Nachdem wir auch ihr versichert hatten, dass weder Klara noch ich zu irgendeinem Zeitpunkt in Lebensgefahr geschwebt hatten (na ja …), beruhigte sie sich allmählich.
    Sie lächelte Klaras Vater verlegen an. „Tut mir leid, dass ich eben so panisch reagiert hab, aber …“
    „Ich hatte doch selbst Angst!“ Klaras Vater lachte. „Ich bin übrigens Bastian, Bastian Fall, Klaras Papa.“ Er streckte Mama die Hand hin. „Meine Tochter haben Sie ja schon kennengelernt, oder?“
    „Ihr zwei wollt euch doch wohl nicht siezen?“, platzte Klara heraus.
    Jetzt lächelte auch Mama. „Stimmt, das ist wirklich nicht nötig.“ Sie schüttelte seine Hand. „Ich bin Karen! Jannis und ich sind erst vor ein paar Tagen da oben eingezogen.“ Mama zeigte auf den zweiten Stock. „Ist noch ziemlich chaotisch bei uns!“
    „Das kann ich mir vorstellen.“ Klaras Vater zögerte. „Aber wenn Sie, also … äh, wenn du mal Hilfe brauchen solltest, Schrank aufbauen oder so, dann sag Bescheid. Ich hab eine gute Werkzeugkiste.“
    „Die du nur nie benutzt“, neckte Klara ihn.
    „Freche Nuss!“ Ihr Vater knuffte sie in die Seite.
    „Danke, darauf komme ich gern zurück“, versprach Mama. „Also, auf das Angebot mit der Werkzeugkiste. Unsere ist nämlich … äh … abhandengekommen.“ Mit anderen Worten: Papa hatte sie bei seinem Auszug mitgenommen.
    „Jederzeit!“ Klaras Vater legte Klara den Arm um die Schulter. „Und jetzt komm, Spatz, Zeit fürs Abendbrot!“
    „Manno“, maulte Klara. „Jannis wollte mir gerade noch was Wichtiges erzählen.“
    „Ich ruf dich nachher an“, versprach ich. Klara konnte ruhig noch ein bisschen warten, bevor ich mit meiner Entdeckung herausrückte. Schließlich hatte ich ihrem verrückten Plan die bisher schrecklichsten Minuten meines Lebens zu verdanken …!

9
    „Seltsame Geschichte, das mit dem verschluckten Bonbon, oder?“, meinte Mama, als wir später zusammen auf dem Sofa saßen und unser Abendbrot mümmelten. „Ist Klara immer so?“
    Ich nahm mir noch ein Käseschnittchen. „Wieso? Wie ist sie denn?“
    Mama lächelte. „Na ja, ein bisschen verrückt eben. Aber nett!“
    „Stimmt, ein bisschen verrückt ist sie wirklich.“ Ich zögerte. „Liegt vielleicht daran, dass ihre Mutter vor ein paar Jahren einfach abgehauen ist. Sie ist nach Frankreich zurückgegangen. Ohne einen großen Streit oder eine richtige Erklärung. Seitdem lebt Klara mit ihrem Vater allein und …“ Ich merkte, dass ich dabei war, in eine gefährliche Richtung zu galoppieren, deshalb ergänzte ich hastig: „Bei uns ist das ja was ganz anderes! Also, Papa ist ja nicht richtig weg. Ich kann ihn ja jederzeit sehen und so.“
    Mama stellte ihren Teller beiseite. „Aber leicht ist es deshalb trotzdem nicht, für dich nicht und für mich auch nicht.“ Sie seufzte. „Ach, Jannis, mit dem, was du gestern Abend gesagt hast, hattest du absolut Recht: Wir beide müssen nicht immer tapfer sein. Manchmal tut es gut, einfach zu sagen: Ich bin heute traurig und wütend. Weil ich, verdammt noch mal, mein altes Leben wiederhaben will, so wie es war. Also, wie es ganz früher war.“ Sie schluckte. „Zwischen Papa und mir hat es schon eine ganze Weile nicht mehr wirklich gestimmt, Jannis. Deshalb hat er sich in eine andere Frau verliebt. Wahrscheinlich hätte mir genau das Gleiche
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