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Klara Fall, der Lakritzräuber und ich

Klara Fall, der Lakritzräuber und ich

Titel: Klara Fall, der Lakritzräuber und ich
Autoren: Ravensburger
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passieren können. Aber es ist eben Papa passiert. Und jetzt muss ich es schaffen, mein neues Leben zu mögen. Und das klappt auch irgendwann, ganz bestimmt. Aber heute klappt es eben noch nicht. Basta!“
    Ich sah Mama überrascht an. Ihre Stimme war immer lauter geworden. Ich merkte, dass sie mit den Tränen kämpfte.
    „Du kannst ruhig losheulen, Mama“, sagte ich leise. „Auch wenn ich dabei bin. Du musst dich nicht immer so zusammenreißen und meinetwegen tapfer sein. Weinen ist doch nicht schlimm.“
    „Nee“, Mama schluchzte laut auf, „Weinen ist gar nicht schlimm.“ Und dann zog sie mich in ihre Arme und weinte. Und ich weinte gleich mit. Und wir hielten uns ganz lange ganz fest.
    Irgendwann verteilte Mama dann eine Runde Taschentücher und wir putzten uns energisch die Nasen, sogar im gleichen Rhythmus. Es klang wie das Tröten von zwei Elefanten. Wir guckten uns an und mussten beide lachen. Niemals habe ich Mama doller lieb gehabt als in diesem Augenblick.
    „So“, sagte Mama und packte den ansehnlichen Tempo-Berg, den wir zusammengeschnieft hatten, energisch in den Papierkorb. „Jetzt räume ich hier auf. Und du rufst Klara an. Das hattest du ihr doch versprochen, oder?“
    Stimmt! Klara und die Tatsache, dass der Lakritzräuber so gut wie überführt war, hatte ich total vergessen …

    „Bist du wirklich sicher, dass es Geldscheine waren, die du in dem Beutel in Mischas Schrank ertastet hast?“, vergewisserte sich Klara am Telefon.
    „Ja, bin ich! Die Größe der Scheine kam hin, auch die Art, wie sie gerollt waren. Das Papier von Geldscheinen fühlt sich irgendwie besonders an, das erkennt man“, erklärte ich. „Aber wir haben ja noch mehr: Der Zeitungsbericht über Mischas Hockey-Spielerei, das Foto von Janette auf seinem Nachttisch und die Lakritzbonbons, die überall rumflogen, kommen ja noch dazu.“
    „Hast Recht!“ Klara überlegte. „Fragt sich nur, wie wir all diese Beweise jetzt der Polizei übermitteln, damit die Mischa festsetzen. Hm … Mail mir doch eben die Fotos rüber, die du in Mischas Wohnung gemacht hast. Und morgen Vormittag überlegen wir dann zusammen, wie wir weiter vorgehen, okay?“
    „In Ordnung! Ich setze mich gleich dran.“
    Aber es sollte anders kommen.
    Ganz anders.
    Ich hatte nicht mal meinen zweiten Frühstückstoast verdrückt, als am nächsten Morgen das Telefon klingelte.
    „Kannst du rüberkommen, Jannis?“ Klaras Stimme klang irgendwie anders als sonst, klein und piepsig. Und die Begrüßung hatte sie sich komplett gespart.
    Ich spürte ein ungutes Grummeln in der Magengegend. „Was ist denn los? Stimmt was nicht?“
    „Komm einfach! Beeil dich!“
    „Aber …“
    Sie hatte bereits aufgelegt.

    Mit wachsender Unruhe schlüpfte ich in meine Turnschuhe und rannte los. Tausend Gedanken schossen durch meinen Kopf. Was mochte bloß passiert sein? Jedenfalls nichts Gutes, das war klar wie Kloßbrühe …
    Statt Klara öffnete ihr Vater die Tür. Er warf mir einen grimmigen Blick zu. „Komm rein!“, befahl er.
    Oje, das ließ ja wirklich nichts Gutes erahnen …
    Klara hockte mit blassem Gesicht auf dem Sofa im Wohnzimmer. Ich sah sie fragend an, aber sie schüttelte nur den Kopf.
    Klaras Vater nahm uns gegenüber Platz. Seine übliche lockere Fröhlichkeit war wie weggeblasen. „Also“, legte er los, „könnt ihr mir bitte erklären, wie ihr auf die wahnwitzige Idee kommen konntet, Detektiv zu spielen? Bei einem echten Raub-ü-ber-fall?“ Er betonte jede einzelne Silbe. „Und vor allem: Wie konntet ihr so weit gehen, bei eurem Verdächtigen einzubrechen , um Beweise zu sammeln?“
    Ich zuckte zusammen. So ein Mist! Wie hatte er das denn rausgekriegt?! Das war ja der Super- GAU !
    Klara sah mich zerknirscht an. „Ich war so mit den Bildern beschäftigt, die du mir geschickt hast, dass ich nicht gehört hab, wie Papa reinkam“, gestand sie kleinlaut. „Plötzlich stand er hinter mir und hat die Fotos auf meinem Bildschirm gesehen. Es blieb mir gar nichts anderes übrig, als mit der Wahrheit rauszurücken …“
    Na super!
    „Hast du ihm alles erzählt?“, fragte ich. „Auch, dass wir bei der Tankstelle waren und so?“
    „Alles.“ Klara blickte auf ihre Hände. „Und dass das mit dem Durchsuchen der Wohnung meine Idee war …“
    „Ich kann nur hoffen, dass Klara nichts ausgelassen hat“, warf ihr Vater ein. Er sprach jetzt ruhiger. „Abgesehen davon, dass man nicht einfach in irgendeine fremde Wohnung einsteigen darf –
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