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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht
Autoren: Alexander Kent
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doch nach Rang und Stellung in jener anderen Welt auf dem Festland voneinander getrennt. Ob alt oder jung, häßlich oder schön, sie betrachteten Bolitho schweigend, als ob er aus der See gestiegen sei wie ein Bote Neptuns.
    »Meine Damen!« Er leckte seine Lippen, als ein aufregend schönes Mädchen in einem gelbseidenen Gewand ihn anlächelte. Er versuchte es noch einmal. »Meine Damen, ich muß bedauern, Ihnen Ungelegenheiten zu bereiten, aber es gibt noch sehr viel zu tun, bevor Sie sicher Weiterreisen können.«
    Sie lächelte immer noch, unverhohlen, belustigt, genau in der Art, die ihn immer in Verwirrung gebracht hatte.
    »Sollte jemand von Ihnen verletzt sein, so wird mein Schiffsarzt das Beste für Sie tun. Gerade wird eine Mahlzeit bereitet, und meine eigenen Leute werden vor Ihren Quartieren Posten beziehen.«
    Das schöne Mädchen fragte: »Glauben Sie, daß der Feind kommen wird, Kapitän?«
    Sie hatte eine kühle, selbstbewußte Stimme, der Erziehung und gute Herkunft anzuhören waren.
    Er zögerte. »Das ist immer möglich.«
    Sie zeigte ihre ebenmäßigen Zähne. »Nun, was für tiefschürfende Worte von solch einem jungen Offizier des Königs!«
    Einige andere lächelten, manche lachten sogar laut.
    »Wollen Sie mich bitte entschuldigen, meine Damen«, er warf einen zornigen Blick auf das Mädchen, »ich habe zu tun.«
    Tyrell verbarg ein Lächeln, als er hinter ihm herging. Er mußte an Stockdales Worte denken. »So zornig, daß kein Totschläger sich in seine Nähe getraut hätte.« Jetzt war er zornig, in heller Wut!
    Es ist gut so, dachte Tyrell. Es würde seine Gedanken von der wirklichen Gefahr ablenken.
    Eine Bedienstete berührte Bolithos Arm. »Bitte um Verzeihung, Sir. Aber unten in einer Kajüte ist eine Dame ziemlich übel dran. Fieber!«
    Bolitho blieb stehen und schaute zurück. »Holen Sie den Arzt.« Er spannte sich, als das schöne Mädchen wieder auf ihn zutrat. Ihr Gesicht war plötzlich ernst.
    »Es tut mir leid, daß ich Sie so zornig gemacht habe, Kapitän. Es ist unverzeihlich.«
    »Zornig?« Bolitho zerrte an seinem Gürtel. »Ich kann mich nicht erinnern . . .«
    Sie berührte seine Hand. »Das ist jetzt unter Ihrer Würde, Kapitän. Vielleicht etwas unsicher, aber hochfahrend sind Sie nicht. Ich sehe Sie ganz anders.«
    »Wenn Sie endlich ausgeredet haben .. .«
    Wieder hielt sie ihn auf, ohne auch nur die Stimme zu erheben.
    »Die anderen Frauen waren der Hysterie ziemlich nahe, Kapitän. Der Sturm warf uns durcheinander wie zerlumpte Puppen. Dann ertönte das Geschrei der Aufrührer und Meuterer. Männer kämpften miteinander um Rum oder um das, was sie uns in ihrer Tollheit abnehmen wollten.«
    Sie senkte den Blick. »Es war fürchterlich. Grauenhaft.«
    Dann sah sie Bolitho wieder ins Gesicht. Ihre Augen hatten die Farbe von Veilchen. »Plötzlich schrie jemand. >Ein Schiff! Ein Schiff des Königs!<, und wir rannten trotz der Gefahr an Deck.«
    Sie wandte sich ab und schaute über die Reling. »Und da waren Sie, die kleine Sparrow. Für uns alle war das fast zuviel. Hätte ich nicht diesen dummen Scherz auf Ihre Kosten gemacht, so wären vielleicht einige Frauen zusammengebrochen.«
    Seine Abwehr geriet ins Wanken. »Eh, ja, gewiß.« Er spielte mit seinem Degengriff. Dalkeith warf ihm im Vorübergehen einen sonderbaren Blick zu.
    Bolitho fuhr fort: »Sie haben sehr geistesgegenwärtig gedacht, meine Dame.«
    »Ich weiß über manche Dinge gut Bescheid, Kapitän! Ich sah Ihre Augen, als Sie mit Ihrem Leutnant und Sir James sprachen. Es ist noch Schlimmeres im Anzug, nicht wahr?«
    Bolitho zuckte die Achseln. »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.«
    Er hörte die Stimme des Generals, der einen Seemann anbrüllte, und fuhr fort: »Dieser Mann macht mir immer Schwierigkeiten.«
    Sie lächelte und machte einen spöttischen Knicks. »Sir James kann recht schwierig sein, das gebe ich zu.«
    »Kennen Sie ihn?«
    Sie ging zu den anderen Frauen zurück. »Mein Onkel, Kapitän«, sagte sie lachend. »Sie müssen wirklich versuchen, Ihre Gefühlsausbrüche besser zu verbergen. Sonst werden Sie nie Admiral!«
    Tyrell trat wieder heran. »Diese Frau unten in der Kajüte ist krank. Aber Dalkeith weiß gut genug Bescheid in solchen Dingen.« Er runzelte die Stirn. »Und wie sieht es mit Ihnen aus, Sir?«
    Bolitho räusperte sich. »In Gottes Namen, hören Sie auf, mich so dumm zu fragen!«
    »Aye, Sir.« Er grinste, als er das Mädchen an der Reling und Bolithos Verwirrung bemerkte.
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