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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht
Autoren: Alexander Kent
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seiner Besatzung erreichen konnte, die Lage nicht wesentlich ändern würde. Sollte er wieder ausreißen? Aber der Gedanke, den Indienfahrer hilflos dem Feind zu überlassen, war zu grausam, um in Erwägung gezogen zu werden.
    Aber er mußte ihn erwägen. Es war seine Entscheidung, ganz allein sein Entschluß.
    »Die Royal Anne wartet auf uns, Sir. Sollen wir die Fahrt aus unserm Schiff nehmen?« rief Buckle.
    »Recht so.«
    Bolitho ging langsam am Schanzkleid entlang. »Lassen Sie die Royals und die Bramsegel bergen, Mr. Tyrell. Wir werden sofort beidrehen.« Er sah Stockdale mit seinem Rock und Degen auf ihn zueilen. In fünf Stunden würde es dunkel sein. Wenn sie irgend etwas unternehmen wollten, so mußten sie sich beeilen. Und sie mußten viel Glück haben!
    Er schlüpfte in seinen Rock. »Mr. Tyrell, Sie kommen mit mir.«
    Während das Boot über das Schanzkleid geliert wurde, blickte er zurück, fast so, als erwarte er, dort ein Segel schimmern zu sehen.
    »Kutter liegt längsseits, Sir!«
    Er nickte und schritt zum Schanzkleid. »Sehen wir, was wir tun können.«
    Und ohne irgend jemanden anzuschauen, folgte er Tyrell in den Kutter.

Klar zum Entern
    Als sich Bolitho an einer schwankenden Jakobsleiter zum plumpen Schanzkleid der Royal Anne emporzog, war er sich der Schwierigkeiten, die ihn erwarteten, vollkommen bewußt. Auf dem Ober- und Achterdeck standen viele Passagiere und Matrosen einzeln oder in großen Gruppen beisammen. Aber alle drängten sich zusammen, während sie Bolitho und die Seeleute, die ihm aus dem Kutter nachfolgten, anstarrten.
    Bolitho blieb stehen, um seine Gedanken zu sammeln, und während er den Degen an seiner Seite zurechtrückte und Tyrell seine Mannschaft in einer Reihe antreten ließ, schätzte er das Schiff und seinen Zustand langsam ab. Heruntergefallene Riggteile und zerbrochene Spieren, große Fetzen zerrissenen Segeltuchs und Tauwerk lagen auf Deck unordentlich herum, und die schwerfälligen Schiffsbewegungen verrieten ihm, daß in den Bilgen viel Wasser schwappte.
    Ein großer, schlaksiger Mann in einem blauen Rock trat hervor und tippte an seine Stirn.
    »Ich heiße Jennis, Sir.« Er schluckte stark. »Steuermann und dienstältester Offizier.«
    »Wo ist der Kapitän?«
    Jennis zeigte bekümmert auf die Reling. »Im Sturm über Bord gegangen. Und mit ihm zwanzig Mann.«
    Stiefel stapften auf einer Niedergangsleiter, und Bolitho erstarrte, als eine wohlbekannte Person die anderen beiseite stieß und auf ihn zuschritt. Es war General Blundell, untadelig wie immer, aber mit zwei Pistolen an seinem Gürtel.
    Bolitho grüßte. »Es überrascht mich, Sie hier zu sehen, Sir James.« Er versuchte, seine Abneigung zu verbergen. »Sie scheinen sich in Schwierigkeiten zu befinden?«
    Der General blickte sich um, spähte dann zur Sparrow hinüber, die sich mit lose flappenden Segeln in der Dünung wiegte, als ob sie schliefe.
    »Und in Eile!« bellte er. »Dieses verdammte Schiff hätte den Hafen überhaupt nicht verlassen dürfen.« Er deutete auf den Steuermann. »Dieser Trottel kann nicht einmal Ordnung unter seinen Leuten halten.«
    Bolitho blickte Tyrell an. »Nehmen Sie Ihre Leute und inspizieren Sie den Schiffsrumpf und alle Schäden. So schnell wie möglich, bitte.«
    Mit zusammengekniffenen Augen musterte er eine Gruppe von Seeleuten, die am vorderen Niedergang herumlümmelten. Sie kümmerten sich weder um seine Ankunft noch um die Unordnung auf dem Schiff.
    Der Steuermann begann eilig zu berichten: »Wir mußten unsere Pistolen benützen, Sir. Einige Leute verloren die Vernunft, als der Sturm losbrach. Wir haben Rum und andere alkoholische Getränke sowie Sirup und Kaffee geladen. Während wir das Schiff retteten, brach ein Teil der Mannschaft mit einigen Passagieren zusammen die Laderäume auf und fing zu saufen an.« Er schauderte. »Die Weiber schrien und kreischten, das Schiff schien auseinanderzubrechen, Kapitän Harper wurde über Bord gespült. Es war mir nicht möglich, alles gleichzeitig zu überwachen.«
    Blundell fuhr ihn an: »Sie sind verdammt unbrauchbar. Ich sollte Sie wegen Verantwortungslosigkeit erschießen lassen!«
    Als sich der erste Seemann der Sparrow dem vorderen Luk näherte, kam Leben in die betrunkenen Kerle. Mit Gejohle und höhnischem Geschrei versperrten sie den Weg über das Deck, und von rechts vorn schleuderte eine unsichtbare Hand eine Flasche, die an einem Ringbolzen zerschellte und einen Seemann verletzte. Blutstropfen rannen über seine
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