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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht
Autoren: Alexander Kent
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brennenden Schiffen wegsteuerte, fühlte er, wie die Hitze seinen Rücken versengte. Die Pulvervorräte gingen in die Luft, Masten stürzten. Der Laderaum der Royal Anne brach in einem Inferno von Lärm und fauchenden Flammen auseinander. Dann das Brausen einströmenden Wassers! Er hörte das alles und dachte sogar einen Augenblick lang an die Goldbarren des Generals, die vielleicht irgend jemand einmal auf dem Grund des Meeres entdecken mocht e.
    Aber all das berührte ihn nicht. Sie hatten das Unmögliche vollbracht. Die Miranda war gerächt!
    Traurig schaute er seine Männer an, betrachtete ihre Gesichter, die jetzt so viel für ihn bedeuteten. Dort saß der junge Heyward, schmutzig und erschöpft. In seinem Schoß lehnte ein verletzter Seemann. Dort Tyrell mit einem blutigen Verband um den Oberschenkel. Die Augen hatte er im Schmerz geschlossen, aber er hatte seinen Kopf zurückgelegt, als ob er die ersten warmen Sonnenstrahlen suchte. Und Stockdale war überall. Er verband Wunden, lenzte das Boot aus, unterstützte einen ausgepumpten Seemann beim Rudern und half, einen Toten über das Dollbord heben. Er war unermüdlich, unzerstörbar.
    Bolitho betrachtete seine ausgestreckte Hand. Sie war ganz ruhig, obwohl jeder Nerv, jeder Muskel zu beben schien. Er blickte seine leere Degenscheide an und lächelte traurig. Das war nun alles gleichgültig.
    Bolitho konnte sich nicht erinnern, wie lange seine Leute an den Riemen pullten, wie lange es dauerte, bis die beiden brennenden Schiffe endlich sanken. Die Sonne brannte auf ihre schmerzenden, erschöpften Glieder nieder, der Riemenschlag wurde langsamer und zögernder. Einmal, als Bolitho sich umdrehte, sah er, daß die See weithin mit treibenden Überbleibseln der Schiffe und der Menschen, die auf ihnen gekämpft hatten, bedeckt war. Dem Freibeuter war es gelungen, wenigstens ein Boot abzusetzen, und bevor es im Dunst verschwand, sah er, daß es mit Überlebenden vollgepfropft war. Vielleicht würden auch jene dort jetzt dieselbe Verzweiflung wie die Männer der Miranda kennenlernen.
    Dann streifte ein Schatten über sein Gesicht, und er blickte auf. Er hatte die Sparrow nicht bemerkt, deren Bramsegel jetzt fröhlich den Pfad der Sonnenstrahlen kreuzten.
    Die Männer im Boot starrten schweigend ihr Schiff an. Sie konnten nicht einmal miteinander sprechen. Noch immer konnten sie es nicht fassen, daß sie überlebt hatten.
    Bolitho stand an der Pinne. Seine Augen brannten, als er sein vorsichtig heransegelndes Schiff und die Köpfe über dem Schanzkleid sah. Die Sparrow hatte ihn gesucht. Trotz der Gefahr, trotz der Unwahrscheinlichkeit, daß sein Plan gelang, war sie zurückgekehrt. Eine Stimme klang über das Wasser.
    »Boot ahoi?«
    Es mußte die Stimme des Steuermanns gewesen sein, der wohl besorgt war, wer noch lebte.
    Stockdales zerfurchtes Gesicht blickte Bolitho fragend an. Als er nicht antwortete, stand er auf und legte seine großen Hände an den Mund.
    »Sparrow ahoi! Klar zum Empfang des Kapitäns!«
    Bolitho sank zusammen. Die letzten Kräfte verließen ihn. Er war zurückgekehrt!
    Ende
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