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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht
Autoren: Alexander Kent
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die Rebellion zu einem neuen, bösartigen Konflikt ausgeweitet. Die Engländer standen in ihren weit verstreuten Stützpunkten amerikanischen Revolutionsarmeen gegenüber, die durch eine ganze Flotte französischer und spanischer Kaperschiffe Rückendeckung erhielten. Ohne beträchtliches Risiko konnte kein Nachschubschiff mehr allein segeln. Sogar Truppentransporte waren nicht mehr vor den Freibeutern sicher.
    In dieser Zeit wechselnder Angriffs- und Rückzugsgefechte war die Veränderung in Bolithos Leben eingetreten. Die Trojan hatte vor der Küste Puerto Ricos eine hübsche Brigg gejagt, deren Laderäume mit Konterbande und Schießpulver für die Amerikaner vollgestopft waren. Zwischen zwei langgestreckten Sandbänken gefangen und durch die beeindruckende Artillerie der Trojan bedroht, hatte sich der Kapitän zur Übergabe entschlossen.
    Der Erste Offizier der Trojan wurde auf seinem eigenen Schiff dringend gebraucht, da die meisten anderen Offiziere erst kürzlich an Bord kommandiert worden waren und nur wenig Erfahrung besaßen. So traf Bolitho das Los, die Prise zu übernehmen mit dem Befehl, die Beute nach Antigua zu segeln und dort neue Instruktionen abzuwarten. Es war wie der Anfang eines schier unmöglich erscheinenden Traumes. Aufregende Erlebnisse, die Freiheit, nach eigenen Entschlüssen zu handeln und zu segeln, ohne daß ihn sein Kapitän beobachten konnte. Die kleine Brigg schien ihm grenzenlose Möglichkeiten anzubieten, wenn er auch wußte, daß all dies nicht ewig dauern würde.
    Das Schicksal aber hatte andere Pläne. Nach einigen Tagen sichteten sie eine andere, größere Brigg. Sie war gut geführt und stärker bewaffnet als auf solchen Schiffen üblich. Es gab keinen Zweifel, dieser Segler war ein Freibeuter, der offensichtlich zu einem Treffen mit der Prise herankreuzte.
    Zu langen Überlegungen blieb keine Zeit. Der Gegner würde alle seglerischen und artilleristischen Möglichkeiten von Bolithos kleiner Prisenbesatzung weit übertreffen. Sinnlos zu kämpfen und zu sterben war ebenso undenkbar wie widerstandslos die Flagge zu streichen.
    Doch alles lief so einfach ab, daß es nun im Rückblick wie ein Teil jenes unglaubhaften Traumes erschien. Scheinbar um Depeschen zu übergeben, manövrierten sie an den ahnungs-losen Freibeuter heran, gingen längsseits, und als beim Zusammenprall Segel und losgeschlagene Spieren auf die Decks beider Schiffe herabstürzten, enterten sie die feindliche Brigg. Eine knatternde Musketensalve, wildes Gebrüll der Enterer, und schon war das Schiff trotz vierfacher Überlegenheit genommen. Die Leute der Trojan waren mit dieser Kampfesweise vertraut. Nicht so die Besatzung des Kaperschiffes, dessen Kapitän zum ersten Mal als Kommandant fuhr.
    So kam es, daß Bolitho mit zwei Prisen in Antigua einlief. Da sich der Landkrieg so zum Schlimmen gewendet hatte und die Ereignisse auf See sich dermaßen verwirrend und entmutigend entwickelten, wirkte seine siegreiche Ankunft unter dem Donnern der Hafenbatterie wie ein belebendes Heilmittel. Händeschütteln mit einem Konteradmiral, lächelnde Begrüßungen dienstälterer Kapitäne – Bolitho war durch diesen herzlichen Empfang verblüfft.
    Nachdem er die beiden Prisen den Docks übergeben hatte, wurde ihm eine Kammer in einem abgetakelten Schiff, der Oktavia, zugewiesen. Die Oktavia war ursprünglich ein stattlicher Zweidecker gewesen, doch nachdem sie im Jahr zuvor in einem Hurrikan fast gesunken wäre, diente sie nun als Wohnschiff. Junge Offiziere, die auf neue Kommandos warteten, vertrieben sich dort die Zeit mit Kartenspiel, Schlaf oder betranken sich bis zur Bewußtlosigkeit. Beförderungen und Versetzungen, Seegerichte oder die letzten Vorbereitungen zur Heimreise eines im Kampf verstümmelten Seemannes, all das hatte die alte Oktavia gesehen.
    Tag um Tag verging, und Bolitho begann zu glauben, er sei vergessen worden. Bald würde die Trojan einlaufen, und er müßte wieder in ihre festgefügte Gemeinschaft zurückkehren. Er lebte von einem Tag auf den anderen. Er hoffte, obwohl er nicht mehr wagte, allzuviel zu hoffen.
    Die Befehle, die ihm dann endlich durch einen untadeligen Flaggleutnant überbracht wurden, waren kurz und verblüffend. Mit Einwilligung der Oberkommandierenden würde Richard Bolitho zum Kommandanten mit dem entsprechenden Rang und allen dazugehörenden Vorteilen ernannt. Die Beförderung würde ab sofort Gültigkeit erhalten. Außerdem habe er sich mit allen entsprechenden Ausrüstungsstücken
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