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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht
Autoren: Alexander Kent
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Sparrow immer noch einen oder zwei Knoten herausholen.«
    Bolitho blickte weg. Beim Lesen der Logbücher und der Schiffslisten hatte er nicht halb so viel erfahren. Leichter Ärger überkam ihn, weil sein Erster Leutnant noch immer nicht da war.
    Es war üblich, daß der abgehende Kapitän oder doch jedenfalls der Erste Offizier den neuen Kommandanten an Bord einwiesen und ihm Verhalten und Schwächen des Schiffes erläuterten.
    »Sie werden die Sparrow bald in den Griff bekommen, Sir, sie ist trotz allem ein wunderbares Schiff.«
    Bolitho schaute ihn gedankenvoll an. Dem Steuermann konnte man nichts vormachen. Dennoch, genau wie Graves schien auch er sich zurückzuhalten. Vielleicht wartete er darauf, daß der neue Kapitän seine Stärke oder Schwäche verriet.
    Er bemühte sich, kühl zu antworten. »Wir werden sehen, Mr. Buckle.« Als er aufblickte, bemerkte er, daß ihn der Steuermann mit plötzlicher Besorgnis beobachtete, und fügte kurz angebunden hinzu: »Sonst noch etwas?«
    »Nein, Sir.« Buckle erhob sich.
    »Gut, ich denke, daß die Einsatzbefehle in Kürze eintreffen.
    Ich erwarte, daß das Schiff seeklar ist.«
    Der Steuermann nickte: »Aye, Sir, seien Sie ohne Sorge.« Bolitho wurde etwas freundlicher. Möglicherweise ließ ihn nur seine eigene Unsicherheit so barsch seinem Steuermann gegenüber auftreten. Gewiß würde er Buckles führende Hand noch sehr brauchen, bis er das rechte Gefühl für sein Schiff bekäme. »Ich zweifle nicht, daß ich mit Ihrem Verhalten ebenso zufrieden sein werde, wie es Kapitän Ransome war.«
    Buckle schluckte verlegen. »Jawohl, Sir.« Seine Augen schweiften durch die niedrige Kajüte. »Danke, Sir.«
    Als sich die Tür hinter dem Steuermann schloß, strich Bolitho über seine Haare. Kaum waren ein paar Stunden vergangen, seit er unter dem Geschrill der Pfeifen an Bord gekommen war, und schon fühlte er zwiespältige Gedanken in sich erwachen.
    Alles war so anders als in seinem früheren Leben. Damals konnte man sich mit seinen Kameraden besprechen, die Schwächen seines Kapitäns bloßlegen und ihn ordentlich verfluchen. Aber von heute an konnte nur ein einziges Wörtchen einen Mann verletzen oder ihn selbst um seine eigene Sicherheit bangen lassen. Buckle war achtzehn Jahre älter als Bolitho, doch beim ersten Anschein eines Unwillens hatte er sich beinahe geduckt.
    Er schloß die Augen und versuchte, sein weiteres Verhalten festzulegen. Der Versuch, sich allzu beliebt zu machen, würde eine Narrheit bedeuten. Hielt er sich aber in Disziplinarfragen zu sehr an strikte Regeln, so war er ein Tyrann. Er mußte an Colquhouns Worte denken und lächelte bekümmert. Bis man die luftige Höhe von Colquhouns Dienstrang erreicht hatte, war man vor nichts sicher.
    Über der Kajütsdecke hörte er einen Anruf und eine laute Antwort vom Wasser her, dann schrammte ein Bootskörper längsseits, und Füße stampften auf den Decksplanken. Es kam Bolitho fast unwirklich vor, daß auf dem Schiff, auf seinem Schiff, alles seinen gewohnten Gang ging, während er hier allein am Tisch saß. Er seufzte wieder und starrte den Stapel von Papieren und Büchern an. Es würde länger dauern, alles in Ordnung zu bringen, als er zuerst gedacht hatte. Wieder klopfte es an die Tür, und Graves trat gebückt ein, zog seinen Hut und klemmte ihn unter den Arm.
    »Das Wachboot war soeben längsseits, Sir.« Er überreichte Bolitho einen schwerversiegelten Leinenumschlag. »Vom Marinestab, Sir.«
    Bolitho legte ihn achtlos auf den Tisch. Zweifellos seine Einsatzbefehle, und er war sich bewußt, daß er nicht so handeln durfte, wie er es sich wünschte. Wie gerne hätte er den Umschlag ungeduldig aufgerissen, um zu erfahren, was von ihm verlangt wurde.
    Er bemerkte, daß Graves sich in der Kajüte umschaute und seine Augen rasch über den abgelegten Rock, den Hut auf der Fensterbank und endlich über sein aufgeknöpftes Hemd gleiten ließ.
    »Wollen Sie, daß ich hier warte, Sir?«
    »Nein, ich werde Sie über den Inhalt der Papiere unterrichten, sobald ich genügend Zeit hatte sie durchzusehen.«
    Graves nickte. »Ich erwarte den letzten Wasserleichter, der zu uns herauskommen soll. Ich habe den Küfer an Land geschickt, damit es schneller geht, aber . . .«
    »Dann kümmern Sie sich bitte weiterhin darum«, lächelte Bolitho.
    Er wartete, bis der Zweite Offizier gegangen war. Dann erbrach er die Siegel.
    Bolitho war noch immer mit den sorgfältig niedergeschriebenen Befehlen beschäftigt, als er Stimmen
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