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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht
Autoren: Alexander Kent
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ausgezeichnet gewesen. Es hatte kalte Zunge mit frisch vom Land eingekauftem Gemüse gegeben, und der Bordeaux – die letzte Flasche aus Ransomes Vorrat, wie Fitch betrübt erklärte – war ein seltener Genuß gewesen.
    »Hat Ihr letzter Kapitän -«, Bolitho sah, wie der Mann erstarrte -, »hat Kapitän Ransome irgendwelche Anweisungen wegen seines persönlichen Besitzes an Bord hinterlassen?«
    Fitch senkte die Augen. »Mr. Tyrell hat sich bereits darum gekümmert, Sir. Die Sachen wurden auf ein nach England bestimmtes Transportschiff gebracht.«
    »Er muß wohl ein ziemlich bedeutender Offizier gewesen sein?« Bolitho haßte es, jemand auf diese Art auszufragen, aber er fühlte, daß er irgendeine Beziehung – und sei sie noch so klein – zu dem Manne brauchte, der das Schiff vom Tag des Stapellaufs an befehligt hatte.
    Fitch biß seine Lippen. »Er war ein strenger Kapitän, Sir. Er paßte auf, daß die Leute ihre Arbeit taten. Er war glücklich, wenn sie gehorchten, wenn nicht« – er zuckte seine ärmlichen Schultern -, »dann pflegte er ziemlich zu fluchen.« Bolitho nickte. »Sie können gehen.«
    Es war sinnlos, aus Fitch mehr herausholen zu wollen. Sein elendes Leben war nur mit äußeren Dingen beschäftigt: Essen und Trinken, eine warme Koje oder eine blitzschnelle Verwünschung, wenn sein Verhalten nicht den Anforderungen seines Herrn entsprach.
    Über seinem Kopf stampften Füße, und er mußte sich zurückhalten, um nicht zu den Heckfenstern zu laufen oder auf einen Stuhl zu steigen und durch das Skylight über dem Tisch zu spähen. Er dachte an seine alten Kameraden in der Offiziersmesse auf der Trojan. Ob sie ihn wohl vermißten? Wahrscheinlich nicht. Durch seine Beförderung entstand eine Lücke, und so konnte ein anderer auf der Leiter der Dienstränge eine Sprosse höher klimmen. Er mußte über sich selbs t lächeln. Es würde wohl einige Zeit brauchen, bis er in seine neue Rolle hineingewachsen wäre. Zeit und Wachsamkeit!
    Jemand klopfte an die Tür. Mr. Buckle, der Steuermann, trat ein. »Haben Sie einen Augenblick Zeit, Sir?«
    Bolitho deutete auf einen Stuhl. Auch dies war so anders als auf einem großen Kriegsschiff. In der Besatzung gab es keine Marineinfanterie, und Besucher der Kapitänskajüte schienen nach Belieben kommen und gehen zu können. Vielleicht hatte Ransome zu solchen Formlosigkeiten ermutigt.
    Er beobachtete Buckle, wie er sich auf seinem Stuhl zurechtsetzte. Der Steuermann war ein untersetzter, vierschrötiger Mann mit ruhigen Augen und dunklen Haaren. Mit vierzig Jahren war er das älteste Besatzungsmitglied auf dem Schiff.
    »Ich möchte Sie nicht stören, Sir«, begann Buckle. Er rückte verlegen auf seinem Stuhl. »Aber da der Erste Leutnant nicht an Bord ist, sollte ich vielleicht die Beförderung eines Seemannes mit Ihnen besprechen.«
    Bolitho hörte schweigend zu, während Buckle alle Punkte aufzählte, die für einen Mann namens Raven sprachen. Es war nur eine interne Angelegenheit, aber Bolitho war sich ihrer Wichtigkeit voll bewußt. Zum ersten Mal stand er als Kapitän den Fragen seiner eigenen Mannschaft gegenüber.
    Buckle fuhr fort: »Verzeihung, Sir, ich dachte, wir könnten ihn auf Bewährung zum Steuermannsmaat befördern.«
    »Wie lange sind Sie schon Steuermann, Mr. Buckle?«
    »Erst seit ich auf diesem Schiff bin, Sir.« Buckles klare Augen blickten kühl. »Vorher war ich Steuermannsmaat auf der alten Warrior mit vierundsiebzig Geschützen.«
    »Sie haben sich auf Ihrem Posten bewährt, Mr. Buckle.« Er versuchte, aus dem Dialekt auf die engere Heimat des Mannes zu schließen. Vielleicht London oder etwas östlicher, Kent vielleicht.
    »Wie segelt die Sparrow ?«
    Buckle schien die Antwort abzuwägen.
    »Sie ist ziemlich schwer für ihre Größe, Sir, vierhundertunddreißig Tonnen. Aber je stärker der Wind, desto lebendiger wird das Schiff. Erst in einem wirklichen Sturm müssen Sie die Royalsegel wegnehmen lassen.« Er runzelte die Stirn. »In einer Flaute kann sie eine ganz verflixte Tochter des Teufels sein.« Er machte eine unbestimmte Handbewegung. »Sie haben sicher die kleinen Lücken im Schanzkleid neben jeder Stückpforte gesehen, Sir?«
    Bolitho hatte sie nicht bemerkt.
    »Ich bin nicht ganz sicher«, sagte er langsam.
    Buckle lächelte zum ersten Mal. »In einer Flaute kann man einen Riemen durch jedes dieser Löcher stecken, Sir. Sie müssen nur alle Mann an Deck haben und jeden Kerl an die Riemen schicken, dann können Sie aus der
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