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Kite

Kite

Titel: Kite
Autoren: Blake Crouch
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und lassen kann, Phin. Und versuch ja nie wieder, mich festzuhalten. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Phin starrte zu mir empor. Er blickte drein wie ein geprügelter Hund. »In deinem Zustand …«
    »Luther ist wahrscheinlich der gefährlichste Psychopath, der mir je begegnet ist, und das will was heißen. Ich habe keineLust, den Rest meines Lebens über die Schulter zu gucken und zu warten, bis er zuschlägt.«
    »Soll sich Herb drum kümmern. Er ist gut.«
    »Ich bin besser.«
    »Ich mache mir für den Rest meines Lebens Vorwürfe, wenn dir was passiert, Jack.« Er streckte die Hand aus und legte sie mir auf den Bauch. »Das gilt für euch beide.«
    Ich spürte, wie sein Kind darauf mit einem Tritt reagierte.
    Ich ließ Phins Handgelenk los und ging auf den roten Tesla Roadster zu, der auf einem Behindertenparkplatz stand – Harry McGlades neuestes Spielzeug. Der vollständig elektrisch betriebene Sportwagen schaffte es in weniger als vier Sekunden von null auf hundert. McGlade saß auf dem Fahrersitz und spielte mit seinem Handy herum. Als ich an sein Fenster klopfte, fuhr er erschrocken zusammen. Er ließ die Scheibe herunter und verzog das unrasierte Gesicht zu einer grimmigen Miene. Seine Haare waren um einiges grauer als damals vor über zwanzig Jahren, als wir bei der Sitte als Partner zusammenarbeiteten. Das Schicksal war mir nicht besonders gnädig und hatte irgendwie dafür gesorgt, dass Harry wieder einmal mein Partner war, diesmal im privaten Sektor. Die fünf Stunden am Tag, die ich mit ihm zusammenarbeitete, weckten in mir eine nostalgische Sehnsucht nach den Achtzehn-Stunden-Tagen, die bei der Mordkommission zu meinem Alltag gehörten – dafür aber ohne Harry McGlade.
    »Was guckst du so böse?«, sagte McGlade. »Hat der Arzt dir gesagt, du bist gar nicht schwanger, sondern nur extrem fett?«
    »Sag bloß, du spielst schon wieder irgendwelche Spiele? Du sollst doch eigentlich auf mich aufpassen.«
    »Das ist TowerMadness. Die Außerirdischen nehmen mir gerade alle meine Schafe weg.«
    »Gib mir dein Handy.«
    Er brachte es vor mir in Sicherheit. »Du machst es kaputt.«
    »Mach ich nicht.«
    »Das glaub ich dir nicht. Du hast diesen irren Blick, wie ihn nur schwangere Frauen haben. Als ob die Hormone mit dir durchgehen.«
    »Gib mir jetzt das Scheißhandy oder du kriegst eins in die Fresse.«
    Er gab es mir. Ich rief Herb an.
    »Komm bloß nicht hierher«, sagte Herb.
    »Wenn mir noch ein einziges Mal ein Mann sagt, was ich zu tun und zu lassen habe, krieg ich einen Anfall.«
    »Ihre Hormone spielen verrückt!«, schrie McGlade in Richtung Handy. »Hau über die Grenze nach Kanada ab! Bring dich in Sicherheit!«
    Ich konnte Herbs Antwort nicht hören, weil McGlade wie ein Idiot herumbrüllte.
    Ich ging von seinem Tesla weg, um mir seine dummen Sprüche nicht mehr anhören zu müssen.
    »Und außerdem hat sie mein Handy geklaut!«, fügte McGlade schreiend hinzu.
    »Kannst du das bitte wiederholen, Herb?«
    »Die alte Eisenbahnbrücke an der Kinzie Street. Sieht wirklich schlimm aus, Jack.«
    »Woher willst du wissen, dass es wirklich Luther Kite war?«
    Am anderen Ende war es still.
    »Herb? Bist du noch dran?«
    »Er … äh … Luther hat etwas hinterlassen. Etwas mit deinem Namen drauf. Du brauchst wirklich nicht hierherzukommen. Ich komm bei dir vorbei, sobald ich hier fertig bin.«
    »Ich bin in zehn Minuten da.«
    Ich drückte die rote Taste.
    Ein Auto hielt neben mir – Phin in seinem neuen Ford Bronco.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Kann ich dich ein Stück mitnehmen?«
    Ich stemmte die Hände in meine immer breiter werdenden Hüften. »Bringst du mich zum Tatort, oder versuchst du schon wieder, mich zu kontrollieren?«
    »Ich glaube, ich kann mich zusammenreißen.«
    Ich war immer noch sauer auf Phin, aber die Alternative war, bei Harry McGlade mitzufahren. Mit ihm in einem Auto zu sitzen war fast noch schlimmer, als die Zähne gebohrt zu bekommen.
    »Okay, warte.« Ich gab Harry das Handy zurück und sagte ihm Bescheid, wo wir hinfuhren.
    Er runzelte die Stirn. »Willst du wirklich? In deinem Zustand?«
    »Nur weil ich schwanger bin, McGlade, bin ich noch lange nicht hilflos.«
    »Und was ist mit deiner Präkognitionskrankheit?«
    »Das heißt Präeklampsie.«
    »Hab ich doch gewusst, dass das jetzt kommt.«
    Ich seufzte. »Das ist Präkognition.«
    »Ich dachte, das heißt Präeklampsie.«
    »Heißt es auch. Aber du hast Präkognition, wenn du schon im Voraus weißt,
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