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Kite

Kite

Titel: Kite
Autoren: Blake Crouch
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der Couch und hielt meine Tochter im Arm. Sie starrte uns entgeistert an. Doch die Überraschung währte nicht lange, sondern wich einem traurigen Blick.
    »Andy hat euch im Krankenhaus nicht getötet«, sagte sie.
    »Nein, das hat er nicht.« Weder Phin noch ich griffen zu unseren Waffen. »Sie haben ihm bei der Flucht geholfen.«
    Violet nickte und ihr kamen die Tränen. »Er stand in meiner Schuld, nach allem, was er mir angetan hat. Ist er tot?«
    »Ja.«
    Erneutes Nicken. »Waren es diese beiden? Lucy und Donaldson?«
    »Haben Sie die etwa geschickt?«
    Ich hörte, wie jemand die hintere Tür aufbrach.
    »Ich habe ihnen gesagt, sie könnten Andy töten, aber erst, wenn ich das Baby bekäme.« Violet senkte den Blick auf das Kind in ihren Armen. »Sie ist so süß.«
    »Ich weiß.«
    Phin trat einen Schritt vor und streckte die Hände aus. Violet zögerte.
    »Das ist nicht Ihr Baby«, sagte ich. »Sie gehört uns. Bitte machen Sie es uns nicht unnötig schwer.«
    Violet strich dem Baby zärtlich mit dem Finger über die Wange. Dann reichte sie es Phin, der es in seiner Armbeuge hielt.
    »Hallo du«, sagte er. »Ich bin dein Papa.«
    »Wir haben sie!«, rief ich. Einen Augenblick später kamen Herb und Harry hereingestürzt.
    Wir sahen Phin zu, wie er das Kind im Arm hielt. Fast eine Minute lang waren wir alle still. Die einzigen Geräusche waren unser Atmen und das Schreien meines kleinen Mädchens.
    Irgendwann ging das Schreien in glucksende Babylaute über.
    »Oben sind Windeln«, sagte Violet. »Flaschen sind im Kühlschrank. Ich hab ihr nichts getan.«
    »Ich weiß«, sagte ich zu ihr.
    »Ich würde ihr nie etwas tun.«
    »Ich weiß.«
    Herb rief die Polizei.
    Ich trat neben Phin und er legte seinen freien Arm um mich. Wir starrten beide unser Kind an.
    Ich konnte es nicht erklären, aber irgendwie fühlte ich mich als ganzer Mensch.
    »Wir haben ihr noch keinen Namen gegeben«, sagte Phin.
    »Ich hab mal darüber nachgedacht. Dein Nachname, Troutt, klingt wirklich beschissen.«
    »Wem sagst du das.«
    »Und Daniels ist von meinem Exmann. Ich finde deshalb, wir sollten sie vollkommen anders nennen.«
    »Woran hast du gedacht?«, fragte er.
    Ich blickte an unserem Baby vorbei zu Violets Tisch, auf dem immer noch leere Bierflaschen standen.
    In Michigan hatte ich Andy mit einer Flasche Sam Adams Cherry Wheat eins übergebraten. Damit hatte ich im Höllenkreis der Gewalt mein Leben gerettet.
    Nicht nur meins, das von uns allen.
    »Nennen wir sie doch Samantha«, schlug ich vor.
    »Samantha?«
    »Samantha Adams.«
    Phin drückte mich noch fester. »Ich glaube, das ist der perfekte Name.«
    »Sam Adams?«, sagte Harry. »Aber klar!«
    »Nett«, sagte Herb.
    Wir hielten Sam, bis die Polizei eintraf und Violet festnahm.
    Dann hielten wir sie während der ganzen Heimfahrt.

Epilog
    »Auf so verborgenem Pfad begann mein Führer,
mit mir zur lichten Welt zurückzukehren.
So stiegen, er zuerst und ich ihm folgend,
wir ohne uns Ruh zu gönnen immer aufwärts,
bis durch ein rundes Loch ich wieder etwas
von dem gewahr ward, was den Himmel schmückt.
Dann traten wir hinaus und sahen die Sterne.«
    Dante Alighieri,
Die göttliche Komödie

Jack
    Ich unterschrieb die Empfangsbescheinigung für die FedEx-Sendung und machte sie voller Erwartung auf, noch während ich an der Tür stand. Neben dem Beutel befand sich eine Notiz.
    Hübscher Stein. Ich habe ihn professionell reinigen lassen.
Werde dir morgen deinen Hund schicken. – Duffy
    Ich nahm den Verlobungsring aus dem Beutel und starrte ihn an. Im Schein der Nachmittagssonne glitzerte der Diamant wie eine Discokugel.
    »Wer war da gerade an der Tür?«
    Ich drehte mich um. Phin war hinter mich getreten.
    »Das erzähl ich dir später. Jetzt musst du mich erst mal wo hinfahren.«
    Er zog eine Augenbraue hoch. »Wohin?«
    »Zum Standesamt. Wenn wir heute die Heiratsurkunde beantragen, sind wir morgen ein Paar.«
    Phin strahlte. »Ich geh mal eben und lege Samantha in die Babytrage.«
    »Warte. Erst musst du mir den hier an den Finger stecken.« Ich hielt den Ring und die linke Hand hoch. »Bitte.«
    Phin trat an mich heran und berührte mich so zärtlich, dass ich einen Kloß im Hals bekam.
    »Jacqueline Daniels, möchtest du mich zum glücklichsten Menschen auf der ganzen Welt machen?«
    »Nein«, sagte ich.
    »Nein?« Die Freude in seinem Gesicht wich Verwirrung.
    »Ich werde dich heiraten, Phineas Troutt. Aber ich werde dich nicht zum glücklichsten Menschen auf der
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