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Kissing a heart

Kissing a heart

Titel: Kissing a heart
Autoren: Kajsa Arnold
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plötzlich diese Frau auf der Straße auftauchte. Ich kann immer noch den Knall hören, als ihre Beine von der Stoßstange erfasst wurden, und ihren Schrei. Ich sehe ihr Gesicht ganz deutlich vor mir, als wäre es gestern gewesen. Vier Jahre hatte ich keine Erinnerung an diesen Unfall, aber als Ireland mir ihre Geschichte erzählte, war plötzlich alles wieder da. Oh mein Gott, Jaden! Ich war es, ich habe Ireland überfahren und zu einem Krüppel gemacht!«

    Nachdem ich Harry in sein Bett verfrachtet habe, liege ich auf meinem und starre die Decke an. Von Anfang an habe ich gespürt, dass diese Geschichte uns einholen wird, sobald wir wieder in New Haven sind. Als wäre es erst gestern geschehen, sehe ich vor mir, wie ich Harry am nächsten Morgen in seinem schwarzen Ferrari sitzend vorfand. Mit einem mächtigen Kater saß er eingesunken in dem Wagen und weinte bittere Tränen. Zuerst dachte ich, dass er sentimental wäre, weil er wieder getrunken hatte, obwohl er mir doch versprochen hatte, nichts zu trinken, doch dann entdeckte ich die große Delle an der Stoßstange und auf der Motorhaube. Vermutlich war er irgendwo gegen gefahren, doch als ich es mir genauer ansah, fand ich Blut, das man auf dem schwarzen Lack nur schwer entdecken konnte. Nach und nach erfuhr ich Bruchstücke von dem, was passiert war, Harry konnte sich an so gut wie nichts erinnern. Doch dass etwas Schlimmes geschehen sein musste, davon zeugten die Spuren.
    Bis heute weiß ich nicht, wo der Ferrari abgeblieben ist, doch er war nach einigen Stunden aus der Garage verschwunden. Am Abend flogen wir Richtung Europa und blieben dort die nächsten vier Jahre.
    Oh man, warum muss es ausgerechnet Avas Mutter sein, warum nicht irgendeine andere Frau? Ich habe keine Ahnung, wie Harry Ireland weiterhin ins Gesicht sehen will. Nur weiß ich eines, ich kann nicht mit dieser Lüge leben.

Als ich am frühen Morgen erwache, sitzt Harry an meinem Bett. Erschrocken weiche ich im ersten Moment zurück, weil ich vom Schlaf noch ganz benommen bin. »Mensch Dad, hast du mich erschreckt.«
    »Entschuldigung, mein Sohn, das wollte ich nicht .«
    »Wie spät ist es ?« Verschlafen schaue ich auf meinen Wecker. Halb sieben.
    »Was machst du so früh hier ?«, will ich wissen. »Hast du überhaupt geschlafen?«
    »Keine Minute. Ich habe geduscht und versucht, erst einmal nüchtern zu werden«, gesteht Harry.
    »Was hast du jetzt vor?« Auf mich macht mein Vater einen ziemlich nüchternen Eindruck, auch wenn der Schein vielleicht trügt. So furchtbar kann sein Rückfall gestern also doch nicht gewesen sein. Ich weiß allerdings, was nur ein Schluck bei einem trockenen Alkoholiker ausrichten kann. »Wirst du dir hier eine Gruppe suchen?«
    Es braucht einige Zeit, bis Harry sich zu einer Antwort durchringt. In Spanien war er den Anonymen Alkoholikern beigetreten, wobei das Wort anonym bei ihm einen ganz anderen Stellen Wert bekam.
    »Ja, aber nicht hier in New Haven. Ich werde in New York eine Einzeltherapie machen.«
    Ich nicke stumm. Das ist eine gute Idee, auch wenn ich hoffe, dass dieser Aussetzer gestern das bleibt, wonach es aussah: ein Ausrutscher in einer Ausnahmesituation.
    Ich verschwinde schnell ins Bad, dusche kurz und ziehe mich an. Als ich wieder ins Zimmer komme, sitzt mein Vater immer noch an der gleichen Stelle.
    »Lust auf Frühstück ?«, frage ich ihn.
    »Musst du nicht zur Schule ?«
    Ich hebe die Schultern. »Ich gebe mir heute frei .«

    Wir fahren in ein Café nach Camden. Hier ist die Chance, dass man Harry erkennt, geringer und wir können in Ruhe reden. Das Frühstück mit Rührei und Bacon, Bagel und Fruchtsaft rühren wir beide kaum an, dafür werden unsere Kaffeetassen regelmäßig nachgefüllt.
    »Wirst du es Ireland sagen ?«, frage ich vorsichtig nach, weil mir klar ist, welche Folgen dieses Geständnis haben wird.
    »Ja, noch heute werde ich zu ihr fahren und es ihr erzählen. Ich bin es ihr schuldig, dass sie die Wahrheit erfährt, auch wenn ich mit den Konsequenzen leben muss. Ich habe eine Straftat begangen und muss mich dafür verantworten.«
    Mir wird plötzlich übel. Das ist ein großer Schritt und ich habe keine Ahnung, wie Ireland es auffassen wird, aber ich weiß, dass es Ava mit Sicherheit den Boden unter den Füßen wegreißen wird. Dies wird zur ersten und schlimmsten Belastungsprobe unserer Beziehung werden und ich bin mir sicher, dass sie ihr nicht standhalten wird. Doch ich habe im Moment keine passende Lösung
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