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Kirmes des Todes

Kirmes des Todes

Titel: Kirmes des Todes
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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anmelden wollte, wurde er zurückgewiesen. Seine Anlagen seien nicht mehr sicher, hieß es zur Begründung. Kirmes-Schmitz hat daraufhin seine Anlagen komplett erneuern und von den Behörden kontrollieren lassen. Wiederum wurde sein Antrag auf Teilnahme an der Annakirmes abgelehnt. Der Wirt wollte daraufhin mit seiner Situation an die Presse treten. Doch wieder wurde er von der Realität überholt. Seine Bierstände brannten aus, die Scheune war von einem Brandstifter angezündet worden. Die Versicherung deckte gerade die Kosten, die Kirmes-Schmitz durch die Erneuerung der Zapfanlagen entstanden waren. Er stand nun ohne Geld und ohne Bierbuden da.
     
     
    Kirmes-Schmitz wurde zum Sozialfall. Er hatte noch gehofft, auf dem Rummel wieder als Losverkäufer arbeiten zu können. Aber seine Nachfrage blieb erfolglos. Der neue Besitzer der alten Losbude wollte nur junge Leute. Kirmes-Schmitz war am Ende. Wo er geblieben ist, ist dem Schreiberling nicht bekannt.“
     
     
    Doch, es war bekannt! Bahn pustete durch. Nach seiner Auffassung war Kirmes-Schmitz regelrecht demontiert worden. Er hatte in seiner Gutmütigkeit anderen helfen wollen, moralische Verpflichtungen übernommen und war dann doch nur ein Spielball für andere gewesen. Hätte er sich doch früher einmal bei mir gemeldet, dachte Bahn betroffen. Vielleicht wäre dem Menschen viel erspart geblieben.
     
     
    Aber dazu war Kirmes-Schmitz zu zurückhaltend gewesen. Er hatte mit Konrad geredet und wohl geglaubt, den richtigen Ansprechpartner gefunden zu haben.
    Vielleicht war es ja auch in meinem Urlaub, tröstete sich Bahn. Noch einmal fragte er sich, warum Konrad keinen Bericht über das tragische Geschehen gemacht hatte. Es konnte nur an Taschen gelegen haben, mutmaßte er. Taschens Vorliebe für die SPD und sein Bemühen, den Genossen nicht zu schaden, könnten zu einem Schreibverbot für Konrad geführt haben. Und Konrad hat garantiert dazu geschwiegen und seine Gedanken für sich privat zu Papier gebracht. So wird es wohl gelaufen sein, schätzte Bahn.
     
     
    Er war erschüttert. Das Schicksal von Kirmes-Schmitz schlug ihm gewaltig aufs Gemüt. Was lief da alles auf dem Rummel ab? Hatte das Schicksal von Kirmes-Schmitz überhaupt etwas mit dem Rummel zu tun? Hatten der „Arme Paul“ und Kirmes-Schmitz eine Gemeinsamkeit oder war es nur ein Zufall, daß sie beide, wenn auch im Abstand von Jahren, von der Annakirmes verschwunden waren?
    Bahn konnte seine Gedanken nicht mehr sortieren. Fragen schossen ihm durch den Kopf. Dumme Fragen, unlogische Fragen, die nur eine Basis hatten: Was geschah auf der Annakirmes wirklich?
    Bahn schaute auf die Uhr und erschrak. Es war schon weit nach Mitternacht. Bahn wählte die Nummer von Waldhausen. Er hatte den Drang, mit ihm zu sprechen. Doch Waldhausen meldete sich nicht. Er war wohl schon nach Bonn gefahren. Mechanisch tippte Bahn die Nummer von Thea in die Tasten. Aber auch sie ging nicht ans Telefon.
     
     
    Unruhig legte sich Bahn ins Bett. Gisela war aufgewacht. „Auf dich ist auch kein Verlaß“, moserte sie müde und unzufrieden. Bahn schwieg. Was soll das?, dachte er. Um uns herum tobt die Hinterhältigkeit und du denkst nur an das Eine.
    Eine Frage hielt ihn noch lange wach. Warum bloß wollte Fritz, daß ich nichts über den „Armen Paul“ schreibe?

Im dritten Jahr
     
     
     
    Waldhausen rief am Sonntagabend bei Bahn an. Er lud den Kollegen zu einem Bier im Nachrichten-Treff am Ahrweilerplatz hinter der Annakirche ein. „Mit oder ohne Gisela?“
     
     
    „Wie du willst.“
    „Okay, ich bringe sie mit.“ Dann würde sie vielleicht verstehen, warum er sie gestern unbefriedigt gelassen hatte. „Dann komme ich auch nicht allein“, ergänzte Waldhausen.
     
     
    Bahn war gespannt, was Waldhausen damit meinte. Seine Verblüffung war groß, als er Küpper sah, der neben Waldhausen an einem Tisch saß. Da war Gisela wohl fehl am Platze. Sie würde sich langweilen.
    Waldhausen schien Bahns Gedanken geahnt zu haben. „Wir wär’s, wenn du Frau Schramm anrufst? Sie ist bestimmt froh, wenn sie einmal rauskommt, und Gisela ist nicht allein.“ Als er Bahns fragenden Blick sah, fügte er schmunzelnd hinzu: „Ich bezahle das Taxi.“
    Wenig später war Thea zur Freude von Gisela zur Gruppe gestoßen.
     
     
    „Warum habt ihr die Geschichte nicht veröffentlicht?“ Waldhausen verstand seinen Kollegen nicht. „Das wäre doch der Knüller gewesen!“
    „Das wäre nicht nur ein Knüller gewesen, das hätte
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