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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt
Autoren: Sue Grafton
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Tagessätze und sämtliche angefallenen Spesen.«
    »Klingt recht einfach.«
    »Eines noch. Falls irgendetwas darauf hindeutet, dass sie erneut abrutscht, möchte ich darüber informiert werden. Vielleicht kann ich diesmal mit genügend Vorwarnzeit eine Katastrophe verhindern.«
    »Eine schwere Aufgabe.«
    »Das ist mir bewusst.«
    Ich dachte kurz über den Auftrag nach. Normalerweise spiele ich nicht gern Babysitter und potenzielle Klatschbase, doch in diesem Fall schien mir sein Anliegen berechtigt. »Um wie viel Uhr wird sie entlassen?«

2

    Auf dem Rückweg in die Stadt holte ich meine Wäsche aus der Reinigung und drehte anschließend eine Runde durch den Supermarkt, um allerlei Zeug zu erstehen, das ich zu Hause abladen wollte, ehe ich wieder ins Büro fuhr. Ich wollte meinen Vermieter möglichst noch erwischen, bevor ein paar Stunden später sein Damenbesuch aufkreuzte. Die Einkäufe tätigte ich nur, um Requisiten bei mir zu haben, die mein unerwartetes Auftauchen mitten am Nachmittag rechtfertigen würden. Henry und ich schenken einander in vielen Dingen Vertrauen, aber sein Liebesleben gehört nicht dazu. Wenn ich darüber etwas erfahren wollte, müsste ich schon mit diskreter Raffinesse vorgehen.
    Meine kleine Wohnung war ursprünglich eine Einzelgarage, die durch einen mittlerweile glasverkleideten Durchgang mit Henrys Haus verbunden ist. 1980 hat er den Raum zu dem gemütlichen Studio umgebaut, das ich seither von ihm gemietet habe. Was früher einmal nichts als ein kahles Quadrat mit fünf Metern Seitenlänge gewesen ist, ist jetzt komplett möbliert und umfasst ein Wohnzimmer, eine direkt anschließende, kombüsenartige Küche, eine Ecke für die Waschmaschine und ein Badezimmer. Über eine Wendeltreppe erreicht man eine Schlafgalerie und ein zweites Badezimmer. Die Räumlichkeiten sind kompakt und so durchdacht gestaltet, dass jeder Quadratzentimeter optimal genutzt wird. Mit ihren Ecken und Winkeln, den Wänden aus blankem Teak- und Eichenholz und den vereinzelten Bullaugenfenstern besitzt die Wohnung Maße und Atmosphäre eines Schiffsbauchs.
    Ich fand zwei Häuser weiter einen Parkplatz und lud meine Wäsche und die beiden Tüten aus dem Supermarkt aus. Mein Zeitplan erwies sich als optimal. Gerade als ich durch das quietschende Metalltor getreten war und den Weg nach hinten entlangging, fuhr Henry in seine Doppelgarage. Er hatte sein hellgelbes, fünffenstriges Chevy-Coupé gerade vom alljährlichen Kundendienst geholt. Der Lack war auf Hochglanz poliert. Innen war es vermutlich nicht nur pieksauber, sondern noch dazu mit Pinienduft parfümiert. Henry hat den Wagen 1932 neu gekauft und ihn so gut gepflegt, dass man hätte schwören mögen, dass noch Garantie darauf war — falls Autos damals überhaupt Garantie hatten. Er besitzt noch ein zweites Fahrzeug, einen Kombi, den er für alltägliche Besorgungen und gelegentliche Fahrten zum fünfundneunzig Meilen weiter südlich gelegenen Flughafen Los Angeles benutzt. Das Coupé hebt er sich für besondere Gelegenheiten auf. Heute war eine solche.
    Es fällt mir schwer, im Gedächtnis zu behalten, dass er siebenundachtzig Jahre alt ist. Ebenso schwer fällt es mir, ihn mit Worten zu beschreiben, die angesichts unseres Altersunterschieds von fünfzig Jahren nicht peinlich schwärmerisch klingen. Er ist intelligent, nett, sexy, durchtrainiert, attraktiv, kräftig und hilfsbereit. Als er noch berufstätig war, hat er als Bäcker gearbeitet, und obwohl er mittlerweile seit fünfundzwanzig Jahren im Ruhestand ist, bäckt er immer noch die besten Zimtschnecken, die ich je gegessen habe. Wäre ich gezwungen, ihm einen Charakterfehler zu attestieren, würde ich vermutlich seine Vorsicht in Herzensangelegenheiten nennen. Das einzige Mal, dass ich ihn wirklich verliebt gesehen habe, wurde er nicht nur betrogen, sondern fast um jeden Cent gebracht, den er besaß. Seitdem lässt er sich überhaupt nicht mehr in die Karten schauen. Entweder war ihm keine Frau mehr über den Weg gelaufen, die ihn interessierte, oder er hatte absichtlich weggesehen. Zumindest bis Mattie Halstead auftauchte.
    Mattie war Bordkünstlerin auf einer Kreuzfahrt gewesen, die er und seine Geschwister im April unternommen hatten. Kurz darauf war sie auf dem Weg nach Los Angeles bei ihm vorbeigekommen, als sie dort Bilder zu einer Galerie bringen wollte. Einen Monat später war er ganz gegen seine Gewohnheit nach San Francisco gefahren und hatte einen Abend mit ihr verbracht. Über die Art
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