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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt
Autoren: Sue Grafton
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ihrer Beziehung schwieg er sich aus, aber mir war aufgefallen, dass er seine Garderobe aufgepeppt und mit Krafttraining begonnen hatte. Die Familie Pitts ist (zumindest aufseiten von Henrys Mutter) sehr langlebig, und er und seine Geschwister erfreuen sich einer bemerkenswert guten Gesundheit. William hat zwar Ansätze zum Hypochonder, und Charlie ist fast taub, aber davon abgesehen machen sie den Eindruck, als würden sie noch ewig leben. Lewis, Charlie und Nell wohnen in Michigan, aber sie besuchen einander immer wieder, mal geplant und mal nicht. William und meine Freundin Rosie, der die Kneipe einen halben Block weiter gehört, würden am 28. November ihren zweiten Hochzeitstag feiern. Nun sah es ganz danach aus, als hätte Henry ähnliche Pläne... so hoffte ich zumindest. Die Liebesgeschichten anderer Leute sind ja so viel weniger gefährlich als die eigenen. Ich freute mich auf all die Genüsse der wahren Liebe, ohne die Leiden ertragen zu müssen.
    Henry blieb stehen, als er mich sah, und wartete, bis ich auf seiner Höhe war, so dass wir gemeinsam weiter aufs Haus zugehen konnten. Seine Haare waren frisch geschnitten, und über seinen scharf gebügelten Chinos trug er ein blaues Jeanshemd. Sogar seine gewohnten Gummilatschen hatte er gegen ein paar Segelschuhe mit dunklen Socken ausgetauscht.
    »Warte doch kurz, bis ich das Zeug hier abgeladen habe«, bat ich.
    Er blieb so lange stehen, bis ich die Tür aufgeschlossen und meine Einkäufe direkt dahinter auf den Fußboden gestellt hatte. Nichts davon würde in der nächsten halben Stunde schlecht werden. »Du hast dir die Haare schneiden lassen«, sagte ich. »Sieht super aus.«
    Verlegen fuhr er sich mit der Hand übers Haar. »Ich bin gerade beim Friseur vorbeigekommen und habe gemerkt, dass ich schon lang überfällig bin. Findest du es zu kurz?«
    »Überhaupt nicht. Es macht dich um Jahre jünger«, erwiderte ich und dachte mir dabei, dass Mattie schön blöd sein müsste, wenn sie nicht erkannte, was für ein Schatz er war. Ich hielt ihm die Fliegentür auf, während er seine Schlüssel herauszog und die Hintertür aufschloss. Ich folgte ihm hinein und sah zu, wie er seine Lebensmittel auf die Arbeitsfläche in der Küche stellte.
    »Schön, dass Mattie vorbeikommt. Du freust dich sicher darauf, sie zu sehen.«
    »Es ist ja nur der eine Abend.«
    »Was ist denn der Anlass?«
    »Sie hat für eine Frau in La Jolla ein Bild gemalt und bringt ihr noch zwei weitere, für den Fall, dass der Kundin das erste nicht gefällt.«
    »Na, jedenfalls ist es schön, dass sie auf einen Sprung bei dir vorbeischaut. Wann kommt sie denn?«
    »Sie wollte gegen vier hier sein, je nachdem, wie der Verkehr ist. Sie hat gemeint, sie würde erst ihr Hotelzimmer beziehen und dann von dort aus anrufen, wenn sie sich ein bisschen frisch gemacht hat. Sie hat eingewilligt, zum Abendessen zu kommen, solange ich keinen großen Aufwand betreibe. Ich habe versprochen, etwas ganz Einfaches zu machen, aber du kennst mich ja.«
    Er fing an, seine Einkäufe auszupacken: ein in weißes Metzgerpapier eingewickeltes Päckchen, Kartoffeln, Weißkraut, Frühlingszwiebeln und ein großes Glas Mayonnaise. Dann zog er die Backofentür auf und sah nach dem Tontopf, in dem Bohnen zusammen mit Melasse, Senf und einem Stück Bauchspeck vor sich hin köchelten. Auf einem Gestell auf der Arbeitsfläche ruhten zwei Laibe frisch gebackenes Brot, und mitten auf dem Küchentisch thronte unter einem Glassturz ein Schokoladenkuchen mit mehreren Schichten. Daneben stand ein Strauß Blumen aus seinem Garten — Rosen und Lavendel, die er kunstvoll in einer Teekanne aus Porzellan arrangiert hatte.
    »Der Kuchen sieht sagenhaft aus.«
    »Das ist eine Torte mit zwölf Schichten. Ich habe sie nach Nells Rezept gebacken, das ursprünglich von unserer Mutter stammt. Wir haben es jahrelang versucht, aber keiner von uns hat es genauso hingekriegt wie sie. Schließlich hat Nell es geschafft, aber sie sagt, es sei ein Riesenaufwand. Ich habe ein halbes Dutzend Böden weggeschmissen, ehe das Ding was geworden ist.«
    »Und was gibt’s sonst noch?«
    Henry nahm eine gusseiserne Kasserolle heraus und stellte sie auf den Herd. »Brathuhn, Kartoffelsalat, Krautsalat und gebackene Bohnen. Ich dachte, wir könnten eine Art kleines Picknick im Garten machen, falls es nicht kälter wird.« Er öffnete seinen Gewürzschrank, sah die Gläschen durch und nahm eines mit getrocknetem Dill heraus. »Möchtest du uns nicht Gesellschaft
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