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Kings of Cool: Roman (German Edition)

Kings of Cool: Roman (German Edition)

Titel: Kings of Cool: Roman (German Edition)
Autoren: Don Winslow
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Schweigen.
    »Hey.«
    »Hey.«
    »Wie geht's?«
    »Ganz gut. Und selbst?«
    »Okay.«
    Big John wirft einen Blick auf den Baseballschläger, grinst dreckig und fragt: »Spielst du jetzt Softball oder was?«
    »Baseball.«
    Das war's. Sie stehen noch eine Sekunde lang da und sehen einander an, dann sagt Big John: »Na dann ...«
    Und geht weiter.

29
    Duane Crowe entdeckt einen freien Platz an der Bar im T.G.I. Friday's und setzt sich.
    Friday's ist quasi ein Club für geschiedene Übervierzigjährige. Man holt sich einen Burger, ein Bier und vielleicht auch Nachos und schlägt die Zeit mit dem Versuch tot, eine geschiedene Übervierzigjährige zu finden, die genauso einsam und notgeil ist wie man selbst. Ein sehr fragwürdiges Unternehmen.
    Ist kein tolles Leben, aber ein anderes hat Duane nicht.
    Er sucht den Raum nach passenden Optionen ab und sieht, wie sich Boland in den überfüllten Laden zwängt. Bill Boland ist gebaut wie ein Kühlschrank und einer der Gründe, weshalb 24 Hour Fitness rund um die Uhr geöffnet hat.
    Er setzt sich auf den Hocker neben Crowe und sagt: »Schönes T -Shirt. Old Guys Rule. «
    »Hat mir meine Nichte zum Geburtstag geschenkt«, sagt Crowe. »Hast du Hennessy gesehen?«
    »Der tanzt so schnell keinen Walzer mehr«, sagt Boland. »Die haben ihm den Arm mit einem Baseballschläger gebrochen.«
    Sie hatten den Blödmann Brian und seine Crew überredet, einen von Leonards Dealern abzuziehen, nur um zu sehen, was er dagegen unternimmt.
    Jetzt wissen sie's.
    Und sie wissen noch was. Bevor sie das nächste Mal gegen Leonard vorrücken, muss der andere Typ verschwinden.
    »Hast du rausgekriegt, wer das ist?«, fragt Crowe.
    »Bin dabei«, sagt Boland. »Angeblich ist er bei irgendeiner Sondereinheit, bei den SEAL s oder den Green Berets oder so.«
    »Den Green Berets? Gibt's die noch?«
    »Denk schon.«
    Es gibt noch einen anderen Grund, weshalb sie sich im T.G.I. Friday's treffen: Es ist überfüllt und laut. Fernseher auf voller Lautstärke, alle quatschen durcheinander  – wenn man hier ein Mikro installiert, kommt außer Rauschen nichts an. Und wenn jemand verkabelt hier auftaucht, wird er eher die Lügengeschichten weiterfunken, die irgendein Kerl einer Frau über sein angeblich erfolgreiches Berufsleben erzählt, als etwas vor Gericht Verwertbares.
    »Was sagen die ganz oben?«, fragt Boland.
    »Was sie immer sagen«, erwidert Crowe. » Kümmert euch darum .«
    Kümmert euch darum und schickt uns unser scheiß Geld. Die Leute ganz oben essen nicht in Kettenrestaurants. Sie besitzen sie.
    »Dieser Leonard?«, fragt Crowe. »Das ist ein harter Brocken, ein dreistes Arschloch. Setz ihm zu, find raus, ob er auf der Bananenschale ausrutscht.«
    Boland guckt auf die Speisekarte. »Hast du schon mal die Burger hier probiert?«
    Crowe läßt den Blick über die Geschiedenen an der Bar wandern.
    »Ich hab hier schon alles probiert.«

30
    Als Chon in seine Wohnung kommt, ist O da.
    Sie hat einen Schlüssel, weil sie sich drum kümmert, wenn er weg ist.
    Die einzige Pflanze gießt.
    (Nein, nicht so eine Pflanze. Irgendeine harmlose Pflanze, ein Ficus oder so.)
    »Ist hoffentlich okay, dass ich mich selbst reingelassen hab«, sagt O.
    »Na klar.«
    Sie sieht ihn  – untypisch für O  – unsicher an.
    »O?«
    »Findest du nicht, dass ich ... ein bisschen was von Bambi hab?«

31
    »O«, sagt Chon und versucht damit Zeit zu schinden. Sie sind Freunde, Kumpels. »Wir kennen uns seit unserer Kindheit.«
    »Vielleicht wird's dadurch ja noch besser«, sagt O. »Ich bin jetzt neunzehn.«
    Kein Kind mehr.
    »O  –«
    »Hör zu, wenn du mich hässlich oder abstoßend findest  –«
    »Nein, das ist es nicht«, sagt Chon. O ist das Gegenteil von hässlich. »Ich finde dich wunderschön.«
    Er meint es ernst. »Und du liebst mich«, sagt sie.
    Er nickt.
    »Und ich liebe dich auch, also ...«
    Er schüttelt den Kopf und lächelt blöde, »O ... ich weiß nicht ...«
    »Chon«, sagt sie. »Du fährst weg ... und ich weiß nicht,
ob ... und das ist meine Schuld.«
    »Nein, ist es nicht.«

32
    Os erste bewusste Erinnerung ist die an einen Jungen, der auf Ringelblumen pinkelt.
    »Ophelia«, wie sie damals noch hieß  – es sollte Jahre dauern, bis sie das »phelia« strich und einfach »O« wurde  – saß auf dem Spielplatz der kleinen Schule und sah dem älteren Jungen beim Bewässern der Pflanzen zu.
    Die Schule in Laguna Canyon war eine dieser neuen Schulen im alten Stil, die nur einen
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