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King of the World

King of the World

Titel: King of the World
Autoren: David Remnick
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auf, eine Erklärung mit den Gründen für seine Verweigerung abzufassen.
    »Ich weigere mich, in die Armee der Vereinigten Staaten eingezogen zu werden«, schrieb Ali, »weil ich als Prediger der islamischen Religion beanspruche, davon befreit zu werden.«
    Ali trat aus dem Gebäude in einen Schwarm von Reportern. Auch die Demonstranten waren noch da und schrien Ermutigungen. Doch noch Jahre später erinnerte sich Ali auch an eine Frau mit einer kleinen amerikanischen Flagge in der Hand, die schrie: »Du bist auf dem Weg ins Gefängnis! Du gehst auf die Knie und bittest Gott um Vergebung! Mein Sohn ist in Vietnam, und du bist nicht besser als er. Ich hoffe, du verrottest im Gefängnis.«
    Alis Weigerung, nach Vietnam zu gehen, berührte junge Leute, insbesondere junge Schwarze, zutiefst. Der Literatur-professorGerald Early, der sich ausführlich mit der »Kultur des Schlagens« beschäftigt hat, erinnerte sich an diesen Augenblick des Jahres 1967 in seinem Essay »Tales of the Wonderboy«: »Als er verweigerte, empfand ich etwas Größeres als Stolz: Mir war, als sei meine Ehre als schwarzer Junge, meine Ehre als Mensch verteidigt worden. Er war doch der große Ritter, der Drachentöter. Und ich sah mich, den kleinen Slum-Jungen, der ich war, als seinen Lehrling bei der grandiosen Phantasie, dem grandiosen Wagnis. An dem Tag, als Ali den Kriegsdienst verweigerte, weinte ich in meinem Zimmer. Ich weinte um ihn und auch um mich, um meine Zukunft und auch seine, um alle unsere schwarzen Möglichkeiten.«
    Ali wurde zu fünf Jahren Haft und zu einer Geldstrafe von 10 000 Dollar verurteilt – die Höchststrafe. Im Juni 1971 rehabilitierte ihn der Oberste Gerichtshof schließlich in einer einstimmigen Entscheidung, doch nachdem er einen Monat nach seiner Verweigerung Zora Folley k. o. geschlagen hatte, sollte er dreieinhalb Jahre nicht mehr boxen – es wären seine besten Jahre als Boxer gewesen. Erst 1974 holte er sich den Weltmeisterschaftstitel zurück, als er George Foreman in Kinshasa an den Seilen überlistete. »Ich schätze, diese Entscheidung kostete ihn zehn Millionen Dollar an Preisgeldern, Nebeneinkünften und so weiter«, sagte Gordon Davidson. Sie kostete ihn auch das Wohlwollen vieler Amerikaner, die glaubten, er sei nur ein reicher junger Mann, der sich um den Militärdienst drücken wolle und dafür als Entschuldigung seine Religion anführe. Doch Ali bedauerte diesen Preis nie. Er sah mit an, wie sein alter Freund aus Louisville, Jimmy Ellis, und danach Joe Frazier seinen Titel errangen.
Seinen
Titel, den er ersehnt hatte, seit er zwölf war. Doch selbst für einen jungen Mann, der in seinen Ruhm verliebt war, gab es größere Prioritäten. »Ich war entschlossen,
ein
Nigger zu sein, den die Weißen nicht kriegten«, sagte er gegenüber der Zeitschrift
Black Scholar
. »Ein Nigger, den du nicht gekriegt hast, weißer Mann. Verstehst du? Ein Nigger, den du nicht kriegst.«
     
    Während Ali gegen die Gerichte kämpfte, fiel sein alter Gegner Sonny Liston allmählich der Vergessenheit anheim. 1966 kaufte Liston ein pastellgrünes Haus am Ottawa Drive in Las Vegas, direkt gegenüber dem sechzehnten Fairway des Stardust Country Club. Zuvor hatte dort der Geschäftsmagnat Kirk Kerkorian gewohnt. Die Listons hatten zwei Cadillacs; einen schwarz-grünen für Sonny, einen pinkfarbenen für Geraldine. Geraldine ließ ihr silbernes Teeservice vergolden. Das brauchte man nicht so oft zu polieren. Im Wohnzimmer hingen zwei Paar Boxhandschuhe: ein bronziertes aus einem der Kämpfe Listons, und ein nerzbesetztes zu Ehren von Geraldine.
    Liston erneuerte seine Freundschaft mit Ash Resnik und diversen zwielichtigen Elementen. Er spielte viel Blackjack, und abends trank er entweder in den Kasinos oder zu Hause vor dem Fernseher. Die Polizei in Las Vegas drückte bei ihm stets ein Auge zu, was sie in St. Louis, Philadelphia oder Denver nie getan hatte. Wenn sie ihn in seinem schwarzen Fleetwood anhielten und J & B in seinem Atem rochen, ließen sie ihn nach Hause fahren.
    »Uns geht’s hier ziemlich gut, das muß ich sagen«, erzählte Liston einem Reporter von
Sports Illustrated
. »In keinem Hotel muß ich für nix bezahlen, das erledigen immer die.«
    Eine Zeitlang redete Liston davon, den Titel zurückzuholen, die Wahrheit sah aber so aus, daß er nach seinen Kämpfen gegen Ali eine Reihe zweitklassige Boxer besiegte und dann von einem seiner alten Sparringspartner, Leotis Martin, ausgeknockt wurde. In seinem
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