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Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)

Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)

Titel: Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)
Autoren: Ursula Caberta
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anderen darin geschult, auf Fragen zu antworten, warum er an der Demonstration teilnimmt. Die Scientologen gehen davon aus, dass sich auch »wogs« – also Nicht-Scientologen – der Demonstration anschließen. Da heißt es, gewappnet zu sein und richtig begründen zu können, warum die Psychiatrie als »Übel der Welt« anzusehen ist.
     
    Am Tag der Demonstration versammeln sich einige hundert Personen, auch aus anderen Städten sind Scientologen gekommen. Am Straßenrand stehen Menschen und schauen zu, lesen Plakate mit dem Schriftzug »Psychiatrie tötet« und ähnlichem. Ein paar Jugendliche winken Edwin zu – unter ihnen auch ein hübsches Mädchen. Edwin läuft über die Straße und lässt sich von den Jugendlichen überreden, mitzugehen – ein bisschen feiern will man, einer der Jungen hat heute Geburtstag …
    Die Demonstration zieht ohne Edwin weiter, und anscheinend kümmert es niemanden, dass er nicht weiter dabei ist.
     
    Edwin geht also mit zu dem Jungen, der auch 16 Jahre alt geworden ist, um Geburtstag zu feiern. Den Gesprächen unter den Jugendlichen kann er nicht richtig folgen. Die Musik, die gespielt wird, kennt er nicht. So schweigt er die ganze Zeit. Das Mädchen, das ihm so gut gefällt, fragt ihn dann irgendwann, warum er so still ist. Doch Edwin weiß keine Antwort, und ganz plötzlich bekommt er Angst zu bleiben. »Wahrscheinlich suchen sie mich schon. Die Demonstration muss längst vorbei sein.« Dieser Gedanke beunruhigt ihn so sehr, dass er leise sagt, er wisse nicht, wo er bleiben solle, er könne nicht nach Hause. Die jungen Leute sind schlagartig still, fragen aber nicht weiter nach. Edwin darf im Gästezimmer des Jungen übernachten. Die Eltern haben nichts dagegen, denn Freunde ihres Sohnes haben schon öfter dort übernachtet. Edwin schläft kaum, so sehr quält ihn sein schlechtes Gewissen, doch andererseits findet er es auch spannend, in diesem Zimmer zu sein, bei diesen Leuten, die ihn, ohne viel zu fragen, einfach bei sich aufgenommen haben.
     
    Am nächsten Morgen kommt es dann, wie es kommen muss: Die Mutter des Jungen fragt Edwin, ob sie ihn nach Hause bringen oder seine Eltern benachrichtigen soll. Edwin sagt, er lebe bei seiner Großmutter, doch habe er die Telefonnummer nicht dabei. Dann erzählt er plötzlich, dass seine Mutter Scientologin ist und er eigentlich auch. Die Reaktion der Frau ist verhalten, aber bestimmt: »Wir müssen entweder deine Mutter benachrichtigen oder das Jugendamt«, sagt sie. »Das Jugendamt ist für dich zuständig, wenn du zu Hause Probleme hast.«
    Also findet sich Edwin bei einer Mitarbeiterin des Jugendamtes wieder. Ihr erzählt er, dass er nicht zurück kann, weil er dann zur »Ethik« muss. Die Mitarbeiterin des Jugendamtes blickt ihn völlig verständnislos an, nimmt aber zur Kenntnis, dass Edwin 16 Jahre alt ist und sagt, dass er nicht nach Hause will. Nun setzen sich die scientologische Maschinerie und die des Jugendamtes in Bewegung.
     
    Edwin darf vorübergehend bei der Familie des Jungen wohnen bleiben. Seine Mutter geht mit ihrem scientologischen Anwalt beim Jugendamt ein und aus und insistiert, dass es keinerlei Probleme gäbe. Es seien übliche Spannungen, die immer einmal vorkommen könnten. Inzwischen hat Edwin dem Jugendamt erzählt und immer wieder betont, dass er lieber ohne Scientology leben will. Mutter und Anwalt äu ßern jedoch, dass das kein Problem sei. Jeder, der gehen wolle, könne gehen.
     
    Schließlich kommt es zum Gespräch zwischen der Jugendamtsvertreterin, Edwin, seiner Mutter und dem Rechtsanwalt, der ein offizielles, von der Mutter unterschriebenes Schriftstück beibringt. Dieses besagt, dass Edwin in der Scientology nichts gegen seinen Willen tun muss. Das Jugendamt lenkt ein. Die Bearbeiterin macht einen fast erleichterten Eindruck, dass alles so unkompliziert zu sein scheint, wo man doch immer etwas ganz anderes über die Organisation liest.
     
    Edwin sagt zu all dem gar nichts. Er wird wieder zu seiner Mutter zurückgebracht. Das Schreiben, das seine Mutter unterzeichnet hat, bleibt in den Akten beim Jugendamt. Er selbst wird zwei Tage lang in Ruhe gelassen. Dann geht es in eine andere Stadt in die dortige Scientology-Zentrale, und dort wartet dann der »Ethik-Offizier« …

Ausstiegsversuch – Beispiel 3
     
    Hier verkörpert Edwin ein in Scientology aufgewachsenes Kind, das die üblichen Programme wie »Kommunikationskurs«, »Reinigung« und »Auditing« in der örtlichen
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