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Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)

Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)

Titel: Kindheit bei Scientology: Verboten (German Edition)
Autoren: Ursula Caberta
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um die Genehmigung, sie für eine Woche besuchen zu dürfen. Dieser schriftliche »Antrag« löst – wie erwartet – Skepsis aus. Edwin ist sich unsicher, ob irgendjemand Kontakt zu seiner Mutter aufgenommen hat. Und – wie könnte es anders sein? – er muss zum »Sicherheitscheck«. Die üblichen Fragen werden ihm gestellt, mit dem Ziel zu ergründen, ob er irgendwelche gegen Scientology gerichteten Gedanken verfolgt. Doch Edwin hat sich eine Strategie überlegt, dieses Mal das »E-Meter« zu überlisten. Denn im Grunde weiß er sehr genau, dass er am System zweifelt und Saint Hill hinterfragt. Während der Zeit der Befragung träumt er davon, dass seine Mutter ihn fest in die Arme nimmt und er ihr sein Herz ausschütten kann. Und tatsächlich übersteht er zu seiner eigenen Verwunderung die kritischen Fragen. Nicht einmal vor Angst geschwitzt hat er. Schließlich erhält er die Erlaubnis, eine Woche nach Hause zu dürfen. Nun gilt für ihn, auch noch das letzte Problem, das des Geldes, für die Deutschlandreise zu überwinden.
     
    Edwin verlässt das Gelände und geht einfach los, bis er endlich zu einer Telefonzelle gelangt. Er ruft seinen Vater an, der überglücklich ist, die Stimme seines Sohnes zu hören, und verspricht, ihn vom Flughafen abzuholen. Edwin ist total verwirrt. Er weiß gar nicht, was er antworten soll. Sein Vater löst für ihn das Problem und rät ihm, in die Polizeistation des nächsten Ortes zu gehen. Der Vater will dann dort anrufen. Die Polizisten sind sehr nett, und Edwins Vater verspricht, noch am selben Tag zum Flughafen zu kommen. Die Polizisten begleiten Edwin zum Londoner Flughafen, und er landet in seiner deutschen Heimatstadt. Edwins Vater hat sein Versprechen gehalten, er steht am Flughafen und wartet auf ihn.
     
    Doch was anschließend passiert, gleicht eher einem Albtraum. Da Edwin nicht nach einer Woche – wie angekündigt – zurück in Saint Hill ist, wird die Mutter informiert. Der Vater bekommt eine Anzeige wegen Kindesentzug. Edwin ist sich aber inzwischen so sicher, dass er mit seinem Vater den Weg ohne Scientology gehen will, und er diesem nun eine Stütze sein will. Bis Sorgerecht, Aufenthaltsrecht und alle weiteren Formalitäten endgültig geklärt sind, dauert es natürlich. Die permanenten Anrufe seiner Mutter machen Edwin schwer zu schaffen. Denn nun hat er zwar seinen Vater gefunden, aber seine Mutter verloren. Leider gibt es für ihn keine Möglichkeit, ihr zu erklären, warum er diesen Weg gegangen ist. Sie wird es niemals akzeptieren. Ihr Sohn ist nun plötzlich auf der anderen Seite, der gegnerischen. Doch Edwin geht seinen Weg mit Hilfe des Vaters und der Großeltern entschlossen weiter.
     
    Da Edwin bis zu diesem Zeitpunkt keine ausreichend lange Zeit die Schule besucht hat, wird es erst einmal schwierig für ihn, irgendeine Art von Abschluss zu bekommen. Möglich für ihn ist einzig der Hauptschulabschluss, den er dann durch großen Einsatz und die Hilfe seiner Familie auch erhält. Aber was ihn am meisten hindert, den letzten Schritt in sein neues Leben zu schaffen, ist die Schwierigkeit, mit seinen Mitmenschen Kontakt aufzunehmen, ohne immer gleich sein Gegenüber »einzustufen«. Zu sehr haben die Maßstäbe der scientologischen Tonskala, nach der Menschen bewertet werden, Besitz von ihm ergriffen. Angst und Verratsgedanken lassen ihn bis tief in die Nacht hinein nicht los. Da ist es schon von Vorteil, dass sein Vater auch Scientologe war und diese Gefühle nachvollziehen kann. Es dauert allerdings, bis die beiden offen darüber sprechen können. Allzu leicht verfallen beide noch in den scientologisch gelernten Umgang miteinander.
     
    Es dauert Jahre, bis Vater und Sohn sich ohne Angst vor anderen verhalten können. Leider jedoch wird Edwin seine Mutter nicht wiedersehen, es sei denn, auch sie findet irgendwann den Weg aus der Organisation.

Ausstiegsversuch – Beispiel 2
     
    Bleiben wir bei unserem 16-jährigen Edwin, für den die Zeit in der »Sea-Org« vorbei ist. In diesem Beispiel, das stellvertretend für andere steht, wird Edwin bei verschiedenen Aktivitäten des örtlichen Scientology-Vereins eingesetzt. In der Stadt soll eine Konferenz von Psychiatern stattfinden, und die Organisation will dagegen demonstrieren, um deutlich zu machen – immer den Hubbard’schen Ideen folgend -, dass die Psychiatrie »das Übel der Welt« ist.
     
    Edwin ist in die Vorbereitungen eingebunden und bereitet sich auf die Demonstration vor. Er wird mit
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