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Kinderseelen Verstehen

Kinderseelen Verstehen

Titel: Kinderseelen Verstehen
Autoren: Armin Krenz
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ältere Geschwister sein sollte, sich auch um jüngere Geschwister in der Familie zu kümmern, mal mit ihnen nach draußen zu gehen und mal mit ihnen zu spielen, so darf es dennoch nicht zur Regel werden, dass das älteste Geschwisterkind die feste Rolle einer Ersatzmutter oder eines Kindermädchens übernimmt. Mutter und Vater haben darauf zu achten, dass auch hilfsbereite ältere Kinder ihren persönlichen Frei- und Spielraum haben, um eigenen Interessen und Hobbys nachgehen zu können oder mit Freunden etwas Eigenes zu unternehmen, losgelöst von einem Gefühl der ständigen Verantwortung für andere. Gleichzeitig haben Eltern zu berücksichtigen, dass ihre ältesten Kinder ebenso auf emotionale Wärme und Geborgenheit angewiesen sind wie jüngere Kinder.
    Weitere Anmerkungen zur Ausdrucksform »Umgang mit Wasser«
    Kinder, die mit Toilettenpapier oder anderen Materialien den Toilettenabfluss oder ein Waschbecken verstopfen und anschließend den Wasserzufluss betätigen, sodass es zu »Überschwemmungen« kommt:
    → Bedeutungswert
    »Meine Gefühle laufen über. Zurzeit befinde ich mich in einer Lebenssituation, in der ich meine Gefühle zurückhalten muss bzw. in der ich meinen Gefühlen keinen Ausdruck verleihen darf. Gefühlsausdrücke sind nicht erwünscht. Personen oder Situationen verstopfen mir meine Möglichkeiten, meine Gefühle nach außen zu bringen bzw. öffentlich zu zeigen.«
    Kinder mit diesem Verhalten werden in ihrer Umgebung häufig gemaßregelt und fühlen sich dadurch überfordert. Emotionale Äußerungen werden von Erwachsenen nicht akzeptiert, sodass die Kinder den Eindruck haben, sie müssten sich von ihren Gefühlen trennen bzw. sie dürfen keine Gefühle zeigen. Nicht selten kommt es dann vor, dass diese Kinder schon bei kleinsten Entbehrungen oder Versagungen emotional die Fassung verlieren und regelrecht »ausrasten«, was für Erwachsene kaum zu verstehen ist. Deren Reaktion sieht dann häufig so aus, dass auch diese Situation ganz intensiv mit dem Kind besprochen wird. Damit wird allerdings die prekäre Situation noch mehr verschärft.
    Kinder, die mit großem Interesse Wasserhähne auf- und zudrehen und fasziniert darauf achten, wie ihnen das Wasser »gehorcht«:
    → Bedeutungswert
    »Ich werde von meinen Gefühlen bestimmt und bin noch nicht in der Lage, meine Gefühlsausdrucksmöglichkeiten zu steuern. Das möchte ich gerne lernen, um ein gesteuertes und selbstbestimmtes (= kontrolliertes) Handeln zu zeigen.«
    Diese Kinder erleben häufig eine Umgebung, in der sie sich einerseits grundsätzlich angenommen fühlen, doch andererseits auch spüren, dass es besser wäre, wenn sie noch stärker die Erwartungen der Erwachsenen erfüllen würden. Dieses Gleichgewicht zwischen Fremderwartungen und der eigenen Emotionalität zu finden, ist ein sehr schwieriger Entwicklungsvorgang und bringt Kinder nicht selten in Gewissenskonflikte.
    Kinder, die immer wieder Wasserläufe bauen und sich darüber freuen, wenn sie auf der einen Seite (= der Beginn ihres Flusses) Wasser einleiten und der Fluss in einer festgelegten Bahn auf der anderen Seite wieder erscheint:
    → Bedeutungswert
    »Zurzeit ist mein Leben durch Situationen geprägt, die es mir nicht ermöglichen, meine Gefühle zu fühlen bzw. meine Gefühle als angenehm fließend zu erleben. Das wäre mein Wunsch. Dazu brauche ich allerdings eine Umgebung, in der ich mehr Gefühle erleben und ausdrücken darf.«
    Diesen Kindern wird in ihrem Alltag häufig keine Gelegenheit gegeben, Gefühle zu erleben. Das geschieht vor allem in stark kognitiv geprägten Elternhäusern oder frühkindlichen Bildungseinrichtungen, in denen der »Förderfaktor« einer emotionalen Erlebniswelt vorangestellt wird.
    Kinder, die Mulden oder kleine Bäche in den Boden graben und das Wasser dann durch selbst gebaute Staudämme zurückhalten. Danach zerstören sie mit Vehemenz ihren Staudamm, sodass das Wasser auf einmal durch die Staumauer herausschießt:
    → Bedeutungswert
    »Ich fühle mich gezwungen, alle meine Gefühle zurückzuhalten. Der Ausdruck von Gefühlen ist in meiner Umgebung nicht gefragt, doch gleichzeitig stauen sich in mir meine Gefühle auf. Am liebsten wäre mir, ich könnte mit einem Mal alle meine Gefühle rauslassen. Dann käme es zu einem Knall. Im Gegensatz zur derzeitigen Situation würde ich mich dann viel wohler und befreiter fühlen.«
    Diese Kinder erleben häufig ein Umfeld, in dem sie gemaßregelt und autoritär »zur Räson gebracht«
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