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Kinderseelen Verstehen

Kinderseelen Verstehen

Titel: Kinderseelen Verstehen
Autoren: Armin Krenz
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gefühlskalte Mutter ertragen zu müssen, die ihr mit den ständig moralisierenden Eingaben vermittelt: »Du bist nicht gut. Du müsstest anders sein, um dich lieb haben zu können.«
    → Praktische Hinweise
    Wiederum geht es bei diesem Beispiel nicht darum, dem Kind die Scheu, die Angst bzw. den Ekel vor dem Wasser zu nehmen, ist dies doch nur ein Symptom für eine ungünstige Familiendynamik. Was dem Mädchen helfen würde, die Kraft, die Kühle und die befreiende Wirkung des Wassers zu suchen und zu genießen: eine veränderte Haltung der Mutter zu ihrer Tochter.
    Fenja braucht Eltern, die zwar eine moralische Grundhaltung besitzen und Werte wie Gerechtigkeit, Zuverlässigkeit, Gradlinigkeit oder Lebensfreude in sich tragen. Was sie aber für eine entwicklungsförderliche Pädagogik nicht gebrauchen kann, ist eine moralisierende, mit strengen Normen durchsetzte Erziehung. Das erzeugt in ihr ständig ein schlechtes Gewissen und verletzt ihr Selbstwertgefühl. Eine befreite Seele sorgt stets für ein ungetrübtes Verhältnis zum Element Wasser.
    »Ich wär am liebsten eine Wasserratte« – Kinder suchen viel mehr Gefühlserlebnisse
    Laura, acht Jahre alt, ist genau das Gegenteil von Fenja. Sie ist eine regelrechte »Wasserratte« und lässt keine Möglichkeit aus, Kontakt zu diesem nassen Element zu suchen. Auf Spaziergängen springt sie in Pfützen und freut sich, wenn das Wasser möglichst hoch spritzt und sie bzw. alle um sie herum nass werden. Geht es zum Baden, ist sie die Erste, die im Wasser ist, und die Letzte, die herausgerufen werden muss, auch wenn ihre Finger schon »schrumpelig« und ihre Lippen ganz blau angelaufen sind. Auf dem Außengelände des Kindergartens baut sie lange Wasserstraßen und lässt gefaltete Papierschiffe darauf schwimmen. Sie liebt es, zu Hause in der Badewanne zu planschen, und selbst wenn das Badewasser schon abgekühlt ist, findet sie nur schwer den Weg in den Bademantel.
    → Der entscheidende Ausschnitt aus dem biografischen Hintergrund
    Laura ist, obgleich erst acht Jahre alt, schon stark in das System ihrer Familie eingebunden und verplant. Sie hat drei kleine Geschwister (ein Zwillingspärchen von knapp vier Jahren und eine noch jüngere Schwester mit zweieinhalb Jahren) und ihre Eltern sind beide berufstätig. Der Vater hat als Elektriker im ständig wechselnden Außendienst einen sehr anstrengenden Handwerkerposten und die Mutter arbeitet halbtags als Aushilfe in einem Restaurant, meistens von 17 bis 23 Uhr. Ihr Mann kommt gegen 18 Uhr nach Hause.
    In der Zwischenzeit ist »die Große« für einen weitestgehend »reibungslosen Ablauf« zuständig. Wenn Laura aus der Schule kommt, geht sie zunächst an ihre Hausaufgaben, um dann der Mutter im Haushalt bzw. bei der Betreuung ihrer jüngeren Geschwister zu helfen. Es wird von ihr beispielsweise erwartet, dass sie mit den Zwillingen spielt, mit ihnen nach draußen auf einen Spielplatz geht oder sich um ihre jüngste Schwester kümmert. Auch im Haushalt kommt manches auf sie zu: vom Spülen und Abtrocknen des Geschirrs bis zum Aufräumen der zwei Kinderzimmer, vom Einräumen der Waschmaschine bis zum Herrichten des Abendbrots. Dabei bleibt kaum Zeit übrig, um sich mit Klassenkameradinnen zum Spielen zu treffen oder sich zurückzuziehen. Darunter leidet Laura besonders, weil sie sehr gerne liest und sich in Gedanken in die Bücherwelt hineindenkt.
    → Bedeutungswert
    Laura spürt, dass es ohne sie im Haushalt nicht geht. Die Mutter ist häufig angespannt (manches Mal auch überfordert) und der Vater ist tagsüber nicht zu Hause. Sie hat den Eindruck, dass sie eine hohe Verantwortung übernehmen muss, »um Mama etwas Arbeit abzunehmen, damit sie nicht so viel zu tun hat und nicht so genervt ist«. Deshalb stellt sie viel von ihrem Kindsein-Wollen, Kindsein-Können und Kindsein-Dürfen zurück – möchte sie doch auch, dass es zu Hause allen gut geht. Ihre Handlungsweisen sind eher »rational« gesteuert. Dabei hat sie gelernt, ihre spontanen, lebendigen Gefühle zurückzustellen. Entsprechend stark ist ihr Wunsch, das Fühlen zu fühlen . Und wenn das aus ihrer Sicht in der Realität des Lebens nur in einem äußerst begrenzten Rahmen möglich ist, dann gleicht Laura das mit ihrem überaus starken Bedürfnis nach »Wassererlebnissen« aus. Da fühlt sie sich richtig wohl und das Wasser – die Gefühle – umschmeicheln sie an ihrem ganzen Körper.
    → Praktische Hinweise
    Auch wenn es eine Selbstverständlichkeit für
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