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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels
Autoren: Brandon Sanderson
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Gepäck und warf es vor Teppers Tisch auf die Erde. Der offene Beutel fiel zur Seite, und eine ganze Ansammlung von Lebensmitteln rollte auf den Boden. Feines Brot, Früchte und sogar ein paar dicke, geräucherte Würste befanden sich darunter.
    Eine Sommerfrucht rollte über den gestampften Lehmboden und kullerte gegen Teppers Fuß. Der Skaa betrachtete die Frucht mit verblüfftem Blick. »Das ist das Essen eines Adligen!«
    Kelsier schnaubte. »Wohl kaum. Wisst ihr, für einen Mann von solchem Rang und Ansehen hat euer Graf Tresting einen bemerkenswert schlechten Geschmack. Seine Speisekammer ist eine Schande für sein Haus.«
    Tepper wurde noch blasser. »Dahin bist du also heute Nachmittag verschwunden«, flüsterte er. »Du bist zum Herrenhaus gegangen. Du hast ...
den Meister bestohlen!«
    »Allerdings«, bestätigte Kelsier. »Vielleicht darf ich noch hinzufügen, dass zwar der Geschmack eures Grafen beklagenswert ist, was das Essen angeht, aber sein Auge für gute Soldaten erheblich besser ist. Es war eine große Herausforderung für mich, bei Tageslicht in sein Haus zu schleichen.«
    Tepper starrte noch immer den Sack mit den Nahrungsmitteln an. »Wenn die Zuchtmeister das hier finden ...«
    »Dann schlage ich vor, dass ihr es verschwinden lasst«, meinte Kelsier. »Ich wette, es schmeckt etwas besser als eure verwässerte Gemüsesuppe.«
    Zwei Dutzend gierige Blicke verschlangen die Lebensmittel. Falls Tepper noch etwas hatte einwenden wollen, dann war er nicht schnell genug, denn sein Schweigen wurde allgemein als Zustimmung gedeutet. Innerhalb weniger Minuten war der Inhalt des Beutels untersucht und verteilt worden, und der Suppentopf stand blubbernd und unbeachtet auf dem Feuer, während die Skaa nun ein viel exotischeres Mahl genossen.
    Kelsier lehnte sich gegen die hölzerne Wand der Hütte und sah den Leuten dabei zu, wie sie ihr Essen gierig verzehrten. Er hatte die Wahrheit gesagt: Das Angebot aus der gräflichen Speisekammer war bedrückend alltäglich. Doch das hier war ein Volk, das seit seiner Kindheit nichts als Suppe und Haferschleim kannte. Für sie waren Brot und Früchte seltene Delikatessen, die sie in der Regel höchstens als verdorbene Überreste von den Hausdienern erhielten.
    »Deine Geschichte ist unterbrochen worden, junger Mann«, bemerkte ein ältlicher Skaa, der nun heranhumpelte und sich auf einen Schemel neben Kelsier setzte.
    »Ich nehme an, dafür ist später noch Zeit«, sagte Kelsier. »Sobald auch der letzte Beweis meines Diebstahls verzehrt ist. Möchtest du nichts davon haben?«
    »Das ist nicht nötig«, erwiderte der alte Mann. »Als ich das letzte Mal Grafenessen probiert habe, hatte ich danach drei Tage Bauchschmerzen. Neue Geschmäcker sind wie neue Ideen. Je älter man ist, desto schwieriger ist es, sie zu verdauen.«
    Kelsier schwieg darauf. Der alte Mann bot wahrlich keinen beeindruckenden Anblick. Seine ledrige Haut und seine Glatze ließen ihn eher gebrechlich als weise erscheinen. Doch er musste stärker sein, als er aussah, denn nur wenige Plantagen-Skaa wurden so alt wie er. Viele Grafen duldeten es nicht, dass die Alten der täglichen Arbeit fernblieben, und die regelmäßigen Auspeitschungen, die zum Leben eines Skaa gehörten, setzten den Älteren schrecklich zu.
    »Wie ist noch gleich dein Name?«, fragte Kelsier.
    »Mennis.«
    Kelsier warf Tepper einen Blick zu. »Also, Hausvater Mennis, verrate mir etwas. Warum überlässt du ihm die Führung?«
    Mennis zuckte die Schultern. »Wenn du in mein Alter kommst, wirst auch du dir genau überlegen, womit du deine Kraft vergeudest. Manche Schlacht ist es nicht wert, dass sie geschlagen wird.« Es lag etwas Unausgesprochenes in Mennis' Blick; er redete von Dingen, die größer waren als sein eigener Kampf mit Tepper.
    »Dann seid ihr also zufrieden?«, fragte Kelsier und deutete mit dem Kopf auf das Innere der Hütte und ihre halbverhungerten, überarbeiteten Bewohner. »Ihr seid zufrieden mit einem Leben voller Auspeitschungen und endloser Plackerei?«
    »Wenigstens ist es ein Leben«, erwiderte Mennis. »Ich weiß, welchen Lohn Unzufriedenheit und Rebellion bringen. Das Auge des Obersten Herrschers und der Zorn des Stahlamtes können viel schrecklicher sein als ein paar Peitschenschläge. Männer wie du predigen die Veränderung, aber ich frage mich, ob dies ein Kampf ist, den wir überhaupt ausfechten können.«
    »Du befindest dich bereits mitten in diesem Kampf, Hausvater Mennis. Und du bist gerade dabei,
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