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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels
Autoren: Brandon Sanderson
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das den Männern in deiner Nähe eine Auspeitschung einbringen können.«
    »Stimmt«, meinte Kelsier. »Aber sie hätten auch ausgepeitscht werden können, weil sie am falschen Ort standen, weil sie eine zu lange Pause eingelegt hatten oder husteten, als der Zuchtmeister vorbeiging. Ich habe einmal gesehen, wie ein Mann ausgepeitscht wurde, nur weil sein Herr behauptete, er habe ›unangemessen gezwinkert‹.«
    Tepper saß steif und mit zusammengekniffenen Augen da und hatte einen Arm auf den Tisch gelegt. Sein Blick war unnachgiebig.
    Kelsier seufzte und rollte mit den Augen. »Bestens. Wenn ihr wollt, dass ich gehe, mache ich mich gleich wieder auf den Weg.« Er warf sich das Gepäck über die Schulter und zog unbekümmert die Tür auf.
    Sofort quoll dichter Nebel durch die offen stehende Pforte, umschmiegte Kelsiers Körper, sank zu Boden und kroch wie ein zögerliches Tier über den Lehm. Einige keuchten entsetzt auf, doch die meisten waren so verblüfft, dass sie nicht das geringste Geräusch von sich gaben. Kelsier stand eine Weile da und schaute hinaus in den düsteren Nebel, dessen kreisende Strömungen von den glühenden Kohlen des Kochfeuers schwach erhellt wurden.
    »Mach die Tür zu.« Teppers Worte waren kein Befehl, sondern eine Bitte.
    Kelsier entsprach ihr, drückte die Tür zu und unterbrach damit den Strom des weißen Dunstes. »Der Nebel ist nicht das, was ihr glaubt. Ihr habt viel zu viel Angst vor ihm.«
    »Diejenigen, die sich in den Nebel hineinwagen, verlieren ihre Seele«, flüsterte eine Frau. Ihre Worte warfen eine Frage auf. War Kelsier durch den Nebel gewandert? Wenn ja, was war mit seiner Seele geschehen?
    Wenn ihr nur wüsstet,
dachte Kelsier. »Das heißt wohl, dass ich bleiben soll.« Er bedeutete einem Jungen mit einem Wink, ihm einen Schemel zu bringen. »Das ist gut, denn es wäre eine Schande gewesen, wenn ich hätte gehen müssen, ohne euch meine Neuigkeiten mitzuteilen.«
    Mehr als nur ein Skaa schaute bei dieser Bemerkung auf. Das war der wahre Grund, aus dem sie seine Anwesenheit ertrugen - warum selbst die ängstlichen Landarbeiter einen Mann wie Kelsier beherbergten, einen Skaa, der dem Willen des Obersten Herrschers trotzte, indem er von einer Plantage zur nächsten zog. Er mochte zwar ein Abtrünniger und eine Gefahr für die ganze Gemeinschaft sein, doch er brachte Neuigkeiten aus der Welt da draußen mit.
    »Ich komme gerade aus dem Norden«, sagte Kelsier. »Aus den Ländern, in denen die Hand des Obersten Herrschers nicht so deutlich spürbar ist wie hier.« Er redete mit klarer Stimme, und die Leute beugten sich unwillkürlich in seine Richtung, während sie arbeiteten. Am kommenden Tag würden Kelsiers Worte vor den mehreren hundert Skaa wiederholt werden, die in den anderen Hütten lebten. Die Skaa mochten zwar unterjocht sein, aber sie waren unheilbar geschwätzig.
    »Im Westen herrschen örtliche Grafen«, erklärte Kelsier, »und sie sind weit vom eisernen Griff des Obersten Herrschers und seiner Obligatoren entfernt. Einige dieser fernen Adligen sind der Ansicht, dass glückliche Skaa besser arbeiten als misshandelte Skaa. Einer von ihnen, Graf Renoux, hat seinen Zuchtmeistern sogar befohlen, ungenehmigte Auspeitschungen zu unterlassen. Es geht das Gerücht um, dass er darüber nachdenkt, seinen Feld-Skaa einen Lohn zu zahlen, wie ihn die Handwerker in der Stadt bekommen.«
    »Unsinn«, sagte Tepper.
    »Ich bitte um Entschuldigung«, erwiderte Kelsier. »Ich wusste nicht, dass Hausvater Tepper vor kurzem auf Graf Renoux' Besitzungen war. Als du kürzlich mit ihm zu Abend gegessen hast, muss er dir etwas erzählt haben, das ich noch nicht weiß.«
    Tepper errötete. Die Skaa reisten nicht, und auf keinen Fall speisten sie mit Grafen zu Abend. »Du willst mich zum Narren halten, Reisender«, meinte Tepper, »aber ich weiß, was du vorhast. Du bist derjenige, den man den Überlebenden nennt. Die Narben an deinen Armen verraten dich. Du bringst nichts als Schwierigkeiten - du bereist die Plantagen und schürst überall Unzufriedenheit. Du tust dich an unserem Essen gütlich, erzählst uns deine großartigen Geschichten und Lügen, verschwindest wieder und überlässt es Leuten wie mir, die falschen Hoffnungen auszulöschen, die du unseren Kindern aufschwatzt.«
    Kelsier hob eine Braue. »Aber, aber, Hausvater Tepper. Deine Sorgen sind vollkommen unbegründet. Ich habe nicht vor, euch das Essen wegzunehmen. Ich habe mein eigenes dabei.« Kelsier ergriff sein
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