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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels
Autoren: Brandon Sanderson
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waren, konnte man sie so schwer auseinanderhalten. Er glaubte, den Platz zu kennen, wo der ... ein leerer Platz, an dem nun niemand mehr stand.
    Aber nein, das war unmöglich. Der Mann konnte sich nicht so schnell aus der Gruppe entfernt haben. Wohin hätte er auch gehen sollen? Er musste noch irgendwo dort unten sein und den Kopf nun angemessen gebeugt halten. Doch jener Augenblick der Widerspenstigkeit war unverzeihlich.
    »Herr?«, fragte Kurdon noch einmal.
    Der Obligator stand neben ihm und sah ihn neugierig an. Es wäre nicht klug, den Mann wissen zu lassen, dass sich einer der Skaa soeben unverschämt verhalten hatte.
    »Nimm die Skaa im südlichen Abschnitt etwas härter ran«, befahl Tresting und deutete auf die betreffende Stelle. »Ich sehe, dass sie sogar für Skaa zu träge sind. Peitsch ein paar von ihnen aus.«
    Kurdon zuckte die Achseln und nickte. Es gab kaum einen Grund für eine Züchtigung, aber Tresting brauchte auch keinen Grund, wenn er seine Arbeiter auspeitschen lassen wollte.
    Sie waren schließlich nur Skaa.
    *
    Kelsier hatte die Geschichten gehört.
    Er hatte Geflüster über lange vergangene Zeiten gelauscht, als die Sonne noch nicht rot gewesen war. Geschichten über Zeiten, in denen der Himmel nicht voller Rauch und Asche gewesen war, in denen die Pflanzen nicht um ihr Wachsen und Gedeihen hatten kämpfen müssen und in denen die Skaa keine Sklaven gewesen waren. Doch diese Zeiten waren beinahe vergessen. Sogar die Legenden darüber wurden immer verschwommener.
    Kelsier beobachtete die Sonne. Sein Blick folgte der riesigen roten Scheibe, die nun auf den westlichen Horizont zukroch. Still stand er eine Weile da, allein auf dem verlassenen Feld. Das Tagwerk war getan, die Skaa waren zurück in ihre Hütten getrieben worden. Bald würden die Nebel kommen.
    Er seufzte, drehte sich um und nahm seinen Weg durch Furchen und über Pfade, vorbei an den großen Aschehaufen. Er vermied es sorgsam, auf die Pflanzen zu treten, doch er wusste nicht recht, warum er sich diese Mühe machte. Das Getreide schien der Mühen kaum wert. Es war blass, hatte verwelkte braune Blätter und schien genauso niedergedrückt zu sein wie diejenigen, die sich um es kümmerten.
    Die Hütten der Skaa erhoben sich vor ihm im schwindenden Licht. Schon sah Kelsier, wie sich die Nebel bildeten, wie sie die Luft verwölkten und den hügelartigen Gebäuden ein unwirkliches Aussehen verliehen. Die Hütten waren unbewacht; es war nicht nötig, Wachen aufzustellen, denn kein Skaa wagte sich nach draußen, sobald die Nacht angebrochen war. Die Angst vor den Nebeln war zu stark.
    Irgendwann muss ich sie davon befreien,
dachte Kelsier, während er sich einem der größeren Gebäude näherte.
Doch alles zu seiner Zeit.
Er zog die Tür auf und schlüpfte nach drinnen.
    Sofort verstummte das Gespräch. Kelsier schloss die Tür hinter sich und lächelte die etwa dreißig Skaa an, die sich in dem Raum befanden. In der Mitte brannte ein schwaches Feuer, und der große Kessel darüber war angefüllt mit Wasser, in dem Gemüse schwamm - die Vorbereitungen für das Abendessen. Natürlich würde die Suppe sehr dünn sein, wie immer, aber ihr Geruch war köstlich.
    »Guten Abend allerseits«, sagte Kelsier mit einem Lächeln, stellte das Gepäck neben sich und lehnte sich gegen die Tür. »Wie war euer Tag?«
    Seine Worte brachen die Stille auf, und die Frauen machten sich wieder an die Zubereitung des Abendessens. Eine Gruppe Männer saß um einen grob gezimmerten Tisch und warf Kelsier unzufriedene Blicke zu.
    »Unser Tag war mit Arbeit angefüllt, Reisender«, sagte Tepper, einer der Skaa-Ältesten. »Der bist du irgendwie entronnen.«
    »Ich habe nie großen Gefallen an Feldarbeit gefunden«, erwiderte Kelsier. »Sie ist viel zu hart für meine zarte Haut.« Er grinste und hob Hände und Arme, die mit vielen Schichten dünner Narben bedeckt waren. Sie verliefen der Länge nach an den Armen, als ob sie von einem wilden Tier zerfleischt worden wären.
    Tepper schnaubte verächtlich. Für einen Ältesten war er noch recht jung, kaum vierzig und höchstenfalls fünf Jahre älter als Kelsier. Doch der dünne Mann hatte das Gehabe von jemandem, der es gewohnt war zu befehlen und dies gern tat.
    »Es ist nicht die Zeit für Leichtfertigkeiten«, sagte Tepper streng. »Wenn wir einen Reisenden beherbergen, erwarten wir von ihm, dass er sich benimmt und jedes Aufsehen vermeidet. Als du dich heute Morgen von den Feldern fortgeschlichen hast, hätte
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