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Kinder, Computer und Co - Familie ist lebenswert

Kinder, Computer und Co - Familie ist lebenswert

Titel: Kinder, Computer und Co - Familie ist lebenswert
Autoren: Juergen Holtkamp
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Telenovelas
    Fragen Eltern ihre Kinder, wie sie Verliebt in Berlin finden, gibt es wohl nur zwei Antworten: „total cool“ oder „langweilig und schnulzig“. An den Telenovelas scheiden sich die Geister, gleichwohl liefern sie den Sendern eine gute Quote. Verliebt in Berlin gehört ganz oben mit dazu. Was entdecken die 14-Jährigen in ihnen? Wohl kaum die simple Story, die einfachen Kulissen oder die semiprofessionellen Schauspieler.
    Die Seifenopern kommen ursprünglich aus Südamerika, waren vorgelesene Romane. Heute sind es Fließbandproduktionen, die schnell und mit wenig Aufwand abgedreht werden können. Meist gibt es verschiedene Handlungsstränge, und sie alle eint eine einfache Sicht auf die Welt, in der gestritten, gehasst und geliebt wird.
    Ein Straßenfeger war und sind sie zum Teil heute noch in den Armenvierteln Lateinamerikas. Fernsehen ist für die Ärmsten der Armen ein ausgesprochen preisgünstiges Freizeitvergnügen. Ein paar Stunden dem tristen Alltag entfliehen und sich von einer Traumwelt leiten lassen. Gekennzeichnet sind die Telenovelas durch ein paar einfache Grundmuster: Armes unschuldiges Mädchen vom Lande – ist natürlich schön – trifft durch Zufall (!) einen reichen jugendlichen Industriellen. Das weiß die schöne junge Frau natürlich nicht sofort. Bis zur Hochzeit ist es ein langer Weg, da gibt es die Standesunterschiede und Konkurrentinnen – also genug Stoff für Missverständnisse, Täuschungen und Lügen. Über Monate erstreckt sich die Geschichte, bis es denn endlich zur Hochzeit kommt. Ein anderes Grundmuster der Telenovela sieht so aus: Reiche Schönheit wird vom Ehemann oder den Eltern verstoßen, weil sie arrogant, hochnäsig und gemein ist. In den vielen Folgen erlebt sie eine Art Katharsis (innere Reinigung). Als geläuterte Tochter/Ehefrau, die nun liebenswürdig, hilfsbereit ist und soziale Werke tut, wird sie wieder in die Familie aufgenommen. Damit ist bereits die dramaturgische Regel genannt, nach der die Telenovela aufgebaut ist: Am Schluss der Telenovela siegt das Gute, mit reichlich Freudentränen und jeder Menge Herzschmerz.
    Die Ähnlichkeit zu bekannten Märchen (Aschenputtel) ist unübersehbar. Meistens gibt es einen kurzen „Cliffhanger“ (ein dramatisches Ereignis), das den Zuschauer auf die nächste Folge neugierig machen soll.
    In kaum einem Genre spielt das Geschlecht eine so dominante Rolle wie bei der Telenovela; hier wird die Geschichte fast immer aus der Perspektive der weiblichen Hauptdarstellerin erzählt. Die Zuschauer wissen von Anfang an, dass die junge schöne Frau allen Gefahren und jeder Missgunst zum Trotz den Märchenprinzen heiraten wird, auch wenn der Eindruck in den Einzelfolgen so aussieht, dass es mit den beiden nie was werden wird. Es gibt die Traumhochzeit, und die Frischvermählten werden ewig glücklich bleiben – das spürt man und sieht es auch. Beide haben die Irrungen und Wirrungen des Lebens kennengelernt und wissen nun, dass sie füreinander bestimmt sind. Wundert es da, dass gerade junge Mädchen dieses Genre bevorzugt sehen? Genauso wird verständlich, warum die telegenen Groschenromane so fulminant in Südamerika eingeschlagen haben. Welche junge mittellose und hart schuftende Brasilianerin oder Mexikanerin träumt nicht von einem Leben in Anerkennung und Wohlstand?
    Seit einigen Jahren hat dieses Genre Deutschland erreicht – und die heimischen Produktionen unterscheiden sich in ihrer Qualität nur unwesentlich von den lateinamerikanischen Vorgängern. Die Darsteller sind nicht selten Laien, deren Darstellung wie die Ausstattung wirken oft holzschnittartig, und das bei bis zu 300 Folgen. Für manche Zuschauer eine Zumutung, andere können nicht genug davon bekommen. Die moderne Studiotechnik macht es möglich, dass die Texte nicht mal auswendig gelernt werden müssen, sie werden den Darstellern per Ohrhörer vorgesagt. Das geht dann, wenn die Rollen in der Struktur einfach und die Texte einfältig sind.
    In Deutschland werden nicht nur Novelas aus Südamerika importiert, es gibt auch Eigenproduktionen (z. B. Sophie – Braut wider Willen , Bianca , Verliebt in Berlin , Sturm der Liebe oder Tessa – Leben für die Liebe ).
    Telenovelas sind Fernseh-Fastfood.
    Im Durchschnitt werden pro Tag bis zu 50 Minuten gedreht. Selbst der Klassiker Gute Zeiten, schlechte Zeiten schaffte es pro Tag nur auf 25 Sendeminuten.
    In einer weiteren deutschen Produktion Verliebt in Berlin geht es um Lisa Plenske, ein
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