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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks
Autoren: Norman Spinrad
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nach einem neuen Planeten mit möglichst hohem ›Revolutionspotential‹ sucht, um die dortige Bevölkerung zur Rebellion anzustacheln und selbst die Herrschaft zu übernehmen. Begleitet von seiner Freundin und einem Ex-Militär, findet er auch einen solchen Planeten, auf dem eine ›Bruderschaft des Schmerzes‹ als diktatorische Oberschicht herrscht, in ihrer Schreckensherrschaft unterstützt durch eine Rasse von ›Tötern‹, und die Bewohner des Planeten als eine Art Schlachtvieh hält. Doch obwohl das ›Revolutionspotential‹ hoch ist, gelingt es kaum, die Bewohner zum Aufbegehren zu bringen, da sie ihr Schicksal als naturgegeben und vorbestimmt akzeptieren. Um doch noch die Macht erlangen zu können, läßt Farden eigene Leute als Töter verkleiden und Blutbäder anrichten, was so weit geht, daß er die Ökologie des ganzen Planeten empfindlich stört, um den Bewohnern die Lebensgrundlage zu entziehen. Als es schließlich zur Revolution kommt, zeigt es sich, daß die mit allen Mitteln brutalisierten Bewohner nicht mehr imstande sind, dem selbstentfachten Blutbad ein Ende zu machen. Farden selbst muß, von seinem Freund verraten, fliehen und hinterläßt den Planeten völlig vernichtet. The Men In The Jungle ist stilistisch schlampig geschrieben und weist einige dramaturgische Mängel auf, dennoch beeindruckt das Buch als Lehrstück über die wechselseitige Eskalation von Gewalt. Schockierender als die Gewaltszenen aber (die dem Buch in Deutschland eine Indizierung einbrachten), ist Spinrads Darstellung machthungriger Militärs und Politiker, die ihre Untergebenen nicht nur – wie hier – im direkten, sondern auch im übertragenen Sinn als Schlachtvieh ansehen. Farden steht am Beginn einer ganzen Reihe von Anti-Helden, mit denen Spinrad konsequent den Mythos der ›Identifikationsfigur‹ für den Leser zunichte machte. Obwohl man dem Roman – s.o. – viele Mängel vorwerfen könnte, ist er nicht uninteressant, bildet er doch einen ersten Beweis für Spinrads Versuche, aus der herkömmlichen SF auszubrechen und nicht nur geschickte Unterhaltungsliteratur zu schreiben, sondern ernste Themen anzugeben.
    Den größten Eindruck in der SF – aber auch außerhalb – hinterließ der Autor mit seinem vierten Buch, dem umfangreichen Roman Bug Jack Barron [Champion Jack Barron] (1969). Im britischen Magazin New Worlds abgedruckt, erhitzte der kompromißlose Roman durch seine obszöne Sprache die Gemüter und führte schließlich dazu, daß dem Magazin, Publikationsforum der ›New Wave‹ der SF, die finanzielle Unterstützung gestrichen wurde und die größte Vertriebskette in England sich weigerte, es weiter auszuliefern. Dennoch ist der Roman, vom schwedischen SF-KritikerSam Lundwall in völliger Verkennung der eminenten Bedeutung des Buches als ›praktisch eine Ansammlung von Obszönitäten‹ abgetan, ein Urteil das an sich schon falsch ist und lediglich von einer mangelnden Beschäftigung mit dem Text zeugt, ›gar nicht so schockierend, wie manche Ehrenmänner es gerne gesehen hätten‹. (Lexikon der SF-Literatur) Jack Barron, ehemaliges Idol der Hippie-Generation ist Showmaster einer Fernsehshow, die sich vordergründig um die Belange der ›Unterdrückten und Benachteiligten‹ kümmert, wodurch Barron zum Volkshelden geworden ist. In Wahrheit geht es ihm nur ums Geldverdienen. Das ändert sich, als der steinreiche Benedict Howards ihm Geld bietet, um einen Schwarzen aus der Sendung zu werfen, der seine Tochter verkauft hat. Es wird klar, daß Howard kleine Kinder kauft. Barron geht einen Handel mit Howards ein, der ihm die Unsterblichkeit verschafft, denn seinen Wissenschaftlern (ihm gehören Institutionen zum kryonischen Einfrieren von gut zahlenden Kunden) ist es gelungen, ein Mittel zur Erlangung der Unsterblichkeit zu finden, aber dazu müssen Kinder ermordet werden, deren Drüsen man Erwachsenen einsetzt. Als Barron das herausbekommt, liefert er Howards mit den Mitteln der Medien, in denen er sich bestens auskennt, ans Messer. Das große Aufsehen, das Bug Jack Barron in den USA und in Großbritannien erregte, liegt darin begründet, daß Spinrad erstmals unverblümt Sex und Politik in einen SF-Roman einbrachte, und dabei auch vor der Benützung obszönen Vokabulars nicht zurückschreckte. Spinrad enthüllt Politik als zynisches, menschenverachtendes Geschäft, bietet dem gegenüber aber auch mit Jack Barron keinen ›sauberen‹ Helden, sondern gleichfalls einen Zyniker, der stets den eigenen
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