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Kind des Glücks

Kind des Glücks

Titel: Kind des Glücks
Autoren: Norman Spinrad
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Augenblicks zerstörte, sondern durch den Druck der unnatürlichen Abwesenheit von Geräuschen, von einem Schweigen, das über meine Schultern gelegt schien wie ein bleierner Mantel.
    Langsam, widerstrebend, wandte ich mich zu jenen um, die hinter mir versammelt waren, denn ich wußte nur zu gut, was ich sehen würde.
    All jene, die im Lager gewesen waren und Pater Pans letztes Scheiden gesehen hatten, standen nun vor mir zwischen der Karawanserei und dem Rand der Klippe. In ihren Augen sah ich, was sie in meinen sehen mußten, und es erwärmte mein Herz.
    Denn waren diese neugeborenen Kinder des Glücks nicht die wahren Nachkommen der Vereinigung unserer Geister? Wenn es der Flötenspieler Pan gewesen war, der sie zusammengebracht hatte, war es dann nicht die Flötenspielerin des Bloomenveldts gewesen, die sie tanzend über die Zauberstraße geführt hatte? Waren diese wahren Kinder im Geiste des Glücks nicht die Nachkommen, die ich meinem Geliebten geschenkt hatte, und waren sie nicht eben jenes süße Ende meiner Geschichte, das er mir hinterlassen hatte?
    Doch in diesen Augen sah ich ebenso die anbetende Unterwürfigkeit, gegen die ich gewütet und mich gewehrt hatte, seit ich sie in diesem erstickend morbiden Zelt zum erstenmal auf mich gerichtet spürte, und das, um es vorsichtig auszudrücken, gefiel mir nicht, denn es schien, als ginge der letzte Scherz des Gypsy Jokers auf meine Kosten.
    Denn hatte er nicht in ihrer Gegenwart die Fackel seines Geistes in meine widerspenstigen Hände gelegt? Und hatte ich nicht seinen Mantel im Zorn um mich gelegt, um diese verlorenen Kinder des Glücks aus ihrer tumben Anbetung zu reißen, damit ich nie wieder in ihren Augen dieses bewußtlose Sehnen nach einem vollkommenen Meister sähe, das ich jetzt sah?
    Vraiment, ich hatte ihnen oft genug gesagt, daß Kinder des Glücks keinen Aufsichtsratsvorsitzenden und keinen König anerkennen! Und war ich nicht dennoch durch die karmische Gerechtigkeit verpflichtet, sie auf die Zauberstraße zurückzuführen, wie die Flötenspielerin des Bloomenveldts ihre unerwünschten Schutzbefohlenen in die Menschenwelten zurückbrachte?
    Wirklich, hier stand ich wie Antonius über dem gefallenen Cäsar, wie die Freiheitsstatue mit ihrer Fackel, und hier hingen die zusammengekauerten Menschen an meinen Worten, die immer wichtiger zu werden drohten, je länger ich sie sprachlos anblickte.
    Doch wie konnte ich sie schelten, wenn sie mich jetzt so betrachteten? Denn dies waren nicht die armseligen Gören, die ich gefunden hatte, sondern Gypsy Joker des wahren Geistes, die ich, wie widerstrebend auch immer, zu diesem Beginn geführt hatte, was heißen soll, daß ich von jenem Augenblick an bis zu diesem tatsächlich erfolgreich die Fackel von Pater Pans Geist getragen hatte.
    Doch wenn ich nun diesem Geist treu bleiben wollte, wenn dieser Geist in ihren Herzen weiterleben sollte, dann mußte ich die Worte finden, um diese Fackel weiterzugeben – nicht an einen päpstlichen Nachfolger, sondern in die Hände jedes einzelnen, in die Hände der Republik dieses Geistes, wohin sie, zumindest nach der Einschätzung der Erzählerin dieser Geschichte, immer gehört hatte.
    Ein letztes Mal suchte ich die Verbindung zu meinem Flötenspieler, und ein letztes Mal sprach er durch die Schleier der Zeit zu mir, als könnte selbst der König der Joker nicht in Frieden ruhen, ehe ich dieses letzte Koan gelöst hatte.
    Denn plötzlich stand Pater Pan am Ende der Mardi-Gras-Parade meines goldenen Sommers vor mir, umschmeichelt von der Pracht des Sonnenuntergangs auf den Bonsai-Bergen von Edoku, und sagte das notwendige Lebewohl, das unsere Herzen brach. Während ich in einem seltsamen Zwiespalt der Perspektive zugleich diese Verkörperung geworden war, denn nun stand ich in diesem Augenblick des Abschieds vor unserem Stamm.
    Vraiment, mein Wanderjahr hatte einen vollen Kreis beschrieben, denn dies war wirklich das Ende der Mardi-Gras-Parade meines goldenen Sommers.
    Dann suchten meine Augen Kim, oder vielleicht hatten seine Augen in diesem Moment die Kraft, meinen Blick anzuziehen. ’Er stand ziemlich weit vorn, und nachdem mein Blick auf ihn gefallen war, konnte sein Gesicht deutlich zu mir sprechen. Und in diesem Gesicht glaubte ich zu sehen, was ich suchte, ein verwandtes Kind vom gleichen Geist, bereit, seine Fackel als sein eigener Flötenspieler weiterzutragen, wenn er es vielleicht auch noch nicht wußte.
    Vraiment, dies war nicht das Ende des Tages, denn
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