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Killers: Roman (German Edition)

Killers: Roman (German Edition)

Titel: Killers: Roman (German Edition)
Autoren: Jack Kilborn , Blake Crouch
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Stockwerke zerbröckelnden Granits. Die Fensterscheiben hinter den Gittern spiegelten die sich entladende Elektrizität wider.
    Carmichael parkte seinen S-Klasse-Mercedes unter dem Vordach vor dem Eingang und zog den Schlüssel ab. Er zögerte eine Weile, genoss die Wärme der Sitzheizung, wie sie durch das Leder und sein wollenes Jackett seinen Rücken erwärmte.
    Schließlich griff er nach seinem Aktenkoffer und stieg aus dem Wagen in die dunkle, feuchte Nacht. Das Prasseln des Regens auf der Straße und dem Dach über ihm übertönte beinahe das tiefere Donnern in der Ferne, das er sogar im Rückgrat zu spüren vermochte.
    Alles roch nach Heathrows kaltem, nassem Gestein.
    Drinnen herrschte Grabesstille, und die Luft stank nach Desinfektionsmittel, das gerade so den Geruch von Urin, Verzweiflung und Wahnsinn überdeckte.
    Der Wahnsinn besaß einen bestimmten Geruch. Er war medizinisch, metallen, wie eine offene Flasche Pillen. Beinahe menschlich, aber doch nicht ganz.
    Der gute Doktor schritt zur Rezeption, an der eine Schwester in burgunderfarbener Uniform saß und ein Formular ausfüllte.
    » Guten Abend«, begrüßte er sie. » Ich habe einen Termin mit einer Ihrer Patientinnen.«
    Die Schwester richtete ihre Aufmerksamkeit vom Blatt Papier auf ihn und lächelte den Doktor müde an. Sie war jung und hätte hübsch sein können, aber ihr Gesicht war frei von Make-up und ihr Haar streng nach hinten in einem Knoten zusammengebunden.
    » Ihr Name?«
    » Doktor Vincent Carmichael.« Er sagte es sehr langsam, sehr geduldig.
    » Um welche Patientin handelt es sich?«
    » Alexandra Kork.«
    Er bemerkte eine Reaktion in der Mimik der Schwester, sobald er den Namen ausgesprochen hatte. War es Abscheu oder Horror oder eine Mischung aus beidem gewesen?
    Die Schwester rollte mit dem Stuhl zum Computer. Carmichael konnte den Bildschirm kaum sehen, aber er erkannte genug, um zu wissen, dass sie etwas in einem Kalenderprogramm nachschlug.
    » Ja, um einundzwanzig Uhr fünfzehn.«
    » Ein später Termin, aber ich wollte sie abends treffen. Vermutlich wird sie nicht so viele Schwierigkeiten bereiten, wenn sie müde ist.«
    » Ja, sicher doch. Bitte lassen Sie mich wissen, ob es bei Ihnen geklappt hat.« Die Schwester hob den Telefonhörer und wählte einen dreistelligen Nebenanschluss. » Hey, Jonas. Dr. Carmichael ist hier. Möchte die kleine Miss Sunshine sehen. Kannst du kommen und ihn begleiten?«
    » Haben Sie Ms. Kork schon einmal untersucht?«, wollte Jonas, der Chefpfleger des D-Flügels, von Dr. Carmichael wissen. Er war ein großer Mann mit Bart, der die Statur eines American-Football-Abwehrspielers besaß. Er erinnerte Carmichael an Sanis beim Militär– eine weiße Uniform, weiße Tennisschuhe und ein Gürtel mit einem Walkie-Talkie, Pfefferspray, Kabelbinder und einer Reihe anderer Gerätschaften zur Bändigung aggressiver Patienten.
    » Ist mein erstes Mal«, antwortete Carmichael.
    Sie gingen einen langen dunklen Korridor entlang, der vom Hauptgebäude zum am weitest entfernten Höchstsicherheitsflügel führte.
    Blitze erhellten den Himmel, zuckten durch die hohen Fenster an beiden Seiten des Korridors und ließen den kariert gekachelten Boden in elektrisch blauem Licht leuchten.
    » Sie ist ohne jeden Zweifel unsere gewalttätigste und gefährlichste Patientin.«
    » Dessen bin ich mir bewusst.«
    » In Ihrer E-Mail haben Sie gebeten, sich mit ihr in einem Raum zusammensetzen zu können.«
    » Korrekt.«
    Ein gewaltiger Donner ließ die Fensterscheiben erzittern.
    » Ich rate Ihnen dringendst davon ab«, meinte Jonas. » Wir ziehen es vor, wenn sich zwischen Ihnen eine Plexiglassicherheitsscheibe befindet und Sie per Telefon miteinander sprechen. Sie könnten Ihre Patientin immer noch sehen und ohne Einschränkungen mit ihr kommunizieren.«
    » Nicht akzeptabel.«
    » Wenn Ms. Kork Sie umbringen will, wird sie es tun, ehe wir eine Chance haben, Ihnen zu Hilfe zu eilen. Ms. Kork besitzt ungeheure Kräfte.«
    » Aber sie ist an den Knöcheln und Handgelenken gefesselt, nicht wahr?«
    » Das hat sie bisher noch nie abgehalten.«
    Carmichael hielt inne und blickte dem Chefpfleger in die Augen.
    » Jonas, meine ganze Arbeit, alles, jeder Fortschritt, den ich mit Ms. Kork mache, beruht auf gegenseitigem Vertrauen.«
    » Ich verste…«
    » Und diese Vertrauensbasis kann man nicht schaffen, wenn man jemanden durch eine Plexiglassicherheitsscheibe sieht oder per Telefon miteinander kommuniziert. So etwas entsteht nur,
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