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Killeralgen

Killeralgen

Titel: Killeralgen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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mehrere Meilen lang und etwa halb so breit, und sein kaltes, ruhiges Wasser reflektierte den makellosen schottischen Himmel wie ein riesiger Spiegel. Eine zerklüftete, wilde Hügellandschaft, die mit Heidekraut bewachsen war, umkränzte den
Loch
.
    Das offene Holzboot schnitt eine kristallene Bugwelle in das stille Wasser, während es sich vom Ufer entfernte und an der tiefsten Stelle des
Loch
an Fahrt verlor und allmählich stoppte.
    In dem Boot befanden sich vier Insassen: Paul und Gamay Trout, Douglas MacLean und sein verstorbener Vetter Angus, dessen Asche sich in einer reich verzierten byzantinischen Schatulle befand, die der Chemiker von einer seiner Reisen mitgebracht hatte.
    Douglas MacLean hatte seinen Vetter nur ein einziges Mal getroffen, nämlich anlässlich einer Hochzeitsfeier im Familienkreis vor ein paar Jahren. Sie hatten sich auf Anhieb gut verstanden und einander geschworen, sich schon bald wieder zu treffen, aber wie es mit vielen wohl gemeinten Vereinbarungen bei einem Glas Whisky häufig der Fall ist – es war nicht mehr dazu gekommen. Sie hatten sich nie wieder gesehen. Bis jetzt.
    Douglas war der einzige lebende Angehörige, den Trout hatte ausfindig machen können. Mindestens genauso wichtig war, dass er Dudelsack spielen konnte. Nicht besonders gut, aber laut.
    Er stand im Bug des Bootes, gekleidet in die MacLean-Farben, die von einem Kilt bis zu den Knien bedeckten Beine leicht gespreizt, um sicheren Stand zu haben. Auf ein Zeichen von Gamay stimmte er »Amazing Grace« an. Während die alte Melodie von den Bergen und Hügeln widerhallte, streute Paul Angus’ Asche in die Fluten des
Loch
. Das graubraune Pulver trieb einige Minuten lang auf der stillen Oberfläche und versank dann nach und nach im dunkelblauen Wasser.
    »
Ave atque vale
«, sagte Trout leise. Sei gegrüßt und lebe wohl.
    Etwa zum gleichen Zeitpunkt, als Trout sich verabschiedete, trug Joe Zavala mit drei anderen Männern einen schlichten Holzsarg über einen Lehmweg, der an verwitterten Grabsteinen auf einem alten Friedhof unweit der Kathedrale von Rouen vorbeiführte. Die anderen Sargträger waren ausnahmslos Nachkommen von Capitaine Pierre Levant.
    Mindestens zwanzig Mitglieder der weitläufigen Familie der Levants umringten das offene Grab neben den Grabsteinen, die die letzte Ruhestätte der Ehefrau und des Sohns des Capitaine markierten. Zu der Trauergemeinde gehörte auch eine Gruppe von Männern und Frauen, die die französische Armee vertraten.
    Während der Priester die traditionellen Gebete sprach, salutierten die Vertreter der Armee, und Capitaine Levant wurde ins Grab hinabgelassen, wo er die Ruhe finden würde, die man ihm so lange versagt hatte.
    »
Ave atque vale
«, murmelte Zavala.
    Wie vereinbart kreiste zur gleichen Zeit das kleine rote Doppeldeckerflugzeug wie ein hungriger Habicht in großer Höhe über den Weingärten der Fauchards. Austin warf einen Blick auf die Uhr, legte die Aviatik leicht auf die Seite und verstreute die Asche von Jules Fauchard, dessen sterbliche Hülle aus dem Gletscher herausgeholt worden war.
    Es hatte eine hitzige Diskussion gegeben, ob Jules eingeäschert werden sollte, eine Praxis, die von der katholischen Kirche nicht gerne gesehen wurde. Doch da es keine lebenden Angehörigen mehr gab, nahmen Austin und Skye die Angelegenheit in die Hand und entschieden, dass Jules zu der Erde zurückkehren sollte, in der seine geliebten Weingärten gediehen.
    Genauso wie Trout und Zavala murmelte auch Austin die alte lateinische Abschiedsformel.
    »Nun, damit hat Jules endlich die wohlverdiente Ruhe gefunden«, sagte Austin ins Mikrofon, das ihn mit Skye verband, die ebenfalls in der Maschine saß. »Er war der Beste der ganzen Bande. Er hat etwas Besseres verdient, als in diesem Gletscher eingefroren zu sein.«
    »Da hast du Recht«, sagte sie. »Ich frage mich, was geschehen wäre, wenn er es tatsächlich bis in die Schweiz geschafft hätte.«
    »Das werden wir nie erfahren. Stellen wir uns einfach vor, dass es ihm in einem Paralleluniversum gelungen wäre, den Krieg zu verhindern.«
    »Das ist ein schöner Gedanke«, sagte Skye. Dann fügte sie nach ein paar Sekunden hinzu: »Wie weit können wir mit diesem Ding fliegen?«
    »Meinst du, bis uns der Sprit ausgeht?«
    »Schaffen wir es bis nach Aix-en-Provence?«
    »Moment.« Er drückte die entsprechenden Tasten seines GPS-Geräts und programmierte eine Route, die die Flugplätze mit Tankmöglichkeit anzeigte. »Es wird ein paar
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