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Killeralgen

Killeralgen

Titel: Killeralgen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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begrenzte Bewegungsfreiheit, und sein Körper steckte in einem pelzgefütterten Ledermantel über einem dicken Pullover aus Shetlandwolle, einem Rollkragenpullover und warmer Unterwäsche. Ein Wollschal schützte seinen Hals. Ein Lederhelm bedeckte seinen Kopf und seine Ohren, und seine Hände waren in Lederhandschuhe gehüllt. An seinen Füßen befanden sich pelzgefütterte Bergsteigerstiefel aus allerbestem Leder. Obgleich er für arktische Wetterbedingungen gekleidet war, hatte sich die eisige Kälte bis zu seinen Knochen durchgefressen und seine Wachsamkeit beeinträchtigt. Das war eine gefährliche Entwicklung. Die Morane-Saulnier war schwierig zu lenken und erforderte vom Piloten uneingeschränkte Aufmerksamkeit.
    Angesichts der quälenden Erschöpfung klammerte Fauchard sich mit jener zielstrebigen Sturheit an die Durchführung seiner Mission, die aus ihm einen der reichsten Industriellen der Welt gemacht hatte. Unbeugsame Entschlossenheit funkelte noch immer in seinen granitgrauen Augen und drückte sich in der trotzigen Haltung seines markanten Kinns aus. Mit seiner langen Raubvogelnase erinnerte Fauchards Profil an das der Adler, deren Köpfe das Familienwappen auf dem Heck des Flugzeugs zierten.
    Er zwang seine Lippen, den Befehlen seines Gehirns zu gehorchen.
    Wenn du versagst, müssen Millionen sterben.
    Die Stentorstimme, deren Klang in den europäischen Zentren der Macht oft genug nackte Furcht ausgelöst hatte, drang als mühevolles Krächzen aus seinem Mund. Es war ein bemitleidenswerter Laut, überdeckt vom Motorenlärm und vom ohrenbetäubenden Rauschen, mit dem die Luft am Rumpf des Flugzeugs entlangglitt, aber Fauchard entschied, dass er sich eine Belohnung verdient hatte. Er griff in den Schaft eines seiner Stiefel und holte eine schlanke silberne Flasche heraus. Seine dicken Handschuhe erschwerten ihm das Aufschrauben der Flasche, und er trank einen tiefen Schluck. Der hochprozentige Schnaps war aus Trauben gebrannt, die auf seinem Gut wuchsen. Wärme breitete sich in seinem Körper aus.
    So gestärkt, schob er sich in seinem Sitz zurecht, bewegte Zehen und Finger und rollte mit den Schultern. Während das Blut in seine Gliedmaßen zurückkehrte, dachte er an die heiße Schweizer Schokolade und das frisch gebackene Brot mit geschmolzenem Käse, das ihn auf der anderen Seite der Berge erwartete. Die kräftigen Lippen unter dem buschigen Schnurrbart verzogen sich zu einem spöttischen Grinsen. Er war einer der reichsten Männer der Welt und konnte sich nichts Köstlicheres vorstellen als eine deftige Bauernmahlzeit. Aber das war ganz recht so.
    Fauchard gestattete sich den Luxus, sich selbst zu beglückwünschen. Er war ein akribischer Mensch, und sein Fluchtplan hatte funktioniert wie das Werk einer Schweizer Uhr.
    Die Familie hatte ihn unter strenge Bewachung gestellt, nachdem er seine unwillkommenen Ansichten vor dem Aufsichtsrat deutlich gemacht hatte. Doch während der Aufsichtsrat noch über sein Schicksal nachdachte und beriet, war er seinen Bewachern mit einer Kombination aus Ablenkungstaktik und Glück entkommen.
    Er hatte so getan, als hätte er zu viel getrunken, und seinem Butler, der im Lohn seiner Familie stand, erklärt, er gehe sofort zu Bett. Als im Haus alles still geworden war, hatte er sich aus seinem Schlafzimmer geschlichen, hatte danach das Château verlassen und war in den Wald geeilt, wo er ein Fahrrad versteckt hatte. Mit seiner wertvollen Fracht im Rucksack war er durch den Wald zum Flugplatz geradelt. Sein Flugzeug war aufgetankt und startbereit. Im Morgengrauen war er dann gestartet und hatte zweimal an abgelegenen Orten, wo seine loyalsten Gefolgsleute Treibstoffvorräte bereitgestellt hatten, Zwischenlandungen eingelegt.
    Er leerte die Flasche und warf einen Blick auf den Kompass und die Uhr. Er befand sich genau auf Kurs und hatte nur wenige Minuten Verspätung gegenüber seinem Zeitplan. Die niedrigeren Gipfel unter ihm zeigten ihm an, dass er sich dem Ende seiner langen Reise näherte. Nicht lange, und er könnte den Landeanflug auf Zürich einleiten.
    Er überlegte gerade, was er dem Gesandten des Papstes mitteilen würde, als ein Schwarm aufgeschreckter Vögel von der Steuerbordtragfläche zu starten schien. Er blickte nach rechts und erkannte zu seinem Entsetzen, dass die Vögel in Wirklichkeit Stofffetzen waren, die sich von der Tragfläche abschälten und ein mehrere Zentimeter großes Loch hinterließen. Dafür konnte es nur eine einzige Erklärung
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