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Killeralgen

Killeralgen

Titel: Killeralgen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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geben.
    Die Tragfläche war von Geschossen getroffen worden, und der Motorenlärm hatte dieses Geräusch überlagert.
    Fauchard reagierte instinktiv, legte das Flugzeug in eine Links- und sofort danach in eine Rechtskurve. Während seine Augen den Himmel absuchten, entdeckte er sechs Doppeldecker, die in V-Formation unter ihm flogen. Mit geradezu unheimlicher Gelassenheit schaltete Fauchard den Motor aus, als ob er die Absicht hätte, die Maschine in einem Gleitflug zum Erdboden herunterzubringen.
    Die Morane-Saulnier sackte ab wie ein Stein.
    Unter normalen Umständen wäre dieses Manöver einem Selbstmord gleichgekommen, da er damit ins Visier seiner Gegner geriet. Aber Fauchard hatte die angreifenden Flugzeuge als Aviatiks identifiziert. Das nach französischen Entwürfen in Deutschland gebaute Flugzeug wurde von einem Mercedes-Reihenmotor angetrieben und war eigentlich für Aufklärungszwecke vorgesehen gewesen. Entscheidend war jedoch, dass das Maschinengewehr, das vor dem Schützen montiert war, nur nach oben schießen konnte.
    Nach einem Sturz von ein paar hundert Fuß betätigte er behutsam das Höhenruder, sodass seine Maschine sich von hinten der Aviatik-Staffel näherte.
    Er richtete die Nase seiner Maschine auf die nächste Aviatik aus und betätigte den Abzug. Das Hotchkiss-Gewehr ratterte los, und Rauchspurgeschosse bohrten sich in den Schwanz des anvisierten Ziels. Qualm wallte aus dem Flugzeug, und dann hüllte ein Flammenmeer den Rumpf ein.
    Die Aviatik ging in einen langen korkenzieherartigen Sturzflug Richtung Erde über. Einige gut gezielte Salven brachten eine weitere Aviatik ebenso leicht zur Strecke wie ein Jäger einen zahmen Fasan erlegte.
    Fauchard landete seine Treffer so schnell, dass die anderen Piloten überhaupt nicht bemerkten, dass sie angegriffen wurden, bis sie den fettigen schwarzen Qualm aus den abstürzenden Maschinen ihrer Kameraden aufsteigen sahen. Sofort löste sich die geordnete Formation total auf.
    Fauchard brach seinen Angriff ab. Seine Ziele waren jetzt am Himmel verstreut, und das Überraschungsmoment war nicht mehr auf seiner Seite. Stattdessen lenkte er die Morane-Saulnier in einen steilen Steigflug und tauchte nach etwa tausend Fuß gewonnener Höhe in den Bauch einer Quellwolke ein.
    Während die grauen Nebelschwaden seine Maschine vor den Blicken seiner Feinde verbargen, ging Fauchard in den Geradeausflug über und prüfte schnell die Schäden. Es war so viel Tragflächenbespannung weggerissen worden, dass die Holzkonstruktion darunter zu sehen war. Fauchard stieß einen halblauten Fluch aus. Er hatte gehofft, aus der Wolke herauszubrechen und die Aviatiks dank der überlegenen Geschwindigkeit seiner Maschine hinter sich zu lassen, doch die beschädigte Tragfläche bremste ihn erheblich.
    Da er nicht würde fliehen können, müsste er bleiben und kämpfen.
    Waffen- und zahlenmäßig war Fauchard hoffnungslos unterlegen, doch er steuerte eines der bemerkenswertesten Flugzeuge seiner Zeit. Aus einem Rennflugzeug entwickelt, war die Morane-Saulnier, obgleich schwierig zu fliegen, unglaublich empfindlich und reagierte schon auf die geringsten Steuerbefehle. In einer Zeit, in der die meisten Flugzeuge mindestens zwei Tragflügelpaare besaßen, war die Morane-Saulnier ein Mitteldecker. Von der patronenförmigen Propellerkappe bis zu ihrer dreieckigen Schwanzflosse war sie nur knapp sieben Meter fünfzig lang und trotzdem in jeder Hinsicht ein tödliches Insekt, dank einer Einrichtung, die den Luftkrieg revolutionieren sollte.
    Saulnier hatte einen Synchronisationsmechanismus entwickelt, der es dem Maschinengewehr erlaubte, durch den Propeller zu feuern. Das System hatte die neumodischen Gewehre überholt, die manchmal unregelmäßig schossen; stählerne Abweiser schützten die Propellerflügel vor Querschlägern.
    Sich für den bevorstehenden Kampf wappnend, griff Fauchard unter seinen Sitz, und seine Finger berührten das kalte Metall einer Stahlkassette. Neben der Kassette befand sich ein violetter Samtbeutel, den er hochhob und auf seinen Schoß legte.
    Während er das Flugzeug mit den Knien lenkte, holte er einen altertümlich wirkenden Stahlhelm aus dem Beutel und strich mit den Fingern über seine mit Gravuren verzierte Oberfläche. Das Metall war eisig kalt, dennoch schien Wärme davon auszustrahlen, die sich in seinem gesamten Körper ausbreitete.
    Er setzte den Helm auf. Dieser schmiegte sich wie angegossen um die Lederkappe und war absolut harmonisch gestaltet.
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