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Killashandra

Killashandra

Titel: Killashandra
Autoren: Anne McCaffrey
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sich entspannten. »Der Angeklagte Lars Dahl möge sich auf den Vernehmungsstuhl setzen.«
    Lars drückte ihre Hand ein letztes Mal, lächelte und blinzelte ihr verschlagen zu, stand auf und setzte sich auf den Vernehmungsstuhl. Der Gerichtsdiener brachte die Armbänder an und trat zurück.
    »Ihnen wird die vorsätzliche Entführung von Killashandra Ree vorgeworfen, eines Mitglieds der Heptitergilde. Weiterhin vorsätzliche Beschneidung ihrer Persönlichkeitsrechte, schwere Körperverletzung, vorsätzliche Behinderung der Erfüllung ihrer vertraglichen Ver-pflichtungen und Vorspiegelung falscher Tatsachen zum Zweck der Erpressung. Bekennen Sie sich schuldig, Lars Dahl?« Die Stimme schaffte es, Mitleid und Mitgefühl durchklingen zu lassen, und forderte den Angeklagten damit auf, alles zu gestehen und zu beichten. Killashandra, der keine Nuance entging, fragte sich, ob die Justiz der FSP bei dieser überzeugenden Stimme etwa auch die unterbewußte Konditionierung benutzte.
    »Unschuldig in allen Anklagepunkten«, antwortete Lars ruhig und fest, wie er es geprobt hatte.
    Killashandra beruhigte sich mit dem Gedanken, daß er nach den Formulierungen im Haftbefehl, an denen Trag und Olav lange gearbeitet hatten, tatsächlich unschuldig war.
    »Sie dürfen für sich selbst aussagen.« Die Aufforderung wurde streng und energisch ausgesprochen.
    Obwohl Killashandra aufmerksam auf jedes Wort achtete, das Lars zu seiner Verteidigung und zur Erklä-
    rung sagte, und versuchte, die strengen Fragen zu analysieren, die ihm vom Justizmonitor gestellt wurden, konnte sie sich später kaum an die nächsten Stunden erinnern.
    Er mußte völlig aufrichtig sein, um die Anklagen ab-zuwehren. Er erklärte, wie der Älteste Ampris, Vorgesetzter des Studenten Lars Dahl im Konservatorium und regierender Ältester des optherianischen Rates, sich an ihn gewandt und ihn aufgefordert habe, Killashandras Identität zu überprüfen, indem er sie verletzte. Zur Belohnung, habe Ampris ihm versprochen, werde man seine Komposition noch einmal bewerten. Die Erklä-
    rung, daß Lars von einem Vorgesetzten zu einer Tat gezwungen worden war, die er von sich aus nie begangen hätte, wurde vom Gerichtshof akzeptiert. Auf die Beschuldigung, er habe die Entführung von langer Hand geplant, erwiderte Lars, daß er das Opfer unerwartet und schutzlos getroffen und spontan gehandelt habe. Er gab zu, daß er sie bewußtlos geschlagen hatte, doch sei dies keine vorsätzliche Grausamkeit gewesen.
    Sie habe nicht einmal eine Prellung davongetragen. Sie sei schonend zu einem sicheren Ort transportiert worden, ausgerüstet mit Werkzeugen und Anleitungen, wie sie sich Nahrung und Schutz beschaffen konnte, so daß ihr keine physische Gefahr drohte. Und da sie die Insel aus eigener Kraft verlassen hatte, konnte nicht die Rede davon sei, daß er ihr die Entscheidungsfreiheit und die Bewegungsfreiheit genommen habe. Er hatte sich ihr gegenüber nicht fälschlicherweise als Retter dargestellt, denn sie hatte gar keine Hilfe mehr gebraucht. Vielmehr habe sie ihn gebeten, sie als Leibwächter zu begleiten, der sie vor weiteren Gewalttaten auf Optheria beschützen sollte. Er habe keineswegs die Absicht gehabt, die Erfüllung ihrer vertraglichen Pflichten zu behindern, denn er hatte ihr nicht nur bei der Reparatur des beschä-
    digten Manuals geholfen, was ihr erster Auftrag war, sondern er hatte ihr außerdem schlüssige Beweise geliefert, die den zweiten Auftrag betrafen. Deshalb hielt er sich für unschuldig.
    Nach Lars' Aussage wurde Killashandra in den Zeugenstand gerufen. Sie mußte sich sehr beherrschen, um den Druck zu verbergen, unter dem sie stand. Dabei wußte sie natürlich, daß die empfindlichen Psychogerä-te auch das kleinste Zittern und die kleinste Unsicherheit bemerken würden. Schließlich waren sie dazu da, die Reaktionen und das psychologische Profil jedes Zeugen zu überprüfen. Objektiv freute sie sich, daß ihre Stimme nicht zitterte, als sie Lars' Aussage in jedem Punkt unterstützte und damit den Vorwurf der Körperverletzung endgültig von ihm abwendete. Sogar bei ihrer Entführung habe er in ihrem Interesse gehandelt, was ihre vertraglichen Pflichten und ihre persönliche Sicherheit anging. Sie antwortete knapp und sachlich. Subjektiv aber hatte sie noch nie solche Angst gehabt. Und die Geräte würden auch das auf-zeichnen.
    Danach traten Trag und Olav in den Zeugenstand. Jedesmal, wenn die unterbewußte Manipulation erwähnt wurde, wurden die
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