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Killashandra

Killashandra

Titel: Killashandra
Autoren: Anne McCaffrey
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Sie kippte ihren Seesack aus und entschied sich für einen Schiffsanzug. Dann ging sie zum Lagerverwalter und verlangte mit einer Stimme, die durch Mangel an Gebrauch rauh geworden war, ihren Sonarschneider. Während sie darauf wartete, daß er das Gerät aus dem Lager holte, überprüfte sie den Wetter-bericht und erfuhr zu ihrer Zufriedenheit, daß das Wetter für die nächsten neun Tage ruhig bleiben sollte.
    Sie nahm ihren Schlitten selbst aus dem Regal und übersah den wachhabenden Offizier, der mit wilden Gesten ihren überhasteten Aufbruch verhindern wollte.
    Sobald sie den Hangar verlassen hatte, ging sie auf Höchstleistung und flog schnurgerade zu den Ranges.
    Es war eine Ironie des Schicksals, daß sie in der tiefen sonnenlosen Schlucht, in der sie sich selbst und ihren Kummer über die Trennung von Lars Dahl begraben wollte, ausgerechnet schwarzen Kristall fand.

Epilog
    KILLASHANDRA SAH, die Arme vor der Brust verschränkt, mit ausdruckslosem Gesicht zu, wie Enthor andächtig die neun schwarzen Kristalle auspackte.
    »Internationaler Standard, Killashandra«, sagte er und brachte seine Augen mit einem Blinzeln wieder auf Normalsicht, während er zurücktrat und die großen Kristalle überblickte. »Und alle aus der Ader, die du im letzten Jahr gefunden hast?«
    Killashandra nickte. Es gab nicht mehr viel, was sie veranlassen konnte, mit Worten zu antworten. Die Arbeit im neuen Claim hatte rasch ihre Verluste aus dem optherianischen Vertrag ausgeglichen; den Regeln und Vorschriften der Heptiter entsprechend hatte sie einen Teil ihres Honorars an Trag abgeben müssen. Sie hatte dies genauso widerspruchslos hingenommen wie alles seit jenem Tag vor dem Gericht auf Regulus. Nicht einmal Rimbol war fähig gewesen, ihre Apathie zu durchdringen, obwohl er und Antona es unermüdlich versuchten. Lanzecki hatte nach ihrer ersten Rückkehr aus den Ranges sehr freundlich mit ihr gesprochen und zur neuen schwarzen Kristallader gratuliert, aber sie hätten ihre frühere Beziehung nicht wieder aufnehmen können, auch dann nicht, wenn Lanzecki es versucht hätte.
    Sie sah ihn nicht. Sie sah niemand außer Lars, einen lachenden, mit einer Girlande bekränzten Lars, dessen blaue Augen funkelten, die Zähne weiß im gebräunten Gesicht, der gebräunte Körper über das Deck der Pearl Fisher laufend. Sie erwachte manchmal und war sicher, daß sie seine Hand auf ihrer Hüfte gespürt hatte, daß sie seine Stimme im Wispern des Windes in der tiefen Schlucht gehört hatte; oder sie glaubte, seinen Tenor im wärmer werdenden Kristall zu hören, wenn die Sonne gegen Mittag endlich die Klippe erreichte. Sie machte zwei Versuche, sich dem Kristallbann hinzugeben, doch jedesmal zog sie der Symbiont irgendwie zurück. Nicht einmal diese Verzauberung war mächtig genug, um ihre Verzweiflung zu überwinden. Sie war besessen von ihrer Schuld, nachdem ihr Körper sie im Zeugenstand auf Regulus betrogen hatte.
    Man hatte sie über die Situation auf Optheria auf dem laufenden gehalten, und oft in klaren Nächten formulierte sie Briefe an Lars und bat um Vergebung für diesen Betrug. Sie schrieb in ihrer Phantasie Briefe an Nahia und Hauness und wußte, daß sie mit ihr fühlen und für sie um Lars kämpfen würden. In ihren lichteren Augenblicken sagte ihr die Vernunft, daß Lars ihr diese bziarre Psychoanalyse nicht vorwerfen würde, denn er wußte ja, wie sehr sie ihn liebte und verehrte. Aber er hatte ihr leidenschaftliches Flehen vor Gericht nicht ge-hört, und sie bezweifelte, daß die Worte >Ich liebe dich< in die Abschrift der Verhandlung eingegangen waren.
    Und er hatte für den Rest seines Lebens ganz andere Pläne.
    Sie dachte immer wieder daran, nach Optheria zu-rückzukehren und zu sehen, wie es ihm ging, auch wenn sie nie Kontakt mit ihm aufnehmen würde. Vielleicht hatte er eine andere Frau gefunden, mit der er auf Optheria lebte. Manchmal kehrte sie aus den Ranges zurück, fest entschlossen, ihr elendes Halbleben auf die eine oder andere Weise zu beenden. Sie hatte genug Kredite verdient, um auf eigene Kosten durch die Galaxis zu reisen: ironischerweise gerade durch die schwarzen Kristalle, die sie geschnitten hatte. Aber würde sie Lars auf Optheria erreichen? Vielleicht hatte er, nachdem er seine Strafe abgesessen und der Föderation bei den Ermittlungen auf Optheria geholfen hatte, einen neuen Ausdruck für seine Fähigkeiten und Energien gefunden. Da er frei war, zwischen den Sternen zu reisen, war seine Liebe zum Meer
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