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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision
Autoren: Daniel Suarez
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spitze.»
    «Das kommt daher, dass es getaggte Webbilder nach Übereinstimmungen durchsucht hat – aber um die Objekterkennung geht’s mir nicht. Es geht darum, dass in diesen Bäumen nie Raben waren. Und jetzt, schau, da ist noch einer, zur Südseite hin, beim Packard Building …» Er klickte auf dem Bildschirm herum, und es erschien ein größeres Bild von einem weiteren Raben, der auf der Brüstung des modernen Elektrotechnikgebäudes jenseits der Straße saß. Kasheyev scrollte in der Zeit zurück, und zwischen den Sonnenauf- und -untergängen sah Strickland immer wieder die beiden einzelnen Raben – bis sie irgendwann nicht mehr auftauchten. «Es hat vor einer Woche angefangen. Und seither sind sie jeden Tag da.»
    Strickland dachte, dass das eins der Probleme war, die man sich einhandelte, wenn man mit genialen Leuten zusammenarbeitete: Sie waren halbverrückt. Sich auf Details zu fixieren oder Zusammenhänge zu wittern, wo keine waren – diese Macken hatten etliche. Er tätschelte Kasheyevs Schulter. «Es gibt so was wie Zugvögel, Nik.»
    Kasheyev sah ihn an, als wäre Strickland schwachsinnig. «Raben sind keine Zugvögel. Ausgewachsene Vögel wie die da haben ein Revier von Meilen. Sie bleiben nicht an einem Ort, es sei denn, es ist ein Brutpaar mit einem Nest. Aber ich sehe kein Nest.»
    «Faszinierend. Diese Vögel sind ja viel interessanter als unsere neuen Forschungsmittel. Ich würde sagen, wir schmeißen alles hin und –»
    «Schau her …» Kasheyev zoomte auf den Raben im Baum ein, dann auf eins seiner Beine. Daran war irgendein elektronisches Tag oder ein Sender befestigt.
    Strickland sagte achselzuckend: «Okay, jemand forscht an Raben. Wir sind hier an einer Universität.»
    «Das dachte ich zuerst auch. Raben sind sehr intelligent.»
    «Vielleicht haben sie ja ein Stanford-Stipendium.»
    «Hier forscht niemand über Raben, ich hab’s überprüft.»
    «Himmel, ich dachte, wir arbeiten hier an VI-Software und betätigen uns nicht als Rabenstalker.»
    «Schau dir das Tag an seinem Bein mal genauer an …» Er zoomte auf das High-Definition-Digitalbild ein. Dann teilte er den Bildschirm und zeigte eine Großaufnahme des zweiten Raben auf der anderen Seite des Gebäudes.
    Beide hatten das gleiche quaderförmige Ding am Bein.
    Strickland seufzte und war froh, als Wang Bao-Rong, ihr taiwanesischer Narrow-AI-Experte, draußen auf dem Flur erschien und ihnen signalisierte, dass sie mitkommen sollten.
    «Was gibt’s?»
    Wang warf ein Quietschspielzeug in Form eines Gehirns in die Luft. «Konferenztelefonat mit dem Anwaltsbüro.»
    «Oh!» Strickland zog Kasheyev vom Stuhl hoch. «Komm, Nik! Die Vögel können warten, Mann.»
    Graduiertenteams von Stanford hatten Unternehmen wie Hewlett-Packard, Cisco, Yahoo! und natürlich Google gegründet. Und die fünf Patentanträge, die Stricklands Team für Raconteur eingereicht hatte, waren potenziell Milliarden wert – zumal jetzt, wo die Regierung ihre Arbeit finanzieren würde. Was jetzt gleich kam, war die Krönung dieser ganzen Jahre.
    Das Team quetschte sich in einen Besprechungsraum, wo Prakash bereits, die Arme in die Hüften gestemmt, vor einem Freisprechtelefon stand. Strickland trat als Letzter ein und machte die Tür hinter sich zu.
    Prakash blaffte ins Telefon: «Okay, John. Das Team ist vollzählig.» Prakash sah sie an. «Leute, da ist John Wolstein von Hartmann, Blithe und Peale.»
    Eine Stimme kam über Lautsprecher: «Hallo.»
    Alle sagten hallo.
    Strickland ergriff das Wort. «Schießen Sie los mit der guten Nachricht, John.»
    Kurze Stille. Dann: «Tja, das würde ich ja gern, aber es gibt da leider ein Problem.»
    Hitze lief über Stricklands Haut. Ein Adrenalinstoß. Die Urheberschaft, damit stand und fiel alles. Sie hatten schon eine Patentrecherche durchgeführt. Der Weg war frei. Prakashs Ansatz war völlig neuartig, niemand hatte ihn je gewählt.
    Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrte Prakash aufs Telefon. «Was heißt ‹Problem›? Was für ein Problem?»
    Strickland wusste, in so was war Prakash gut. Er würde diesem Anwalt zur Schnecke machen.
    «Es gibt da ein Problem mit dem Stand der Technik, Vijay. Große Teile Ihrer Quellcodebasis sind bereits Allgemeingut – im Internet zugänglich.»
    Es wurde totenstill im Raum. Zu hören war nur das Statikknistern des Telefons.
    «Sind Sie noch da?»
    «Wovon reden Sie? Das kann nicht sein. Wo im Internet?»
    «In mehreren Foren. Eine Codesuche ergab ein halbes Dutzend
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