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Kill Decision

Kill Decision

Titel: Kill Decision
Autoren: Daniel Suarez
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System ja darauf, beim Interpretieren einer Szene zuerst den Kontext abzuleiten, und deshalb vergaß es auch nie, was es vorher gesehen hatte. Das war essenziell, um einen Haufen unnötiger Verarbeitungsprozesse zu vermeiden. Wenn Menschen beispielsweise einen Bürgersteig in städtischer Umgebung entlanggingen, war nicht damit zu rechnen, dass sie plötzlich eine Bergwelt oder wogendes Meer um sich hatten. Das konnte nicht sein – wenn also doch etwas Derartiges auftauchte, war es sehr wahrscheinlich eine graphische Repräsentation wie etwa ein Werbeplakat und nicht die Sache selbst. Die Daisy-Chain-Verkettung der Ereignisse ermöglichte es, das Bekannte als Basislager für die Erkundung des Unbekannten zu nutzen – jedes Mal ein Stückchen weiter zu gehen, wie Ameisen bei der Terrainerkundung.
    Strickland wusste wohl, dass selbst ein geistig Behinderter im Vergleich zu spezialisierten Algorithmen ein Allround-Genie war. Dinge auf die simpelsten Elemente herunterzubrechen war die einzige Möglichkeit, etwas Brauchbares zu erzielen. Prakash hatte die Programmarchitektur entwickelt, und das Design war zu viel für Stricklands Gehirn. Aber wenn das verdammte Ding funktionierte, würde er dem Mann alle Arroganz verzeihen.
    Auf der linken Projektionsfläche erschien jetzt in einer neuen Szene eine Frau in einer Burka – Burka! Das, was die US-Truppen ein «BMO» nannten, ein «Black Moving Object». Diese DARPA-Sauhunde. Kein Gesicht, Arme und Körper nicht klar erkennbar. Auf dem Bildschirm sah die Frau aus wie ein wandelnder Sack. Aber wenn ihn nicht alles täuschte, war Vijays und Gerhards Gangerkennungscode theoretisch in der Lage, gehenden Objekten das Attribut «menschlich» zuzuordnen und damit auch implizite Geometrie, potenzielle Aktionen und Bewegungsmuster. Die Frau in der Burka ging eine schmale Dorfstraße entlang und trug auf dem Kopf etwas, das aussah wie ein Plastik-Wasserkrug.
    Alle im Raum warteten mit angehaltenem Atem. Dann rollte der Text weiter.
    Person trägt Objekt Straße entlang.
    Okay, so weit, so gut.
    Die Frau betrat durch eine Tür zur Linken ein Haus, und das System beschrieb ihr Verschwinden korrekt. Dann war einen Moment alles ruhig, bis sie ohne den Krug auf dem Kopf wieder herauskam. Das war der eigentliche Test. Kognition.
    #ALARM – GEGENSTAND – ZURÜCKGELASSEN: Gesichtet: Person trägt Gegenstand in Gebäude und kommt ohne Gegenstand wieder heraus .
    Strickland fühlte das Gewicht des Moments, während lauter Applaus aufbrandete. Sie hatten gerade den Bombenattentäter-Test bestanden. Jahre der Arbeit zogen im Schnelldurchlauf an ihm vorbei. Er spürte, wie ihm seine Teamkollegen auf die Schultern klopften, drehte sich um und sah im Halbdunkel ihre lachenden Gesichter. Er drückte Hände, legte sogar kurz den Arm um Prakash. Sie waren nie besonders gut miteinander ausgekommen – hatten immer darum gerangelt, wer das Sagen hatte. Aber das hier, dieser Moment, war das, wofür sie gearbeitet hatten. Selbst der ewig ernste Prakash zeigte den Anflug eines Lächelns.
    Strickland musste zugeben: Der Typ verstand sein Handwerk. «Toll gemacht, Vijay.»
    Prakash nickte. «Ist schon mal ein Anfang.»
    Arschloch. Konnte er denn gar nichts genießen?
    Stimmen forderten Ruhe, weil der Test weiterging, aber Strickland verspürte ein warmes Kribbeln am ganzen Körper. Sie würden ihren Forschungszuschuss bekommen. Da war er sich jetzt ganz sicher. Die erregten Diskussionen zwischen den Gutachtern sagten ihm, dass sein Team alles Bisherige übertroffen hatte. Das war der Beginn seiner beruflichen Karriere, und diesen Moment würde er nie vergessen. Wenn er das Sandra erzählte!
    Aber dann fiel ihm wieder ein, dass sie ja nicht mehr zusammen waren.

    Strickland ließ den Korken einer Sektflasche knallen und den Schaum spritzen, während seine Teamkollegen in Jubelgeschrei ausbrachen. Jetzt, wo sie wieder im KSL-Laborcluster im zweiten Stock waren, konnten sie ihrer Feierlaune freien Lauf lassen. Das Labor war ein offener Arbeitsbereich mit diversen HD-Digitalvideokameras in Halterungen und auf Stativen und einer Ecke mit Rackservern, deren LEDs im Rhythmus der Musik vor sich hin zu flackern schienen. LCD-Monitore auf Tischen und an Deckenhaltern zeigten «Raconteur»-generierten Text über die Festivitäten … größtenteils nicht allzu weit daneben – aber jetzt würden sie ja einen Bundeszuschuss bekommen, um das System zu perfektionieren!
    Was sie schon die ganze Zeit für bahnbrechende
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