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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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Präsidium und gucke, wie weit Peter gekommen ist. Und Helmut muss ich auch noch anrufen. Mach du Schluss für heute, Bernie. Team dann früh um halb acht.«
    Schnittges rieb sich die Arme. »Mir ist schweinekalt. Kannst du Jupp und mich bei mir zu Hause absetzen, liegt an deinem Weg.«
     
    Peter Cox steckte sein Handy wieder ein und lächelte versonnen vor sich hin.
    Am Britischen Ehrenfriedhof war er auf den Parkplatz gefahren und hatte Penny angerufen – so viel Zeit musste sein. Sie hatte noch nicht geschlafen, sondern auf ihn gewartet und dabei offenbar munter weiter in ihrem neuen Heim gewerkelt.
    Es war alles so rasend schnell gegangen mit ihnen beiden, aber er fühlte sich kein bisschen überfahren, nicht einmal verwirrt. Penny Small, eine Kollegin aus Worcester, und er hatten sich erst im vergangenen Frühling kennengelernt, als sie für kurze Zeit bei ihnen im Team mitgearbeitet hatte, und waren sich sofort sehr nahegekommen.
    Beide hatten sie nicht einen Augenblick daran gezweifelt, dass sie zusammenbleiben würden, und Penny, die einen englischen Vater und eine deutsche Mutter hatte und beide Sprachen fließend beherrschte, hatte sich kurzerhand auf einen Posten beim KK11 beworben. Eigentlich war es aussichtslos gewesen, aber dann hatte Astrid Steendijk, Toppes Lebensgefährtin, ihren Job bei der Kripo von heute auf morgen an den Nagel hängen müssen, nur dadurch war eine Stelle frei geworden. Seitdem glaubte Cox an das Schicksal.
    Penny war kein Mensch, der halbe Sachen machte, und hatte ohne langes Federlesen ihr kleines Haus in England verkauft und mit ihm zusammen das Haus in Kleve angeschafft, in dem sie jetzt seit fast vier Wochen campierten – Wohnen konnte man es noch nicht nennen. Es war ein schönes altes Haus oben an der Lindenallee, aber es musste noch sehr viel daran getan werden, nur deshalb hatten sie es überhaupt so günstig bekommen können.
    Und so mutierte Peter Cox, der in seinem ganzen Leben nicht einmal eine Wand gestrichen, geschweige denn einen Parkettboden verlegt oder ein Dach isoliert hatte, jetzt in jeder freien Minute zum Heimwerker, und mit Penny zusammen, die handwerklich mehr als geschickt war und eine Engelsgeduld hatte, genoss er jeden Moment davon.
    Cox ließ den Wagen an und schmunzelte in sich hinein. Zum ersten Mal war sein Leben rund, und daran konnte auch dieser Mord nichts ändern.

Drei
    Norbert van Appeldorn ärgerte sich – es war schon beinahe acht Uhr, als er endlich im Büro ankam, wo alle anderen, selbst Helmut Toppe, schon auf ihn warteten.
    Sein kleiner Sohn zahnte gerade, und van Appeldorn hatte sich bis halb sechs in der Frühe mit seiner Frau abgewechselt, den Kleinen zu trösten und herumzutragen. Natürlich hatte er dann den Wecker nicht gehört.
    Als er zum zweiten Mal geheiratet und auch noch einmal ein Kind bekommen hatte, hatte er sich fest vorgenommen, ab jetzt die Fälle, die er gerade bearbeitete, draußen vor der Haustür zu lassen und sich ausschließlich um seine Familie zu kümmern. Zwar leitete er nun die Mordkommission, aber er wollte sich hüten, denselben Fehler wie Helmut zu machen, der für die Dauer einer Ermittlung nie auch nur eine Sekunde abschalten und sich ausklinken konnte und dessen erste Ehe wohl auch darüber zerbrochen war.
    Er ärgerte sich nicht nur über sein Zuspätkommen, er war auch ein bisschen traurig. Morgen wurde Paul ein Jahr alt, und sie hatten Helmut, Astrid und deren kleine Tochter Katharina, die ganz vernarrt in Paul war, eingeladen, am Nachmittag mit ihnen zusammen ein wenig zu feiern. Aber daraus würde jetzt wohl nichts werden. So viel zum Thema: den Fall draußen vor der Haustür lassen …
    »Tut mir leid, aber Paul kriegt gerade Zähne und hat die halbe Nacht geweint.«
    Toppe lächelte ihm verständnisvoll zu.
    »Viel war von deiner Nacht ja sowieso nicht mehr übrig«, bemerkte Cox und reichte ihm einen Becher Kaffee, in den er zwei Stücke Zucker und einen Löffel gegeben hatte.
    »Also, dann lege ich mal los«, sagte er und breitete seine Notizen vor sich aus. »Sebastian Finkensieper, geboren am 26. Juni 1980, in Goch übrigens. Adresse kennt ihr ja. Vorstrafen hat er keine. Er ist Rechtsanwalt, allerdings, soweit ich bis jetzt feststellen konnte, nicht selbstständig. Eine Vermisstenanzeige liegt nicht vor, ist aber vielleicht auch noch zu früh. Er besitzt ein Handy, Berlin hat den Provider gefunden. Ich habe die Handynummer angerufen, aber der Apparat ist ausgeschaltet. Unsere Kollegen in
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