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Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
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fing an, die Taschen des Toten zu durchsuchen. Sorgfältig tütete er Autoschlüssel und einen einzelnen Schlüssel mit einem hölzernen Anhänger ein. Dann zog er ein rotes Lederportemonnaie hervor und schaute hinein.
    »Rund zweihundert Euro in bar«, sagte er. »Keine Kreditkarten, kein Ausweis.«
    »Mist!« Auch van Appeldorn war jetzt hereingekommen.
    »Dat et heutzutage noch jemand gibt, der kein Handy hat!«, murmelte Ackermann kopfschüttelnd, aber niemand antwortete ihm.
    »Was schätzt du, Klaus, wie lange ist er tot?«, fragte Schnittges.
    Van Gemmern kniff missbilligend die Lippen zusammen, besann sich dann aber. »Nicht viel länger als zwei Stunden, aber nagelt mich nicht darauf fest. Ich habe schon in der Pathologie angerufen, Bonhoeffer müsste bald hier sein.« Dann drückte er van Appeldorn zwei der Plastiktüten in die Hand, die mit dem Autoschlüssel behielt er. »Ein Citroën«, sagte er. »Davon dürften hier nicht allzu viele herumstehen. Ich versuche gleich mal mein Glück.«
    Van Appeldorn brummte zustimmend und fasste Schnittges an der Schulter. »Komm«, sagte er. »Peter wartet in der Kneipe. Der Wirt hat uns einen Raum zur Verfügung gestellt.«
    »Un’ ich?«, fragte Ackermann vorsichtig, was bei van Appeldorn zu einem tiefen Seufzen führte. »Dann komm, in Gottes Namen, mit, wenn du sowieso schon da bist.«
    Auf dem Weg ins Restaurant berichtete er ihnen das wenige, das er bis jetzt herausgefunden hatte: Bei »Ophey« im Saal wurde heute eine Hochzeit mit über hundert Gästen gefeiert. »Hundert Leute?« Schnittges stöhnte. Es würde Stunden dauern, die Gäste einzeln zu befragen.
    »Ich bin ja auch noch da«, meldete sich Ackermann,»un’ die grünen Jungs helfen bestimmt gerne.«
    Van Appeldorn nickte zustimmend und fuhr mit seinem Bericht fort: Gegen Viertel nach acht war der Vater der Braut, ein Herr Wagner, nach draußen gegangen, weil er die Notizen für die Rede, die er halten sollte, in seinem Auto vergessen hatte. Dabei hatte er auf dem Parkplatz den Toten entdeckt.
    »Er ist dann sofort in den Saal zurück und hat den Wirt verständigt, der die Zentrale angerufen hat. Der ist übrigens ganz pfiffig, der Wirt. Hat sich in die Tür gestellt und dafür gesorgt, dass keiner von den Gästen nach draußen ging, und hat gleichzeitig den Parkplatz im Auge behalten. Erst als wir kamen, hat er seinen Posten verlassen. Wagner sagt, er hätte den Toten vorher noch nie gesehen, er wäre auf keinen Fall auf dem Fest gewesen. Aber ich bin mir nicht sicher, was seine Aussage angeht. Der Mann ist ziemlich von der Rolle, und nüchtern ist er auch nicht mehr.«
     
    Der Hochzeitsgesellschaft hatte es gründlich die Stimmung verhagelt. Die Leute standen in kleinen Gruppen zusammen und sprachen leise miteinander. Die Mitglieder einer Vier-Mann-Combo hatten ihre Instrumente weggestellt und stierten gelangweilt vor sich hin. Das opulente Nachspeisenbüfett war so gut wie unberührt.
    Als die Kripoleute hereinkamen, verstummten die Gespräche, und die Braut im traditionellen Sahnebaiserkleid versuchte, die Männer mit Blicken zu erdolchen.
    »Et is’ aber auch ’n Schand«, flüsterte Ackermann. »Dat soll schließlich der schönste Tag im Leben sein, un’ dann so wat.«
    Van Appeldorn räusperte sich. »Guten Abend, van Appeldorn, Kripo Kleve. Wir möchten gleich mit Ihnen allen kurz reden. Es dauert nur noch einen Moment.«
    »Hier entlang«, rief der Wirt vom Tresen her und zeigte auf den Durchgang hinter sich.
     
    Peter Cox wartete in einer Kammer, in der überzählige Tische und Stühle gelagert wurden. Die Luft war voller Staub, obwohl das Fenster weit geöffnet war.
    Cox hatte einen Tisch in die Mitte geschoben und holte Stühle heran. Als er Ackermann erblickte, hielt er inne. »Was machst du denn hier?«
    Ackermann verdrehte die Augen. »Ich war auf Besuch bei Bernie.«
    Von draußen hörte man das empörte Geschnatter einer Ente und wildes Geplätscher, jemand hupte.
    Sie setzten sich.
    »Der Tote hat keine Papiere bei sich«, sagte van Appeldorn. »Nur einen Autoschlüssel, den Klaus auf dem Parkplatz ausprobieren will, und das hier.« Er zeigte Cox die beiden Plastikbeutel.
    Ackermann zog den mit dem Schlüssel zu sich heran. »Dat könnt ’n Hotelschlüssel sein. Auf dem Anhänger is’ ’ne ‹3› eingebrannt.«
    »Hier im Hotel hat er jedenfalls nicht gewohnt«, bemerkte Cox. »Der Wirt sagt, er hat an diesem Wochenende nur eine Frauengruppe aus Münster zum Wellnessurlaub
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