Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kesseltreiben

Titel: Kesseltreiben
Autoren: Leenders/Bay/Leenders
Vom Netzwerk:
da. Ist Bonhoeffer schon gekommen?«
    »Nein«, antwortete van Appeldorn,»aber Klaus ist heute ausgesprochen leutselig. Er sagt, der Mann wäre vermutlich vor zwei Stunden gestorben.«
    Schnittges schaute auf seine Uhr. »Es bedeutet wahrscheinlich nichts, aber vorhin haben drüben auf dem Feld ein paar Männer geschossen, sahen aus wie Jäger. Das war um 19 Uhr 8.«
    Cox lachte leise. »Du hast auf die Uhr geguckt. Das kenne ich, Bullenreflex.«
    »Denks’ du etwa, dat war ’n Jagdunfall?«, rief Ackermann. »Im Leben nich’! Bei dem Geschoss?«
    »Ich denke gar nichts«, gab Schnittges zurück. »Ich wollte es nur erwähnen.«
    Aber Ackermann ließ nicht locker. »Auf wat sind die denn gegangen? Et is’ nämlich überhaupt keine Jagdsaison, soviel ich weiß.«
    »Ich habe keinen blassen Schimmer«, meinte Schnittges geduldig. »Auf Vögel vielleicht?«
    »Dat kann, doch, dat könnte sein …«
    »Dann nehmen wir uns jetzt erst einmal die Leute im Saal vor«, entschied van Appeldorn und blickte Schnittges an. »Wie sähe deine Personenbeschreibung aus, Bernie?«
    Schnittges schloss kurz die Augen, bevor er sprach: »Junger Mann, Anfang bis Mitte zwanzig, etwa eins achtzig groß, schlank, kurzes rotblondes Haar, blaue Augen, Sommersprossen, gepflegte Erscheinung. Hellgrauer Anzug, Einreiher, grau-weiß gestreiftes Hemd, dunkelrote Krawatte, uni, schwarze Lederschuhe, schwarzer Gürtel.«

Zwei
    Zu der Hochzeitsgesellschaft hatte der Mann nicht gehört, das war schnell klar, und es schien ihn auch keiner von den Gästen zu kennen. Schüsse wollte auch niemand gehört haben, das sei auch nicht weiter verwunderlich, belehrte man die Kripoleute, schließlich habe die Band gespielt.
    Erst als sie zum Schluss das Personal befragten, hatten sie Glück; der Wirt und eine der Kellnerinnen glaubten, den Toten zu kennen.
    Van Appeldorn atmete hörbar auf. »Dann kommen Sie doch bitte mit uns nach nebenan.«
    Ackermann hielt die Tür zur Kammer weit auf. »Immer rein inne Sardinenbüchse!«
    Es stellte sich heraus, dass der junge Mann in der vergangenen Woche dreimal bei »Ophey« gegessen hatte.
    »Kam jedes Mal so gegen sieben, Viertel nach sieben«, sagte die Kellnerin. »Ich glaube, das war am Montag, am Dienstag und am Donnerstag.«
    »Stimmt genau«, bestätigte der Wirt. »Hat immer Wasser getrunken und nach dem Essen ’n Grappa.«
    »Wie hieß der Mann?«, fragte van Appeldorn.
    »Keine Ahnung«, antworteten die beiden wie aus einem Mund, dann fuhr der Wirt fort: »Ich hab schon darüber nachgedacht, von wegen Kreditkarte, aber Essig, der hat immer bar bezahlt.«
    »Und das da ist sein Portemonnaie«, meinte die Kellnerin und zeigte auf den Plastikbeutel, der immer noch auf dem Tisch lag. »Ist mir aufgefallen, weil das doch eine komische Farbe ist für einen Mann.«
    »Von hier kam der nicht«, unterbrach sie der Wirt. »Das ist schon mal sicher. Sprach auch nicht so, obwohl, viel gesagt hat der sowieso nicht. Jedenfalls würden wir ihn kennen, wenn er aus Kessel kam’. Vielleicht hatte der ja geschäftlich hier zu tun, obwohl, für einen Geschäftsmann war er ja ein bisschen jung. Obwohl, aussehen tat er danach, ich mein’, immer im Anzug und so.«
    »Wenn der geschäftlich hier war, dann hat er vielleicht wat mit de Kiesbaggerei zu tun«, überlegte Ackermann.
    »Hab ich auch schon drüber nachgedacht«, stimmte der Wirt ihm zu. »Besonders, weil die da doch gerade wieder ein neues Stück erschließen wollen.«
    »Fällt Ihnen sonst noch etwas zu dem jungen Mann ein?«, unterbrach van Appeldorn ihre Spekulationen.
    »Tut mir wirklich leid«, meinte die Kellnerin, und der Wirt schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Hören Sie sich doch mal im Dorf um«, riet er ihnen im Hinausgehen. »Wenn hier ein Fremder rumläuft, fällt das auf.«
    »Da wären wir von selbs’ gar nich’ draufgekommen«, murmelte Ackermann.
    Sie waren gerade dabei, ihre Sachen zusammenzupacken, als van Gemmern kam.
    »Der Leichenwagen ist da. Soll er ihn einpacken?«
    »Ist Bonhoeffer denn schon fertig?«, wunderte sich Cox.
    »Jap, ist schon wieder weg, hatte keine Zeit. Todeszeitpunkt zwischen 18 Uhr 30 und 19 Uhr 30. Hochgeschwindigkeitsgeschoss, Patronenhülse haben wir noch nicht. Bonhoeffer kennt einen Waffenexperten, den ich gern hinzuziehen würde, einen Herrn von Rath.«
    »Guntram von Rath«, fiel ihm Ackermann ins Wort. »Den kenn ich, der hat in Grunewald ’n Schießstand unter sich. Guter Mann.«
    »Fein«, sagte van Gemmern
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher