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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne
Autoren: C.J. Cherryh
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gelernt hatte, angewandt zu haben. Die Götter mochten wissen, welche Handelsmethoden die Kaufleute benutzten, welche Verfügung über sein Leben getroffen wurde. Er sah voraus, daß die Dinge in den Zustand vor dem Krieg zurückkehren konnten, daß Mri wieder einzeln Regul dienen würden – daß Mri wieder gegen Mri kämpfen würden, in einem Kampf, in dem Erfahrung eine Rolle spielte.
    Und die Götter mochten wissen, wie lange es noch möglich sein würde, einen Regul zu finden, dem er dienen konnte, wenn der Krieg zu Ende ging und die Dinge in Fluß gerieten. Die Götter mochten wissen, wie wahrscheinlich es war, daß ein Regul einen unerfahrenen Kel'en zum Wächter seines Schiffes machte, wenn andere – kriegserfahrene – verfügbar waren.
    Sein ganzes Leben lang hatte er trainiert, um gegen Menschen zu kämpfen, und die Politik dreier Arten verschwor sich, ihn davon abzuhalten.
    Plötzlich stand er auf, als sein Geist auf eine Idee kam, die länger als nur an diesem Tag in ihm gegoren hatte, und er sprang auf den Boden und begann die Straße hinabzuschreiten. Er blickte nicht zurück, nachdem er am Edun vorbeigegangen war, ohne angerufen zu werden, ohne bemerkt zu werden. Er besaß nichts. Er brauchte nichts. Was er trug und was er an Waffen mit sich führte, gehörte ihm durch Recht und Brauch, und er konnte von seinem Edun nicht mehr erbitten, selbst wenn er es mit ihrem Segen und ihrer Hilfe verlassen hätte, was nicht der Fall war.
    Im Edun würde es Melein sicherlich Kummer bereiten, daß er so schweigend abtrünnig wurde, aber sie war lange genug selbst Kel'e'en gewesen, um auch um seinetwillen froh zu sein, daß er in Dienst ging. Ein Kel'en in einem Edun war so unbeständig wie der Wind und sollte nach der Kindheit keine festen Bindungen mehr haben, abgesehen an die She'pan und an das Volk und an ihn oder sie, der oder die ihn in Dienst nahm.
    Er empfand auch eine gewisse Schuld gegenüber der She'pan, die ihn weit mehr bemuttert hatte, als es die Schuldigkeit einer She'pan gegenüber einem Sohn ihrer Ehemänner war. Er wußte, daß sie seinen Vater Zain besonders begünstigt hatte und immer noch dessen Tod betrauerte; und sie würde die Reise, die er jetzt antrat, weder gutheißen noch erlauben.

    Es war in der Tat Intels hartnäckiger, besitzergreifender Wille, der ihn so lange auf Kesrith festgehalten hatte, ihn jahrelang an ihrer Seite gehalten hatte, weit über den angemessenen Zeitpunkt hinaus, ihre Autorität und die seiner Lehrer zu verlassen. Er hatte Intel einst geliebt, tief und voller Verehrung. Aber selbst diese Liebe hatte sich in den langen Jahren, seit er den anderen Kel'ein hätte folgen und sie verlassen sollen, in Bitterkeit verwandelt.
    Er hatte es ihr zu verdanken, daß seine Fähigkeiten ungeübt geblieben waren, sein Leben unausgefüllt und jetzt vielleicht überhaupt nutzlos. Neun Jahre waren vergangen, seitdem die Seta'al des Kel in sein Gesicht geschnitten und gemalt worden waren, neun Jahre, in denen er jeweils mit vor Verlangen klopfendem Herzen dagesessen hatte, wenn ein Regul Meister die Straße zum Edun heraufkam, um einen Kel'en als Wächter für sein Schiff zu suchen, sei es für den Krieg oder selbst den Handel. Immer weniger dieser Nachfragen waren in den vorüberziehenden Jahren gekommen, und jetzt kam überhaupt keine mehr zum Edun. Er war der letzte all seiner Brüder und Schwestern im Kel, das letzte Kind des Edun außer Melein. Die anderen hatten alle einen Dienst gefunden, und die meisten von ihnen waren tot. Aber Niun s'Intel, seit neun Jahren ein Kel'en, hatte die beschützende Umarmung der She'pan noch nicht abgestreift.
    Mutter, laß mich gehen! hatte er sie vor sechs Jahren gebeten, als das Schiff seines Vetters Medai abgegangen war – es war die äußerste, niederschmetternde Schmach, daß Medai, der großtuerische, prahlerische Medai für die größte Ehre ausgewählt werden sollte, und er in Schande zurückgelassen wurde.
    Nein , hatte die She'pan in absoluter Form gesagt, ihre Autorität hervorgekehrt und auf sein wiederholtes Bitten um ihr Verständnis und seine Freiheit geantwortet: Nein. Du bist der letzte meiner Söhne, der letzte, den ich jemals haben werde, Zains Kind. Und wenn ich möchte, daß du bei mir bleibst, dann ist das mein Recht, und das ist meine endgültige Entscheidung. Nein, nein.
    Er war an jenem Tag in die hohen Berge geflohen und hatte wider Willen zugesehen, wie die HAZAN, das Schiff des Regul-Oberkommandos der Zone, zu der
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