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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne
Autoren: C.J. Cherryh
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deutliches Ziel für sie war.
    Ein Flugzeug trieb ihn, sank so tief herab, daß der Sog des Vorüberflugs Sand aufwirbelte. Und dann kam Niun ein Gedanke mit plötzlicher und deutlicher Befriedigung, und er warf sich nach links, auf das Ende des Tales zu, einen sehr alten Ort, unter den sichtlosen Augen von Eddan, Liran und Debas, seinen Lehrern. Kämpfe mit dem Land, mach es zu deinem Verbündeten , hatten sie ihm immer gesagt, und er hörte ihre Stimmen klar und ruhig durch das Brüllen der Flugzeuge.
    Er fiel mit ausgestreckten Gliedern hin, und das Flugzeug schwebte weiter über ihm und warf Sand auf, und er lag still und regte sich nicht, als es aufsetzte und Scheinwerfer über den Sand schweifen ließ, wo er lag.
    Es setzte auf – und die Erde explodierte. Eine große, blasse Form türmte sich auf, zog an dem Flugzeug, fing es in den konvulsivischen Zuckungen des Mantels. Gräber und Maschine, eingehüllt in eine Sandwolke, und die Erschütterungen ihres Kampfes ließen die Erde erbeben. Niun rollte sich weg und versuchte zu laufen, aber der Saum des Mantels oder eine Druckwelle streckte ihn nieder, und ein weiterer Hieb ließ die Welt ringsum in Feuer aufgehen, als das Flugzeug explodierte.
    Und danach war es dunkel.

    »Niun!«
    Jemand rief ihn aus der Dunkelheit heraus, die nicht die Vertrautheit der Brüder besaß; trotzdem war es eine vertraute Stimme.
    Licht entflammte über ihm. Er bewegte Glieder, die in Sand vergraben waren, und hörte das Geräusch von Maschinen.
    »Niun!«
    Er hob den Kopf und zog sich hoch, stand auf schwankenden Beinen, schirmte die Augen mit dem Arm vor dem Licht ab.
    Wartete.
    »Niun!« Es war Duncans Stimme, und sie kam von einer zerlumpten Silhouette vor den Lichtern. »Schieß nicht! Niun, wir haben Melein an Bord. Sie ist nicht tot, Niun.«
    Er wurde leer unter diesem furchtbaren Schock, und sein Geist funktionierte nicht mehr, und er stürzte beinahe zu Boden. Und dann hallte das Gesetz des Kel in seinem Geist wider und erinnerte ihn daran, daß es eine She'pan gab, der er dienen mußte, und die er vor allem anderen nicht allein in der Hand von Fremden lassen konnte.
    »Was willst du von mir?« schrie er mit vor Zorn brechender Stimme, mit Wut über Duncan, über Verrat und Ehrlosigkeit. »Duncan, vergiß nicht, was du geschworen hast...«
    »Komm herein!« sagte Duncan. »Niun, komm zu uns herein! Sicheres Geleit. Ich schwöre es immer noch.«
    Niun zögerte, und die Kraft verließ ihn, und er machte eine Geste der Unterwerfung und setzte sich langsam auf die Lichter zu in Marsch, auf die Silhouetten zu, die ihn erwarteten, groß und humanoid.
    Zumindest besser als die Regul.
    Und aus dem Augenwinkel heraus sah er eine gedrungene, dunkle Gestalt. Er sah sie, sah die Bewegung, erkannte den Verrat.
    Er packte die As'ei ; wirbelte und schleuderte sie; und das Feuer packte ihn, und den Sand spürte er nicht mehr.
    * * *
    »Hada Surag-gi ist tot«, sagte Galey. »Die Mri bleiben dran.«
    Duncan wischte sich über das Gesicht, und mit derselben Handbewegung nahm er sich das Kopftuch ab und fuhr sich mit den Fingern durch das schweiß- durchtränkte Haar. Er taumelte durch die engen Räumlichkeiten des Flugzeuges nach hinten und drehte dem Arzt die Schulter zu, der ihm bereits zweimal befohlen hatte, sitzenzubleiben.
    Er setzte sich auf den Boden, da sich das Flugzeug unstetig bewegte, und betrachtete die beiden Mri, eingehüllt in Weiß, durch ein Gewirr röhrenförmiger und überwachender Verbindungen mit den Automed-Einheiten verbunden, die ihre Leben mit Mitteln aufrechterhielten, die die Mri für geschmacklos gehalten hätten, wären sie bei Bewußtsein gewesen.
    Aber sie würden die Möglichkeit haben, es zu wissen.
    »Sie werden durchkommen, beide«, sagte der Arzt. Und dann, stirnrunzelnd und mit einem Blick auf die von einem Tuch eingehüllte Gestalt weiter hinten: »Dieser Regul war ein Offizier des Nom, mit Verbindungen. Man wird einige Fragen stellen.«
    »Man wird einige Fragen stellen«, sagte Duncan mit leiser Stimme und betrachtete die Mri, verbannte den Arzt aus seinem Geist. Er saß mit untergeschlagenen Beinen da, immer noch in den zerfetzten, behelfsmäßigen Gewändern, und mit seinen Gedanken anderswo. Und schließlich zog sich der Arzt zurück, um mit der Mannschaft zu sprechen. Nach der ersten Aufregung darüber, daß sie ihn lebend gerettet hatten, hatten sie nur wenig mit ihm gesprochen. Vielleicht wurden sie durch seinen Anblick davon abgehalten, durch
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