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Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne
Autoren: C.J. Cherryh
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Finger glitten über die glatte Haut des Pan'en, das er an sich hielt.
    »Ich habe mit zwei Traditionen gebrochen«, gab er letztendlich zu. »Ich habe dich gefangengenommen, und ich habe Lasten getragen. Aber in der Ehre der She'pan werde ich keinen Kompromiß eingehen. Nein. Ich glaube nicht an eure Ärzte. Und ich glaube nicht an euer Volk und eure Wege. Sie sind nicht für uns.«
    Duncan betrachtete ihn lange und nüchtern. »Nicht einmal zum Überleben?«
    »Nicht einmal zum Überleben.«
    »Falls ich jemals zu meinem Volk zurückkehren sollte«, sagte Duncan schließlich, »werde ich sicherstellen, daß bekannt wird, was die Regul getan haben, was in jener Nacht am Hafen wirklich geschehen ist. Ich weiß nicht, ob dabei irgend etwas Gutes herauskommen wird; ich weiß, daß ich nichts zum Besseren ändern kann. Aber es sollte gesagt werden.«
    Niun senkte den Kopf als Respekt vor dieser Geste. »Die Regul«, sagte er, »würden dich töten, bevor sie dich solche Dinge sagen ließen. Und wenn du hoffst, daß ich dir erlauben werde, unsere Gesellschaft zu verlassen und zu ihnen zu gehen, dann muß ich dir sagen, daß ich es nicht erlauben werde.«
    »Du glaubst mir nicht.«
    »Ich glaube dir jetzt nicht, was sie tun werden, weder deine Art noch die Regul.«
    Daraufhin schwieg Duncan und starrte ins Leere. Er sah sehr mitgenommen aus. Er rieb sich an einer Linie getrockneten Blutes, die sich durch das unrasierte Gesicht zog, und war dann wieder still, schien aber nicht schlafen zu können.
    »Lauf nicht wieder weg!« riet ihm Niun, denn ihm gefiel die Stimmung des Menschen nicht. »Versuche es nicht! Ich habe es dir zu leicht mit uns gemacht. Verlaß dich nicht darauf!«
    Braune Augen, Tsi'mri und störend, zuckten in seine Richtung. Duncan raffte sich in eine sitzende Stellung auf und bewegte sich, als schmerze ihn jeder Muskel, rieb sich den Kopf und schnitt eine Grimasse des Unbehagens. »Ich möchte lieber am Leben bleiben«, sagte Duncan. »Wie du.«
    Die Worte trafen. Sie waren zu dicht an der Wahrheit. »Es kommt nicht nur darauf an«, meinte Niun.
    »Das weiß ich«, sagte Duncan. »Ein Waffenstillstand. Ein Waffenstillstand, der Friede zwischen uns vorsieht, zumindest bis du sie irgendwo in Sicherheit gebracht hast, bis sie wiederhergestellt ist. Ich weiß, daß du für sie töten würdest, ich weiß daß du es unter anderen Umständen vielleicht nicht tätest. Ich verstehe, daß, was immer sie auch ist, sie etwas sehr Besonderes ist – für dich.«
    »Eine She'pan«, sagte Niun, »ist die Mutter eines Hauses. Sie ist die letzte. Ein Kel'en ist nur das Instrument ihrer Entscheidungen. Ich kann keine Versprechungen machen, außer auf meine eigene Rechnung.«
    »Könnte es keine weitere Generation geben?« fragte Duncan plötzlich in seiner Unschuld, und Niun spürte Verlegenheit, war aber nicht beleidigt. »Kannst du nicht – wenn die Dinge anders lägen...«
    »Wir sind blutsverwandt, und die Angehörigen ihrer Kaste paaren sich nicht«, antwortete Niun sanft, dazu bewegt zu erklären, was Mri noch niemals Außenstehenden erklärt hatten. Aber dies war einfache Kel-Lehre, und es war nicht verboten, es auszusprechen. Es verlieh ihm Mut, wieder die Dinge zu bekräftigen, die schon immer festgelegt und wahr gewesen waren. »Eine Kath'en oder Kel'e'en könnte mir Kinder für sie tragen, aber es gibt keine mehr. Für uns gibt es keine andere Möglichkeit. Entweder überleben wir, wie wir waren, oder wir haben beim Überleben versagt. Wir sind Mri; und das ist mehr als der Name einer Art, Duncan. Es ist ein sehr alter Weg. Es ist unser Weg. Und wir werden ihn nicht ändern.«
    »Ich werde nicht die Ursache dafür sein«, sagte Duncan, »daß die Arbeit der Regul vollendet wird. Ich werde bei euch bleiben. Ich habe meinen Versuch gemacht. Vielleicht mache ich ihn irgendwann wieder, vielleicht, aber nicht zu irgend jemandes Schaden, ihrem oder deinem. Ich habe Zeit. Ich habe alle Zeit der Welt.«
    »Und wir haben sie nicht«, meinte Niun. Er dachte mit schmerzender Furcht, daß Duncan, in manchen Dingen weiser als er, denn Menschen-Kel'ein konnten Kastengrenzen überschreiten – daß Duncan vermutete, daß Melein nicht überleben würde, und eine Furcht in seinem eigenen Herzen sprach darauf an. Er sah zu ihr hin, um zu erkennen, wie sie ruhte, und sie schlief noch. Der Anblick ihres regelmäßigen Atems beruhigte ihn ziemlich.
    »Mit Zeit und Ruhe«, sagte Duncan, »wird sie vielleicht wieder werden.«
    »Ich
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