Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kesrith – die sterbende Sonne

Kesrith – die sterbende Sonne

Titel: Kesrith – die sterbende Sonne
Autoren: C.J. Cherryh
Vom Netzwerk:
nehme deinen Waffenstillstand an«, sagte Niun, und in großem Überdruß löste er seinen Schleier und schlang den Mez um die Schulter, entblößte sein Gesicht vor dem Menschen. Es war schwer und beschämend; nie zuvor hatte er sein Gesicht einem Tsi'mri gezeigt, aber diesen hatte er als Verbündeten angenommen, sei es auch nur für den Moment, und in der Richtigkeit der Dinge verdiente es Duncan, ihn zu sehen, wie er war.
    Duncan betrachtete ihn ausführlich, bis die Verlegenheit zu stark wurde und Niun seinem Blick auswich.
    »Der Mez ist in der Hitze und Trockenheit eine Notwendigkeit«, erklärte Niun. »Aber ich schäme mich nicht davor, dein Gesicht zu sehen. Zwischen uns ist der Mez gar nicht erforderlich.«
    Er umschlang das Pan'en und drückte sich gegen die feste Weichheit des Dus und versuchte zu ruhen, sich so weit es ging zu entspannen, denn in der Kühle und dem Schatten des Abends würden sie weitergehen, zu einer Zeit, in der die Regul sicherlich darauf vertrauten, daß selbst ein Mri sich nicht an die Klippen wagen würde.
    * * *
    Ein Flugzeug wurde in der Ferne hörbar, eine Erinnerung an fremde Gegenwart in der Umgebung von Sil'athen. Niun hörte es, raffte sich auf und lauschte, um festzustellen, wie nah oder wie weit weg es war. Melein war wach und Duncan regte sich, suchte sofort in die Richtung, aus der das Geräusch kam.
    Es war spät. Die Säulen waren rot geworden und brannten im Abendlicht. Durch sie hindurch konnte man Arain als unheilvolle rote Scheibe erkennen, die sich in der Hitze des Sandes kräuselte.
    Melein versuchte aufzustehen. Niun bot ihr rasch die Hände an und half ihr, und sie war nicht mehr zu stolz dazu, diese Hilfe anzunehmen. Er blickte in ihr verzerrtes Gesicht und dachte an die Last, die er selbst tragen mußte. Seine Unfähigkeit, auch nur irgend etwas für sie tun zu können, überwältigte ihn.
    »Wir müssen gehen«, sagte sie. »Wir müssen wieder runter nach Sil'athen. Von dieser Stelle aus kenne ich keinen anderen Ausgang. Aber das Flugzeug...« Ihr Gesicht zog sich zu einem Ausdruck des Zorns und der Enttäuschung zusammen. »Sie beobachten Sil'athen. Sie glauben, daß wir uns dort verbergen. Und wenn sie Männer zu Fuß haben...«
    »Ich hoffe, daß sie zu Fuß sind«, sagte Niun. »Sie würden mir Befriedigung verschaffen.« Und dann erinnerte er sich an Duncan, und war glücklich, daß er in Hal'ari gesprochen hatte, das auch Melein ihm gegenüber benutzt hatte. Aber es sah danach aus, daß sie es mit Regul zu tun hatten, die nicht zu Fuß sein würden.
    »Der Abstieg«, sagte Melein, »ich denke, daß es am besten wäre, im letzten Tageslicht zu gehen, so daß wir beim Klettern sehen können. Erst irgendwann später wird der Mond aufgehen. Das wird uns inzwischen etwas Dunkelheit verschaffen, um zu Beginn das offene Gelände zu überqueren.«
    »Das wird das Beste sein«, stimmte er zu. »Wir werden essen und trinken, bevor wir aufbrechen. Vielleicht haben wir danach keine weitere Gelegenheit mehr, anzuhalten.«
    Und was die Reise Melein kosten würde, das lag schwer auf seinem Geist.
    »Duncan«, sagte er ruhig, während sie gemeinsam aßen, beide unverschleiert. »Ich werde nicht mehr tragen können, als ich muß. Beim Abstieg...«
    »Ich werde ihr helfen«, sagte Duncan.
    »Hinab ist es leichter«, meinte Melein und blickte Duncan mißtrauisch an, als entspräche die Absprache der beiden Männer keineswegs ihrem Geschmack.
    Es war das letzte von den Nahrungsmitteln, die sie mitgenommen hatten. Hiernach würden sie jagen und schnell wieder Wasser finden müssen, an diesem Ort, an dem es nur wenig Luin gab. Niuns Geist eilte zu solchen Dingen voraus, zu Schwierigkeiten über Schwierigkeiten, aber solchen, die angenehmer waren als die unmittelbar anstehenden.
    Dann machten sie sich wieder auf den Weg zu dem Pfad, den sie gekommen waren, und als sie schließ- lich diese große Kluft hinabblickten, die im nachlassenden Licht matt und unwirklich aussah und am Grunde völlig schwarz war, drückte Niun das Pan'en fest an sich und fürchtete den Abschied sogar um seinetwillen. Als er an Melein dachte, wurde ihm kalt.
    Falls sie stürzt , wollte er Duncan warnen, aber es wäre nicht gut gewesen, die kleine Vertrauensbasis zwischen ihnen zu entehren, und er dachte, daß der Mensch seine Gedanken kennen mußte. Duncan erwiderte seinen Blick offen und nahm den Auftrag an, der ihm übertragen wurde.
    »Geh zuerst!« befahl Niun, und der Mensch schlang den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher