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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf
Autoren: Jules Verne
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resignirtem Tone:
    »Ich wage es gar nicht, das zu bezweifeln, schöne Sarabul!« darauf aber gab Yanar noch die trockene Antwort:
    »Und Sie thun auch sehr wohl daran!«
    Zuweilen ertönte auch da und dort ein Ausruf – etwa eine Kundgebung der Ungeduld – aus der Menschenmenge; Ahmet und Amasia schenkten dem ganzen Vorgange aber sehr wenig Aufmerksamkeit.
     

    Sie befanden sich in einem Cajik. (S. 405.)
     
    »Nein, liebste Amasia, sagte Ahmet, ich kannte meinen Onkel gewiß aus dem Grunde, aber ich hätte niemals geglaubt, daß er seinen Starrsinn bis zur Härte, die er heute an den Tag gelegt hat, treiben könnte.
    – Er wird also, meinte Nedjeb, niemals nach Constantinopel zurückkehren, so lange diese kleine Steuer noch erhoben wird?
    – Er?… Niemals! versicherte Ahmet.
    – Wenn ich es beklage, ein Vermögen zu verlieren, sagte Amasia, so ist es gewiß nicht um meinetwillen, mein geliebter Ahmet, wohl aber um Deinetwillen.
     

    Storchi schob den Karren vor sich her. (S. 412.)
     
    – Vergessen wir das… erwiderte Ahmet, und um es desto sicherer zu vergessen, um mit diesem unzugänglichen Onkel vollständig zu brechen, den ich bisher fast als Vater betrachtet hatte, verlassen wir Constantinopel und kehren nach Odessa zurück.
    – O, dieser Keraban! rief Selim in gerechter Entrüstung. Das wäre der schlimmsten Strafe werth.
    – Ja, meinte Nedjeb, so zum Beispiel der Gatte jener edlen’ Kurdin zu werden! Warum hat er sie denn nicht geheiratet?…«
    Natürlich hörte Sarabul, welche mit dem frisch eroberten Verlobten beschäftigt war, weder diese unziemlichen Bemerkungen Nedjebs, noch die Antwort Selim’s, welche lautete:
    – Er?… Er hätte sie doch zuletzt zahm gemacht… wie er durch seinen unbeugsamen Starrsinn jedes wilde Thier bändigen würde.
    – Das könnte wohl sein! murmelte Bruno trübsinnig. Vorläufig ist es aber mein armer Herr, der sich im Käfig gefangen hat!«
    Ahmet und seine Begleiter nahmen übrigens an Allem, was auf den Hafendämmen Peras und des Goldenen Hornes vorging, nur sehr wenig Interesse. Bei ihrer Gemüthsstimmung waren sie nicht geneigt, an Volksbelustigungen theilzunehmen, und sie hörten es kaum, wie ein Türke zu einem andern sagte:
    »Wahrhaftig, es ist ein verwegener Mann, dieser Storchi! Es zu wagen, den Bosporus in solcher Weise zu überschreiten.
    – Ja wohl, erwiderte der Andere lachend, in einer Weise, welche die mit der Erhebung der Cajik-Steuer beauftragten Beamten schwerlich vorhergesehen haben!«
    Wenn Ahmet sich auch gar nicht bemühte, auf diesen Gedankenaustausch zwischen den beiden Türken zu achten, so mußte er doch Antwort geben, als Jemand ihn unmittelbar anredete.
    »Ah, da ist ja der Seigneur Ahmet!« tönte es plötzlich neben ihm.
    Es war der Polizeihauptmann – derselbe, dessen Verbot den Seigneur Keraban zu einer Reise um das Schwarze Meer veranlaßt hatte – der diese Worte an ihn richtete.
    »O, Sie sind es, mein Herr? antwortete Ahmet.
    – Ja… und ich bringe Ihnen meinen aufrichtigen Glückwunsch. Ich höre soeben, daß der Seigneur Keraban sein Vorhaben wirklich durchgeführt hat; er ist nach Scutari gelangt, ohne den Bosporus zu überschreiten.
    – Wie Sie sagen.
    – Das ist heroisch! Um nicht zehn Paras zu bezahlen, hat er sich’s mehrere Tausend Pfund kosten lassen.
    – Ganz richtig!
    – Und nun hat er etwas Rechtes erreicht! fuhr der Polizeihauptmann etwas ironisch fort. Die Steuer besteht noch immer, und wenn auch er noch bei seinem Starrsinn beharrt, wird ihm nichts übrig bleiben, als denselben Weg rückwärts zu machen, wenn er nach Constantinopel gelangen will.
    – Wenn ihm das gerade paßt, wird er es thun, entgegnete Ahmet, der trotz seines Unmuthes über den trotzigen Onkel doch nicht gelaunt war, die spöttelnden Bemerkungen des Polizeihauptmannes unerwidert anzuhören.
    – Bah, er wird zuletzt doch nachgeben, fuhr dieser fort, und wird allein über den Bosporus kommen. Die Beamten überwachen aber alle Cajiks, wann und wo diese an’s Land gehen. Und wenn er nicht herüber schwimmt, oder gar fliegt…
    – Weshalb nicht, wenn ihm das passend erscheint?…« versetzte Ahmet sehr trocken.
    Da wurde es plötzlich, als durchzucke Alle eine rege Neugier, unter der Menschenmenge lebendig und überall ließ sich ein lauteres Gemurmel hören. Alle Arme streckten sich in der Richtung nach einem Punkte in Scutari über den Bosporus. Alle Köpfe waren emporgewendet.
    »Da kommt er!… Storchi!…
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