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Keraban Der Starrkopf

Keraban Der Starrkopf

Titel: Keraban Der Starrkopf
Autoren: Jules Verne
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fünf Wochen!
    – Welche Unklugheit! murmelte Ahmet, warum hatte er nöthig, diese Zeitangabe gerade jetzt so laut hinauszurufen?
    – Es ist bekanntlich zehn Tage her, fuhr Sarabul triumphirend fort, daß ich Ihnen die Ehre anthat, mich mit Ihnen zu verloben…!
    – Möge Sie Mohammed erwürgen! rief Keraban, vielleicht etwas lauter, als er beabsichtigt hatte.
    – Sie waren schon Witwer, mein Herr Gemahl! erklärte Sarabul mit Siegeszuversicht.
     

    Der Friedhof in Scutari (S. 386.)
     
    – Vollständig Witwer, mein Herr Schwager! setzte Yanar hinzu.
    – Und unsere Heirat ist giltig!«
    Niedergeschmettert von der Logik dieser Beweisgründe war nun Van Mitten auf den Divan gesunken.
    »Der arme Mann, sagte Ahmet zu seinem Onkel, es bleibt ihm nichts weiter übrig, als sich in den Bosporus zu stürzen!
    – So? antwortete Keraban spöttisch, und sie spränge ihm doch nach, um ihn… aus Rache… zu retten!«
    Die edle Sarabul hatte Den, welchen sie nun als rechtmäßiges Eigenthum beanspruchte, am Arme ergriffen.
    »Stehen Sie auf, sagte sie.
    – Ja, theure Sarabul, antwortete Van Mitten, den Kopf sinken lassend… ich bin bereit!
    – Und folgen Sie uns! setzte Yanar hinzu.
    Ja, verehrter Schwager! erwiderte Van Mitten ganz schachmatt. Bereit, Ihnen zu folgen… wohin sie wollen!
    – Nach Constantinopel, wo wir uns auf dem nächsten Dampfer einschiffen werden, sagte Sarabul
    Nach?…
    – Nach Kurdistan! erklärte Yanar.
    – Nach Kurdistan?… Du wirst mich begleiten, Bruno!… Dort wird vortrefflich gegessen… Das wird für Dich eine verdiente Wiedervergeltung sein!«
    Bruno konnte nur ein zustimmendes Zeichen mit dem Kopfe machen.
    Die edle Sarabul und der Seigneur Yanar führten darauf den unglücklichen Holländer, den seine Freunde vergeblich zurückzuhalten versuchten, hinaus, während sein treuer Diener murmelnd nachfolgte.
     

    »Du wirst mich begleiten, Bruno!« (S. 401.)
     
    »Hab’ ich es nicht vorausgesagt, daß ihm noch ein Unglück zustoßen würde!« brummte er.
    Die anderen Anwesenden, und sogar Keraban selbst, standen vernichtet und stumm vor diesem Donnerschlage.
    »Nun muß er sich verheiraten! rief Amasia.
    – Aus Ergebenheit für uns, meinte Ahmet.
    – Und dieses Mal in allem Ernste, setzte Nedjeb hinzu.
    – In Kurdistan, sagte Keraban höchst ernsthaft, wird ihm nur ein Hilfsmittel zu Gebote stehen.
    – Und welches, lieber Onkel?
    – Nun, sehr einfach das, wenn er sie bekommen kann, gleich noch ein Dutzend solcher Frauen zu heiraten!«
    Da öffnete sich schon die Thür, und herein stürmte Selim mit sehr erregtem Gesicht und keuchend, als ob er sich außer Athem gelaufen habe.
    »Was ist Dir, lieber Vater? fragte Amasia.
    – Was ist geschehen? rief Ahmet.
    – Nun, liebe Freunde, es wird unmöglich sein, die Hochzeit Amasias und Ahmets zu feiern…
    – Was sagst Du?
    – Wenigstens nicht in Scutari, fuhr Selim fort.
    – Nicht in Scutari?
    – Sie kann nur in Constantinopel stattfinden!
    – In Constantinopel?… platzte Keraban heraus, der bei dieser Neuigkeit stark die Ohren spitzte. Und weshalb?
    – Weil der Richter von Scutari sich unbedingt weigert, den Heiratscontract aufzunehmen.
    – Wie?… Er weigert sich?… sagte Ahmet.
    – Ja… unter dem Vorwande, der Wohnsitz Keraban’s und folglich auch Ahmets sei nicht Scutari sondern Constantinopel!
    – Was, Constantinopel? wiederholte Keraban, der schon unheildrohend die Augenbrauen runzelte.
    – Und dazu, fuhr Selim fort, ist heute der letzte für die Hochzeit meiner Tochter zulässige Tag, um in Besitz des ihr vermachten Vermögens zu kommen. Wie müssen uns also ohne Zögern zu dem anderen Richter begeben, der den Contract in Constantinopel aufnehmen wird.
    – Wir wollen sofort hinüber fahren! rief Ahmet, schon auf die Thür zugehend.
    – Fort! Fort! drängte Amasia, die ihm ohne Zögern nachfolgte.
    – Sollte das für Sie, Seigneur Keraban, ein Hinderniß sein, uns zu begleiten?« fragte das junge Mädchen.
    Der Seigneur Keraban blieb regungslos und schweigend stehen.
    »Nun, lieber Onkel? sagte Ahmet, noch einmal umkehrend.
    – Sie kommen nicht mit? fragte Selim.
    – Muß ich etwa gar Gewalt brauchen? setzte Amasia hinzu, indem sie ihn sanft am Arme faßte.
    – Ich habe ein Cajik bestellt, meldete Selim, und wir brauchen also nur über den Bosporus zu fahren.
    – Ueber den Bosporus!« rief Keraban.
    Dann fuhr er in trockenem Tone fort:
    »Einen Augenblick, lieber Freund; wird die Steuer von zehn Paras noch
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