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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom
Autoren: Uwe Klausner
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die Freiheit genommen, Ihre Gemächer auf den Kopf zu stellen. Hat uns zwar ein wenig Zeit und beträchtliche Mühe gekostet, aber wie heißt es doch so schön? ›Wer sucht, der findet.‹ Tut mir leid, dass wir Ihren Schreibtisch in sämtliche Einzelteile zerlegt haben. Aber was soll’s – benützen werden Sie ihn ohnehin nicht mehr.« Sichtlich entspannt, lehnte sich Sydow zurück und ließ das Kinn auf dem Daumen der rechten Hand ruhen. »Was Fehler Nummer drei angeht, haben Sie sich, mit Verlaub, wie ein blutiger Anfänger angestellt. Sie ahnen, worauf ich anspiele? Das Telefonat mit meiner Frau am gestrigen Abend – genau. Ich weiß schon, was Sie gleich sagen werden, Herr Kriminalrat. Privatgespräche im Dienst sind strikt untersagt. Recht so, Oelßner, so was lenkt nur ab. Was aber, wenn man plötzlich ein Knacken in der Leitung hört? So laut, dass man taub sein müsste, um es nicht zu bemerken? Da hört einer mit, denkt man, keine Frage. Zumal dieser Jemand, nämlich Sie, Herr Kriminalrat a. D., kurz darauf den Chef raushängen und die Frechheit besitzen wird, Sie vom Dienst zu suspendieren. Wie gesagt, da kommt man ins Grübeln, lässt sich aber nicht unterkriegen und ermittelt auf eigene Faust. Wollen Sie noch mehr hören, Oelßner, oder haben Sie endlich kapiert, wie der Hase läuft?«
    »Nur zu – tun Sie, was Sie offenbar nicht lassen können.«
    »Lassen dürfen, Herr Kriminalrat, lassen dürfen. Handelt es sich bei der Nummer, die Sie abgezogen haben, doch um das Dreisteste, was mir seit Langem untergekommen ist. Setzen wir also noch eins drauf, Sie Meisterspion. Nicht genug damit, dass Sie laufende Ermittlungen blockieren, kriegen Sie kurz darauf spitz, dass es in der Waldbühne zu einer wilden Schießerei gekommen ist. Böses ahnend, begeben Sie sich schleunigst zum Tatort und stellen zu Ihrem Schrecken fest, dass Jermaine Ross, Leiter der BOB der CIA und Ihnen somit bestens bekannt, dabei auf der Strecke geblieben ist. Zwei weitere Agenten, die das gleiche Schicksal erlitten haben, nicht zu vergessen. Das Verwunderliche daran: Einer von ihnen, ein gewisser James Landon Brannigan, ist von den Kugeln durchsiebt worden, die aus der Waffe des Dritten im Bunde stammt, dessen Namen wir bedauerlicherweise – noch nicht – kennen. So zumindest mein Freund und Kollege Heribert Peters, einer der ersten, der am Tatort erschien. Jetzt hatten Sie ein Problem, hab ich recht, Oelßner? Um von sich abzulenken, zögern Sie nicht lange und alarmieren die CIA, welche kurz darauf am Tatort erscheint, die Angelegenheit zu einer rein amerikanischen erklärt und meinen Freund Peters, der bedauerlicherweise Verdacht geschöpft hat, und die Kollegen von der Spurensicherung unverrichteter Dinge nach Hause schickt. Soweit alles korrekt, Oelßner?«
    »Stasi, CIA – eine Räuberpistole so recht nach Ihrem Geschmack, stimmt’s?«
    »Auf gut Deutsch, Sie vermissen die Beweise. Kommen wir zunächst zur Stasi, nicht gerade fantasievoll, wenn es um die Kreation von Decknamen geht. Ich nehme an, Sie wissen, auf was ich anspiele, Genosse Kolberg. Um es kurz zu machen, Krokowski und ich waren so frei, einen Blick in Ihre Personalakte zu werfen. Stimmt, Oelßner, so was tut man natürlich nicht, aber da der Zweck nun einmal die Mittel heiligt, muss ich Sie bitten, über dieses fluchwürdige Vergehen hinwegzusehen. Da stehen wir also, können nicht anders und durchforsten Ihre Akte. Und was sehen unsere müden Augen? Unser allseits geschätzter Vorgesetzter stammt nicht, wie ursprünglich angenommen, aus Hannover, sondern wurde anno 28 im … Sie verstehen, worauf ich hinaus will, oder? … Genau, im beschaulichen Städtchen Kolberg in Hinterpommern geboren, von wo aus es ihn unter ungeklärten Umständen in den Westen verschlug. Würde mich nicht wundern, wenn dies nach der Gründung des ersten Arbeiter-und-Bauern-Staates der Fall gewesen wäre, völlig legal und mit freundlicher Unterstützung des VEB Horch, Guck und Greif. Was die Gründe für Ihre berufliche Veränderung angeht, kann man zwar nur spekulieren. Fest steht indes, dass Sie für die CIA tätig gewesen sind. Und zwar nicht erst seit gestern Nachmittag. Oder wollen Sie etwa behaupten, dass der Anruf, den Sie gestern Abend kurz vor halb neun von Ihrem Apparat aus getätigt haben, nicht an das BOB gerichtet war? Sie sehen, Oelßner, Krokowski und ich haben unsere Hausaufgaben gemacht, weder Kosten, noch Mühen und schon gar nicht die Recherche bei der zuständigen
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