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Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom

Titel: Kennedy-Syndrom - Klausner, U: Kennedy-Syndrom
Autoren: Uwe Klausner
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Dame von der Fernmeldebehörde gescheut, damit wir etwas gegen Sie in die Hand bekommen. Stichhaltige Beweise sozusagen. Damit Ihnen die Lust auf jedwede Sperenzchen von vornherein vergeht.«
    »Und was haben Sie jetzt vor, Sydow? Mir eine Kugel durch den Kopf zu jagen?«
    »Wenn ich ehrlich bin, hätte ich große Lust dazu!«, konterte Sydow, urplötzlich wie verwandelt, und sprang mit hochroter Miene auf. »Etwas anderes haben Sie auch nicht verdient. Da ich Ihrer Dienste aber noch bedarf, werde ich davon absehen, von meinem Schießprügel Gebrauch zu machen.«
    »Dienste? Wie darf ich das verstehen?«
    »Kein Wunder, dass Sie so dämlich aus der Wäsche gucken«, spottete Sydow, durchmaß den Raum und lehnte sich mit dem Rücken an die Tür. »An Ihrer Stelle würde mir der Hintern jetzt auch auf Grundeis gehen. Zumal Sie sich hier in Berlin nirgendwo mehr blicken lassen können. Es sei denn, Sie haben vor, mit einer Schlinge um den Hals rumzulaufen. Schöne Aussichten, was? Aber keine Sorge. Als wahre Menschenfreunde haben mein Freund Krokowski und ich uns etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Sie werden Ihre helle Freunde daran haben, das kann ich Ihnen versprechen.«
    »Rache an einem Wehrlosen – keine Kunst.«
    Sydow krümmte sich vor Lachen. »Da haben Sie recht, Oelßner. Was das betrifft, sind Ihre Ex-Kollegen in der Normannenstraße wesentlich einfallsreicher als wir.«
    Kreidebleich im Gesicht, wirbelte Oelßner herum, öffnete den Mund und starrte seinen Gegenspieler mit angsterfüllter Miene an.
    Sydow ließ ihn jedoch nicht zu Wort kommen. »Normannenstraße«, wiederholte er, »Sie haben richtig gehört. Ich muss nicht extra betonen, dass die Rückkehr in Ihre angestammte Heimat die einzige Chance für Sie ist, Ihren Kopf zu retten. Und für Ihre Mitstreiter natürlich auch.«
    »Das … das können Sie doch nicht machen.«
    »Und ob ich das kann. Aber keine Angst. Was mich betrifft, werden die dortigen Genossen nichts von Ihrer Nebenbeschäftigung erfahren. Ist mir egal, welchen Bären Sie denen aufbinden. Apropos Bär, Oelßner. Selbstverständlich ist der Polizeipräsident über die geplante Aktion im Bilde und würde Sie und die übrigen Genossen lieber heute als morgen loswerden. Kann ich verstehen. Ganz schön peinlich, wenn herauskäme, wer sich im Lauf der Jahre so alles bei der Kripo getummelt hat.«
    »Und wo ist der Haken? Sie machen das doch nicht ohne Grund.«
    Anstelle einer Antwort, auf die sein Widersacher mit versteinertem Gesichtsausdruck wartete, wandte sich Sydow nach rechts, wo sich ein mit Akten, juristischen Handbüchern und Zeitschriften vollgestopftes Regal befand, trat ganz nahe an einen Leitzordner heran und sagte: »Mikro aus, Kroko.« Und dann, mit ein paar Sekunden Verspätung: »Was es jetzt zu besprechen gibt, geht nur mich und Herrn Oelßner etwas an.«
     
     
     
     

32
    Hyannis Port, Massachusetts
    | 03.10 h Ortszeit (09.10 h Berliner Zeit)
     
    Eine Minute Dauerklingeln. Schriller, als man es sich überhaupt vorstellen konnte. Stille. Eine weitere Minute, vorsichtig geschätzt. Abermalige Stille, begleitet von infernalischem Schädelbrummen. Und dann, quasi als Zugabe, das Ganze noch einmal von vorn. Ausgerechnet jetzt, ein paar Sekunden nach dem Einschlafen, wo er doch gehofft hatte, in Ruhe seinen Rausch ausschlafen zu können.
    Mit einem Wort – die perfekte Tortur.
    Verkatert wie noch nie, ächzte Andy Peterson, stellvertretender Stabschef des Präsidenten der USA, wie unter Schmerzen auf, begrub seinen Brummschädel unter dem Kissen und nahm sich vor, das Läuten des Telefons zu ignorieren. Dies schlug jedoch fehl, zum einen, weil der unbekannte Anrufer nicht aufgab, zum anderen, weil es sich bei dem trinkfesten Sohn eines schwedischen Vaters und einer Lettin aus Riga um einen der loyalsten Weggefährten Kennedys handelte. Der Gedanke, er werde gebraucht, ließ ihm keine Ruhe, und so wälzte sich der sechs Fuß und fünf Inch große und 112 Kilo schwere Hüne auf den Bauch, hechelte wie ein Marathonläufer und machte den Versuch, nach dem Hörer zu greifen. Bis er ihn endlich zu fassen bekam, verstrich eine volle Minute, genug Zeit, um sich und seinen ausgeprägten Hang zu harten Drinks gleich mehrfach zu verfluchen.
    Doch dann, nach mehreren vergeblichen Versuchen, hatte er es endlich geschafft. »Ja?«, krächzte Andris alias Andy Peterson, die Augen zugepresst und so benommen, als ob er von Cassius Clay persönlich ausgeknockt worden wäre. »Was …
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