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Keltenfluch

Keltenfluch

Titel: Keltenfluch
Autoren: Jason Dark
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hineinklettern musste. Vielleicht sogar beide.
    Wir schauten uns an. Die gleichen Gedanken beschäftigten uns. Es war nur niemand da, der sie aussprach. Für mich stand fest, dass ich die Aufgabe übernehmen würde. Das war weder etwas für Cella noch für ihren Freund, den ich ansprach. »Geben Sie mir Ihre Lampe, Tony.«
    Er erschrak. »Wollen Sie da hineinklettern?«
    »Sehen Sie eine andere Möglichkeit?«
    »Nein, aber…«
    »Geben Sie schon her!«
    Er griff zögernd nach seiner Taschenlampe und reichte sie mir. Als ich sie festhielt, drehte ich den Kopf und warf Bill einen aufmunternden Blick zu.
    Mein Freund nickte. »Okay, ich bin dabei.«
    Er bekam meine Lampe.
    »Und was sollen wir machen?« fragte Tony leise.
    »Sie und Cella bleiben hier stehen. Wenn Sie wollen, können Sie auch beten, dass wir es schaffen. Aber es ist unsere einzige Chance, das sollte uns allen klar sein.«
    Er nickte nur.
    »Fertig?« fragte ich Bill.
    »Wir können…«
    Ich hatte schon vieles in meinem Leben getan, und ich wollte auch darüber nicht großartig nachdenken, was mir alles widerfahren war, aber in eine aus Leichen bestehende Pyramide war ich noch nie hineingeklettert. Das allerdings lag jetzt vor mir und Bill.
    Pyramiden hatte ich schon in Ägypten besichtigt und erlebt, dass auch sie Geheimnisse bargen. Da gab es Türen, Eingänge, wie auch immer. Das war hier nicht der Fall.
    Ein kleiner Vorteil lag auf unserer Seite. Es gab im unteren Bereich Lücken, durch die wir uns schieben konnten. Und wir mussten wirklich hinein in dieses furchtbare Gebilde aus alten, zum Teil verwesten Toten, die wirklich wie in einem aus Mikadostäben gebildeten Werk über-, unter- und nebeneinander lagen.
    Viel Platz war nicht vorhanden, Die Leiber schränkten unsere Bewegungsfreiheit ein. Wir sprachen auch nicht und sparten unsere Kräfte. Die hellen Kreise der Lichtfinger glitten hinweg über die bleichen Knochen, tupften gegen verweste oder halbverweste Gesichter, berührten Körper, deren Gliedmaßen fehlten und die zahlreiche Wunden aufwiesen.
    Im Kampf gefallene Soldaten. Feinde der Kelten, die ihnen sehr gelegen gekommen waren, um die Pyramide bauen zu können. Sie war ein Werk für die Götter, denn genau diese Götter sollten gnädig gestimmt werden.
    Es war bestimmt nicht jedermanns Sache, die alten Leichen zu berühren. Wir mussten auch damit rechnen, dass die Pyramide zusammenbrach und wir unter der Last der Toten begraben wurden. Deshalb suchten wir nach Stellen, die einigermaßen Halt boten, so dass wir in die Höhe klettern konnten.
    Die anderen hörten wir.
    Wehleidige Stimmen, die über uns schwebten. Wir leuchteten in die Höhe, und wieder huschten die beiden unterschiedlich großen Lichtkreise durch die schaurige Umgebung aus Leichen, die von keinem Band oder keiner Schnur zusammengehalten wurden. Man hatte die Gliedmaßen so geschickt ineinander verschlungen, dass die Kräfte raffiniert und wie genau berechnet verteilt waren, damit das schaurige Gebilde nicht zusammenbrach.
    Zwei Gesichter waren für uns wichtig. Zwei lebende. Zwei, die sich bewegten, die wir durch unser Licht suchten. Gehört hatten wir die Gefangenen, jetzt brauchten wir sie nur noch zu entdecken.
    Alles sahen wir, nur sie nicht. Über uns verengte sich die Pyramide, da lagen die Köpfe und die Körper dicht an dicht, als wären sie zusammengepresst worden.
    »Sie sind doch da! Verdammt!« zischte Bill.
    »Ja, und ich werde sie finden.« Ich gab ihm ein Zeichen und hängte meine Lampe an den Gürtel.
    »Leg mal deine Hände zusammen, Bill, ich will hoch.«
    Mein Freund hatte etwas sagen wollen, aber ein Blick in mein Gesicht zeigte ihm, wie entschlossen ich war. Es ging auch nicht anders, das sah Bill ein. Seine Leuchte klemmte er quer zwischen die Lippen, um die Hände frei zu haben. Er legte sie übereinander und bildete damit eine Stufe, in die ich hineintrat.
    Mit dem rechten Fuß stieß ich mich ab, kam hoch, streckte die Arme vor und griff zu einem Halt, den ich mir schon zuvor ausgesucht hatte. Es war ein noch nicht verwester Oberschenkel, dessen Haut dunkel schimmerte.
    Natürlich machte es keinen Spaß, das tote Fleisch zu berühren, doch es blieb mir nichts anderes übrig. Da musste ich einfach durch, und ich dachte nicht daran, was ich umfasst hielt. Oberhalb von Bills Kopf fand ich einen Halt für meine Füße. Ich schaute nicht hin, wo ich mich abstützte, sondern konzentrierte mich auf die Höhe.
    Wenn man die Gegebenheiten beiseite ließ,
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